Wer Herman Melvilles Roman Moby Dick kennt, weiß, dass die Jagd auf Wale mitunter eine recht gefährliche Beschäftigung sein kann. Ob Moby Dick auch in der Rechtsabteilung der Harrah`s Casinogruppe gelesen wird, entzieht sich zwar unserer Kenntnis, ratsam wäre es aber vielleicht. Denn auch die Anwälte des milliardenschweren Unternehmens befinden sich zur Zeit auf Waljagd. Allerdings ist ihr Wal weder weiß, noch schwimmt er im Pazifik. Vielmehr ist, oder besser gesagt war er, Millionen schwer.
Ihr Wal heißt auch nicht Moby Dick, sondern Terrance Watanabe. Watanabe, seines Zeichens Erbe eines Versandhauses für Partybedarf, schuldet der Casino Gruppe nämlich angeblich rund 14,75 Millionen Dollar, daher haben deren Anwälte nun die Staatsanwaltschaft Clark Country mit dem Eintreiben dieser Schulden beauftragt.
Wer jetzt denkt, dass 14,75 Millionen Dollar verdammt viel Geld sind, mag zwar einerseits Recht haben, irrt allerdings andererseits gewaltig. Denn in „Watanabe–Dimensionen“ ist dies wahrscheinlich gerademal ein Roulette Spin. Denn der Millionenerbe gilt als der Inbegriff eines Wales im Las Vegasschen Sinne. Über Jahre spielte er im Rio und im Caesars Palace die allerhöchsten Partien und ist der wohl größte Verlierer der an Verlierern ausgesprochen reichen Geschichte von Las Vegas. Unglaubliche 200 Millionen Dollar soll Watanabe alleine im Jahr 2007 verspielt haben. Das ist nicht nur mehr als das Bruttoinlandsprodukt kleiner Inselstaaten, sondern auch das meiste Geld, das jemals eine einzelne Person in Las Vegas verloren hat. Watanabes Verluste machten im Jahr 2007 sechs Prozent der gesamten Einnahmen der Harrah`s Casinogruppe aus.
Das jetzige Verfahren gegen Watanabe kann somit wohl als ein weiterer Beweis dafür gesehen werden, dass manche Menschen den Hals einfach nicht voll genug bekommen können. Denn obwohl Watanabe ohne Frage schon eine ganze Menge in die Tresore der Casinos gespült hat, zerren ihn diese jetzt vor Gericht. Sollte er im Falle einer Verurteilung die ausstehenden 14,75 Millionen nicht bezahlen können, drohen ihm laut den Gesetzen in Nevada bis zu 28(!) Jahre Gefängnis. Dementsprechend viel Kritik muss Harrah`s jetzt auch einstecken. So meint William Thompson, ein Professor der University of Nevada, der sich – wie könnte es anders sein – auf Glückspiel spezialisiert hat, dass dieses Verfahren andere Wale abschrecken könnte und sie in Zukunft Las Vegas meiden, wie ihre Artgenossen in freier Wildbahn japanische „Forschungsschiffe“.
Doch auch Watanabe selbst weiß sich zu wehren und verklagt nun seinerseits die Harrah`s Group. Denn zum einen hat ihm diese seiner Aussage nach einen Nachlass von eben jenen 14,75 Millionen Dollar auf seine Schulden gewährt und ihn andererseits während seiner Anwesenheit im Casino gezielt unter Alkohol und Drogeneinfluss gesetzt. So sollen ihn die Vip Hosts des Casinos illegal mit rezeptpflichtigen Schmerzmitteln versorgt und zu gelassen haben, dass er unter Alkohol und Drogeneinfluss spielt. Beides ist dem Gesetz nach selbst in Las Vegas verboten.
Beide Verfahren stehen noch aus und man darf gespannt sein, wer gewinnt, der Wal oder das Casino. Unserer Meinung nach, sollte sich Harrah`s allerdings warm anziehen. Denn seit Moby Dick wissen wir ja was passiert, wenn man den Großen, Weißen nicht mehr aus seinem Kopf rauskriegt….