Morgen startet das Finale des diesjährigen World Series of Poker Main Events. Die „November Nine“ werden wie Gladiatoren in das Penn & Teller Theater im Rio Hotel einziehen und bis zum allerletzten Chip um den wichtigsten Pokertitel der Welt und die 8,5 Millionen Dollar kämpfen.
Für Hochgepokert ist das die Gelegenheit einen ganz genauen Blick auf diese neun starken Männer zu werfen, die ein Feld von 6.486 Kontrahenten hinter sich gelassen haben und nun morgen um 12 Uhr mittags amerikanischer Westküstenzeit an den Ort der entscheidenden Schlacht zurückkehren. Genauer gesagt widmen mir uns in diesem Teil der außergewöhnlichen Geschichte von Darwin Moon, dem überragenden Chipleader am Finaltisch.
Platz 1, Darvin Moon (46), Oakland Maryland, 58.930.000 (30 Prozent aller im Spiel befindlichen Chips): Es ist eine Geschichte die nur bei der World Series of Poker geschrieben wird. Eine amerikanische Tellerwäschergeschichte, diesmal nur mit einem Holzfäller in der Hauptrolle. Darvin Moon, ein scheuer Zeitgenosse mit dem Herz am rechten Fleck, aus einer Kleinstadt an der Ostküste der USA, der weder Computer noch Emailadresse besitzt, spielt aus Lust am Wettbewerb ein 130 Dollar Satellite zum Main Event der World Series mit und gewinnt. Da der selbstständige, bescheidene und recht arme Naturbursche Verantwortung für seine zwei Angestellten spürt, will er lieber die 10.000 Dollar in seinen maroden Betrieb stecken. Im letzten Moment überredet sein Bruder, einer seiner Angestellten, Darvin doch nach Las Vegas zu fliegen und am wichtigsten Turnier der Welt teilzunehmen.
Zum ersten Mal überhaupt besteigt Darvin Moon daraufhin ein Flugzeug in eine für ihn völlig neue, entgegengesetzte Welt. In Las Vegas gewinnen und verlieren Menschen mit einem Knopfdruck in nur einer Minute oft so viel Geld wie Darvin in einem Jahr im Schweiße seines Angesichtes mit dem Fällen von Bäumen nicht erwirtschaftet. Und doch kann Moon nicht nur mit der Axt und Motorsäge umgehen, er bringt auch das nötige Handwerkszeug in Sachen Poker mit nach Las Vegas.
Zwar spielt er gerade einmal drei Jahre No Limit Texas Holdem und das nach eigener Aussage auch nur, weil seine Freunde und er zum abendlichen Softball spielen zu alt geworden seien. Der Mann aus Oakland, den seine Frau Wendy an jedem der acht Turniertage unterstützt, kann Pokerspielen. Auch wenn er einen unglaublichen Lauf an guten Karten bekommt, so trifft er alle wichtigen Entscheidungen richtig. Kein einziges Mal muss der Holzfäller während der 66 Stunden Poker mit einem Allin sein Turnierleben auf´s Spiel setzen. Und landet schließlich sensationell mit einem Drittel aller Chips als Führender am Finaltisch. Aus 130 eingesetzten hart erarbeiteten Dollar sind schon mindestens 1.263 Millionen geworden.
Auf die Frage was er von seinem gewonnen Geld kaufen wolle antwortet Moon ganz bodenständig: „Meine Frau möchte einen neuen Rasenmäher“. Aber wir brauchen gar keinen!“ Und dann mit einem Zwinkern in den Augen: „Meinen Vater kaufe ich einen pinken Cadillac.“