Wann immer man Gefahr läuft, ob des unbefriedigenden gesetzlichen Status des Pokerspiels in Deutschland zu verzweifeln, lohnt sich ein Blick über die Grenzen der Bundesrepublik hinweg. In anderen Ländern Europas geht es den Spielern nämlich noch viel schlechter.
So zum Beispiel in Ungarn. Dort trat am ersten Mai ein Gesetz in Kraft, dass gemeinhin unter dem Namen „lex poker“ bekannt ist. Wobei „lex anti-poker“ vielleicht treffender wäre. Kern dieses neuen Gesetzes ist, dass jedwedes Pokerspiel um Geld außerhalb von Casinos und staatlich lizenzierten Card Rooms bei Strafe verboten ist. Und diese Strafen haben es in sich.
Denn der Strafrahmen reicht von 2 Millionen Forint (rund 7250 Euro) Geldstrafe bis hin zu zwei Jahren Gefängnis. Betroffen von dieser neuen Ausgeburt einer pokerfeindlichen Justiz sind jede Art der so beliebten Homegames. Spielt man also in Ungarn mit ein paar Freunden zu Hause im Wohnzimmer um den ein oder anderen Forint, bewegt man sich sofort im Kriminal und riskiert im schlimmsten Fall sogar eine Vorstrafe.
Poker ist in Ungarn ausgesprochen beliebt. Schätzungen ungarischer Medien zu Folge gibt es alleine im Großraum Budapest rund 20,000 Personen, die regelmäßig spielen. Sie alle stehen jetzt vor einem ernsten Problem. Es darf vermutet werden, dass viele von ihnen die Angebote im benachbarten Ausland nutzen werden, um ihrem Hobby nachzugehen. So liegt mit Wien ja eine der Pokerhauptstädte Europas gerademal zwei Stunden von Budapest entfernt und man trifft ja bereits jetzt in den Wiener Cardrooms ausgesprochen viele Ungarn.
Natürlich stößt dieses neue Gesetz auf wenig Gegenliebe in der ungarischen Pokercommunity. Die Hungarian Poker Association beispielweise hat beim obersten Gerichtshof Ungarns bereits eine Klage gegen das Machwerk eingebracht, da es ihrer Meinung nach massiv die Rechte der Spieler verletzt. Ihre Strategie dabei ist eine ähnliche, wie sie viele Poker-Lobbyisten weltweit verfolgen: Poker ist ein Strategiespiel – vergleichbar mit Schach – und kann daher nicht unter ein Gesetz gegen illegales Glücksspiel fallen. Wie viel Erfolg sie mit dieser Klage haben, bleibt abzuwarten. Viele Volkswirte Ungarns stellen sich allerdings auf ihre Seite. Sie fürchten durch das Gesetz einen Kaufkraftabfluss ins benachbarte Ausland. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Lage Poker betreffend in Ungarn in Zukunft entwickeln wird. Ein Hoffnungsschimmer könnte sein, dass das Gesetz noch von der alten Regierung beschlossen wurde. Diese Regierung musste bei den letzten Wahlen eine massive Niederlage einstecken und die Macht abgeben. Die neue Regierung unter der Fidesz Partei hat sich zum Thema Poker allerdings noch nicht geäußert.