Mit dem Sieg beim €25.500 Highroller Event im Rahmen des EPT Grand Final in Monte Carlo durch Tobias Reinkemeier fand die sechste Saison auch für die in der Vorsaison so erfolgsverwöhnte deutsche Pokerszene einen versöhnlichen Abschluss. „Auch“ deshalb, weil die sechste Saison vor allem für die Organisatoren um EPT-Gründer John Duthie (Foto) und natürlich PokerStars mal wieder ein voller Erfolg war.
Kommen wir also gleich zu den Fakten. Die Gesamtteilnehmerzahl in den Main Events der EPT ist in der abgelaufenen Saison gegenüber dem Vorjahr um exakt 1.011 Spieler auf 8.912 angestiegen, das bedeutet einen Zuwachs von über elf Prozent. Dadurch wurden insgesamt €56.672.284 an Preisgeldern ausgeschüttet (Saison 5: €52.273.024), womit die EPT ihren Status als größte Pokertour der Welt weiter ausgebaut hat. Einen Bärenanteil daran trägt natürlich das mit keiner anderen Turnierserie vergleichbare Satellite-System von PokerStars, denn allein 2.133 Spieler gewannen ihre Turniertickets online.
Holpriger Start in Kiew und Barcelona
Dabei fing die Saison alles andere als vielversprechend an. Während der Auftakt in Kiew (296 Teilnehmer) noch als Erfolg gewertet werden kann, war das als Saison-Highlight geltende Turnier in Barcelona allerdings mit 478 Spielern (Vorjahr: 619) eine ganz klare Enttäuschung. Doch bereits in London, mit der neuen Location im Hilton London Metropole, verbuchten die Organisatoren mit 730 Spielern den ersten Rekord und trotz Film- und Fotoverbot kamen Mitte November auch 322 Pokerspieler zur EPT-Premiere nach Vilamoura in Portugal.
So richtig Fahrt nahm die Tour aber erst mit dem neuen Teilnehmerrekord in Prag (584 Spieler) auf, denn danach wurden die bisherigen Rekord-Zahlen beim PCA (1.529) und in Deauville (768) nahezu pulverisiert (Zuwachs jeweils über 13 Prozent). Kopenhagen lag mit 423 Teilnehmern im erwarteten Rahmen, aber die Premieren in Berlin (945) und beim EPT Snowfest in Saalbach-Hinterglemm (546) zeigten deutlich, dass die EPT beliebter denn je ist.
Rekordfelder in Serie
Den Titel des größten EPT-Turniers, mit Ausnahme des PCA, holte sich im April 2009 die EPT San Remo mit 1.178 Teilnehmern. Aber wer dachte, dass damit die Grenze ausgereizt war, der musste sich vor wenigen Wochen eines Besseren belehren lassen, denn in das Casino San Remo strömten diesmal tatsächlich 1.240 Spieler und die Veranstalter waren sehr gut damit beraten, dieses Turnier auf sechs statt wie gewohnt fünf Turniertage angesetzt zu haben.
Da ist es ja schon fast beruhigend, dass beim Grand Final nur 848 Spieler das stolze Buy-in in Höhe von €10.600 auf den Tisch zu legten. Das Geld scheint also auch in der Poker-Community nicht auf Baumen zu wachsen, denn im Vorjahr waren es noch 935 Spieler beim Saisonabschluss gewesen.
Es ist eigentlich kaum zu glauben, dass die Zahlen auch in der im August in Tallin (Estland) startenden siebten Saison erreicht werden. Aber bei PokerStars scheint man da anderer Meinung zu sein. Die Caps wurden bei fast allen Turnieren um mindestens 100 Spieler erhöht. Für London und Barcelona wurde das Cap sogar von 800 bzw. 700 auf jeweils 1.000 angehoben. Mit Blick auf 2009 scheint das vor allem für Barcelona übertrieben, allerdings wurde für diese Veranstaltung mit dem Luxushotel The Arts eine neue Location gefunden und das Buy-in von €8.000 auf €5.300 reduziert, was sich als durchaus cleverer Schachzug erweisen könnte.
Mehr Platz für die siebte Saion
Beim PCA wird es diesmal Platz für 2.500 (!) Spieler geben (Vorjahr: 1.600) und Vilamoura lädt in diesem Jahr schon am 28. August an die dann sonnige Algarve. Allerdings bleibt noch abzuwarten, ob dort das Filmverbot aufgehoben wird, was vor allem für Spieler ein wichtiges Argument ist, die das Logo ihres Sponsors präsentieren müssen.
Und dann stehen zwei Termine im Kalender für die noch kein Standort gefunden oder einfach noch nicht alles unter Dach und Fach ist. Die Gerüchteküche brodelt auf jeden Fall und beim Stichwort Grand Final, das definitiv nicht mehr nach Monte Carlo kommen wird, fällt immer wieder Cannes als neuer Standort. Damit bliebe das Saisonfinale an der Côte d’Azur – und die Preise somit stabil -, aber offiziell ist das wie gesagt noch nicht.
Wien oder Marrakesch?
Wo die EPT vom 26. bis 31. Oktober stattfinden wird ist ebenfalls noch unklar, zumindest für die breite Öffentlichkeit. Aber hier sind schienbar gleich zwei Orte im Gespräch: Wien oder Marrakesch. Gegen Wien spricht, dass man mit dem Snowfest bereits eine Veranstaltung in Österreich hat, gegen Marrakesch, das es nicht in Europa liegt. Allerdings passt Wien sehr gut in die Reihe der EPT-Metropolen und für die Szene ist Wien allein durch die vielen Card Casinos durchaus attraktiv. Mit Marrakesch wäre ein exotisches Ziel im EPT-Kalender zu finden, das nicht ganz so weit wie die Bahamas vom Alten Kontinent entfernt liegt.
Ja und was ist eigentlich mit Kiew. Dort geht es schon im Juni los, allerdings als Auftaktturnier der neuen Russian Poker Series von PokerStars. Pikant, aber logisch aufgrund der Gesetzgebung in Russland: Die RPS kommt nicht nach Russland, dafür aber nach Sharm-El-Sheikh (Ägypten), Riga (Lettland) und Almaty (Kasachstan). Im Dezember ist für Kiew noch ein zweiter Stopp geplant und eventuell wird dieser ja noch zum EPT-Kalender hinzugefügt. Das PCA gehört schließlich auch zur NAPT, LAPT und zur EPT.
Eines steht auf jeden Fall fest, die Verantwortlichen der European Poker Tour sind definitiv nicht auf den Kopf gefallen und basteln an einer noch erfolgreicheren siebten Saison. Die globale Finanz- und Wirtschaftskrise scheint zumindest in der Welt von PokerStars bisher nicht angekommen zu sein. Wir sind gespannt wie sich die Tour weiterentwickelt und vielleicht auch ein wenig skeptisch, aber hochgepokert wird natürlich zum Start in Tallin am 11. August vor Ort sein.