Ich muss zugeben, dass Erdkunde in der Schule nicht mein stärkstes Fach war. Wenn es darum ging den Ländern die jeweiligen Hauptstädte zuzuordnen gehörte ich zu den wenigen Schülern in der Klasse, die sich lieber nicht meldeten. Über die Jahre habe ich dieses Manko allerdings in den Griff bekommen und wenn ich heute zum Beispiel nach der Hauptstadt von England gefragt werden würde, ja dann käme wie aus der Pistole geschossen: London.
Über den US-Amerikaner wird ja allgemein gesagt, dass er oder sie überhaupt keine Ahnung von Geographie hat und nicht einmal weiß wo Europa auf der Weltkarte zu finden ist. Ein fieses Vorurteil?
Offensichtlich nicht, denn die Ergebnislisten zur World Series of Poker bestätigen dieses Vorurteil eindrucksvoll. Dass die beiden Österreicher Stefan Rapp aus Linz und Octavian Voegele aus Obsteg als Australier geführt werden, da müssen wir wohl noch ein Auge zudrücken. Austria und Australia liegt, die geographischen Fakten außen vor gelassen, nicht allzu weit auseinander. Zudem wohnt Octavian tatsächlich seit einigen Jahren Down Under. Mehr als die Note 5 gibt es dafür dennoch nicht.
Es geht aber noch besser bzw. schlechter und dementsprechend hat alles was nun folgt die Note 6 verdient.
Viele werden sicherlich Pokerpro Greg Mueller kennen. Der Kanadier spielte viele Jahre in Deutschland Eishockey und gewann mit dem EC Hedos München 1994 die letzte Deutsche Meisterschaft, ehe aus der Bundeliga die Deutsche Eishockey Liga wurde. Auch bei der WSOP ist er kein Unbekannter, schließlich hat er in den vergangenen Jahren unzählige Top-Ergebnisse an den Pokertischen abgeliefert und 2009 gelang dann mit zwei Bracelets der große Durchbruch. Bei der diesjährigen WSOP hat Greg schon seinen ersten Cash eingefahren und in der Ergebnisliste sieht das Ganze bei einem zweifachen Bracelet-Gewinner wie folgt aus:
20. Greg Mueller $6.063 Bramberger – GE – Gambia
Ohne Worte, aber da geht noch was.
Wir sind wieder in der europäischen Metropole und Hauptstadt London und damit in der Ukraine, dem Heimatland von EPT-Gründer und Team PokerStars Pro John Duthie sowie November Nine 2009 James Akenhead. So zumindest muss man die Ergebnisse von $5.000 NLHE Shootout interpretieren:
16. John Duthie $16.607 London – Ukraine
36. James Akenhead $16.607 London – Ukraine
Ok, UK/Ukraine, Austria/Australien, wie bitte sollen die Mitarbeiter der WSOP da noch durchsteigen. Was allerdings bleibt ist die Frage nach der Verbindung Canada/Gambia?
Die Antwort liegt doch auf der Hand: Deutschland. „Natürlich, warum bin ich nicht schon früher darauf gekommen?“ (Würde Privatdetektiv Magnum jetzt sagen) Greg Mueller hat jahrelang in Deutschland gelebt, spricht die Sprache fließend, Germany schreibt sich fast genauso wie Gambia und dementsprechend sind Horst Eilers (Hamburg), Robert Zipf (Ravenstein), Simon Günther (Bad Marienberg), Julian Billion (Sasbachried), Oliver Nebel (Mannheim), Thomas Stoll (Thalfingen), Michael Chemilcek (Neckaubischofsheim?) und natürlich Andreas Krause (Heilbronn) alles kleine Afrikaner. Logische Schlussfolgerung.
31. Horst Eilers $15.642 Hamburg – GE – Gambia
Es wird uns also nichts anderes übrig bleiben für den Rest der WSOP in den Ergebnislisten nach Spieler aus Gambia und Australien Ausschau zu halten. Bei den Schweizern scheint es tatsächlich Swaziland (grenzt an Südafrika) zu werden. Zwar haben die Eidgenossen noch nicht gecasht, aber in einer Chipcountliste konnte ich folgenden Spieler entdecken:
99. Claudio Rinaldi -15,000 Rancate – Swaziland
So, ich muss weiter suchen. Vielleicht haben wir ja schon ein paar Bracelets gewonnen und keiner hat’s gemerkt.