Als der November Niner Jeff Shulman im Vorjahr bekannt gab, dass er im Falle eines Sieges sein Bacelet aus Protest gegen die Medienpolitik der WSOP in den Müll werfen würde, löste dies einen Sturm der Entrüstung in der Pokerwelt aus. Von mangelndem Respekt und einer Profilierungssucht des Cardpplayer Redakteurs war mancherorts die Rede. Doch wenn man sich die Medienpolitik der WSOP, genauer gesagt die Medienpolitik des WSOP Veranstalters Harrah`s ansieht, könnte man geneigt sein, dem guten Jeff Recht zu geben.
Nehmen wir zum Beispiel einmal das Filmverbot im Rio. Für den Casinobereich mag dies ja nachvollziehbar sein, schließlich gilt es die Privatsphäre der Automaten und Roulette Zocker zu wahren, doch das Filmen im Turnierbereich der WSOP ist aus ganz einen anderen Grund untersagt. Harrah`s hat nämlich die Exklusivrechte an allen bewegten Bildern an den amerikanischen Sportsender ESPN verkauft. Und weil ESPN Angst hat, dass jemand anders ihnen die besten Bilder wegschnappen könnte, darf nirgends im Rio gefilmt werden. Egal, ob man schnell einen Freund vom Rail aus filmen will, oder – wie wir – eine Internet TV – Sendung produziert. Filmt man doch, klopft einem meist innerhalb weniger Sekunden ein grimmig drein blickender Herr im dunklen Anzug auf die Schulter und zwingt einen, das eben gefilmte sofort wieder zu löschen. Dass man ja sowieso nur deutschsprachige Spieler filmt, die ESPN komplett egal sind und man mit seiner kleinen Videokamera niemals eine Konkurrenz zu den State of the Art Gerätschaften des Sportsenders sein kann, ist den Herren von der Security vollkommen egal. Filmt man, muss es gelöscht werden, lässt man sich nochmals erwischen, droht der Rauswurf.
Ähnlich verhält es sich beim Live Bloggen. Hier hat Harrah`s die Exklusivrechte an Pokernews verkauft. Heißt man nicht Pokernews, darf man nur einmal pro Stunde ein Update bringen. Dass man ja sowieso nur deutschsprachige Spieler covert, ist hierbei auch egal. Wird man von Securities beim Live Bloggen erwischt, droht ebenfalls der Rauswurf. Im Wiederholungsfall – wie zum Beispiel beim Pokerstrategy Blogger – fasst man eine einwöchige Sperre aus. Bei den wichtigen Events wie zum Beispiel der Heads Up Championship oder dem Tournament of Champions heißt es für alle normalsterbliche Journalisten sowieso „Wir müssen leider draußen bleiben.“ Vor die Rails darf man dann nur mehr mit einem ESPN oder Pokernews Bändchen um den Hals.
Auf den ersten Blick mögen diese Regelungen für Harrah`s aus wirtschaftlicher Sicht Sinn machen. Schließlich lässt sich mit dem Verkauf der Exklusivrechte bestimmt ordentlich Geld verdienen. Denkt man jedoch einen Schritt weiter, sollte man die erkennen, dass dies Vorgehen recht kurzfristig ist. Denn die Medien haben die WSOP und auch Poker erst zu dem gemacht, was sie heute sind. Wären 2003 nicht alle Medien weltweit auf den Zug aufgesprungen, hätte Poker niemals so populär werden können. Speziell die internationalen Medien verrichten für die WSOP seit Jahren gratis PR Arbeit und rühren schon Monate vor der WSOP kräftig die Werbetrommel. Man dankt es ihnen, indem man ihnen Prügel vor die Füße wirft und ihre Arbeit mit unsinnigen Schikanen unnötig erschwert. Setzt sich dieser Trend fort, erleben wir bald eine Monopolisierung der WSOP Berichterstattung. Einige wenige Anbieter berichten exklusiv über die großen Stars und wen diese Anbieter nicht kennen, über den gibt es eben keine Berichterstattung. Trotz dieser Hürden versuchen wir von Hochgepokert und Pokertoday euch die beste Coverage aus dem Rio zu bieten. Auch wenn wir dafür manchmal gezwungen sind, mit Hüten und falschen Bärten die allgegenwärtigen WSOP – Securities an der Nase herumzuführen und auf die Hilfe praktisch unsichtbarer Ninjas zurückgreifen müssen: Wir bleiben für euch am Ball!