Auch wenn wir alle wieder in heimische Gefilde zurückgekehrt sind, und unser Haus mittlerweile von anderen Gamblern bewohnt wird, gibt es in diesem dritten Teil rückblickend nochmal exklusive Einblicke in das Leben des Hochgepokert-Teams in Sin City.
Wie ist es Ben Kang ergangen? Während einer Autofahrt in seinem Mustang erzählte er mir von einem Treffen der besonderen Art: Da Slotmachines außer Mode gekommen waren, entschied sich Ben eines Abends, zusammen mit einem Freund an einem Highroller-Tisch im Bellagio Craps zu shooten. Während die Partie so vor sich hin plänkelte, erblickten die beiden plötzlich Phil Ivey. Zusammen mit dem erfolgreichen Turnierspieler Danny Wong, einem französischen Geschäftsmann und seiner Frau sowie einigen Bodyguards steuerte Ivey direkt Bens Tisch an. Sofort wurde der Tisch auf „private“ umgestellt, sodass kein anderer Spieler mehr daran Platz nehmen konnte. Nach kurzer Begrüßung annoncierte der Tiger Woods of Poker nur „I take 500k!“. Nachdem seine Freunde ebenfalls „aufgeladen“ hatten, konnte die Action weiter- bzw. losgehen. Wie Ben mir fasziniert erzählte, entwickelt sich beim Craps sehr häufig eine mitreißende Gruppendynamik, denn ein Spieler würfelt für alle anderen, wobei jeder seine eigenen Bets platziert. So geschah das auch in diesem Fall. Kein Wunder, denn die Ehefrau des Franzosen hatte einen Lauf, der nicht mehr enden wollte! Nachdem es bei Ben und seinem Kollege zuerst suboptimal lief, so sollte es diese besagte Damen für den ganzen Tisch richten. Die Ergebnisse können sich sehen lassen: Nach ca. zwei Stunden war der Geschäftsmann $120.000 im Plus, Danny Wong brachte es auf $250.000 und der Großmeister Ivey erzielte einen Reingewinn von satten $430.000! Der Abend war für alle Beteiligten gerettet…(Übrigens: Das Bild von Ben, als er den Jackpot an der $1-Slotmachine im Soutpoint geknackt hat, konnten wir leider nicht mehr ausfindig machen!)
Wer hat an der Uhr gedreht?
In der nächsten Situation wird es gefährlich: Ich befinde mich wieder mal im South Point Casino. Auf dem Weg vom Restroom zum Table bemerke ich in der Nähe des Pokerrooms bereits 3 furchterregende Typen, denen ich alleine draußen nicht begegnen möchte. Wie es der Zufall so will, nimmt einer von ihnen direkt an dem Tisch Platz, an dem ich mit unserem Kameramann Lennart sitze. Der „Gangster“ ist ca. 27 Jahre alt, drahtig, glatzköpfig, trägt ein überweites, graues Shirt sowie wild anmutende Tättowierungen. Was ich bisher nur aus Filmen kannte, sehe ich nun zum ersten Mal live: Unter jedem Auge hat er Strich-Tattoos, die über jeweils beiden Augen mittig weiterverlaufen. Als Bartersatz hat er sogar Koteletten in Form von Tinte im Gesicht, Knast lässt grüßen! Nun kommt es zu einer Hand zwischen Lennart und dem Bemalten. Am River macht der Typ eine große Bet. Lennart überlegt ca. 8 Sekunden. Plötzlich ruft ein iranischer Spieler, der nicht in die Hand verwickelt ist, „Clock“! Der Floormann kommt an den Tisch, die verbleibende Minute für eine Entscheidung wird angezählt, Lennart muckt seine Karten. Die Folge: Der Gangster ist sichtlich erregt von dem Verhalten des Intervenierenden. Er beschwert sich darüber, dass er gerade mit einem Bombenblatt volle Auszahlung bekommen hätte, wenn nicht die Uhr gerufen worden wäre. Welch bodenlose Frechheit! Während sich Lennart komplett raushält, schaukeln sich die beiden Streithähne so lange hoch, bis der Iraner dem Gangster anbietet „we can discuss this outside!“ Der Tättowierte lässt sich das natürlich nicht 2 Mal sagen und meint „let‘s go, bitchboy“. Daraufhin ordert der Clock-Rufer erneut den Floorman, der für Ordnung sorgen soll. Wie im Kindergarten petzt der Iraner nun, dass er als „Schwuchtel“ tituliert wurde. Nach einer nervenaufreibenden Diskussion wird es dem Gangster zu bunt, er erhebt sich. Erlebe ich nun meine erste Casinoschlägerei oder gar -schießerei? Unterkante Oberlippe packt der vermeintiche Drogendealer seine Chips zusammen, geht zum Cashier und casht aus. Am Tisch ist es mucksmäuschenstill. Der Bemalte nähert sich wieder unserem Tisch, aber nur, um der Dealerin höflicherweise noch $2 Tip zu geben. Dabei dreht er sich nochmal zu dem Iraner: „I wait for you outside, bitchboy!“, bevor er sich dann mit seinen Kollegen gen Ausgang begibt. 15 Minuten später ist der Iraner broke. Die Dealerin fragt ihn sofort, ob er bei Verlassen des Casinos einen Security zur Seite gestellt bekommen möchte. Dieser verneint jedoch. Was dann passiert, kann nur erahnt werden. Nachdem Lennart und ich ca. 2 Stunden später ebenfalls das „Südpunkt“-Casino verlassen, sehen wir zu unserer Linken nur noch ein Polizeiauto stehen…
Drinks, Mond und Raketen
Am 4. Juli, dem Independance Day, lud Everest Poker zu einer genialen Party in einem der angesagtesten Spots der Stadt ein: Der Pure Club im Caesars Palace! Genauer gesagt fand die Players Party auf der Dachterrasse des Clubs statt, von der aus man einen phänomenalen Ausblick über die Szenerie des Strips genießen kann.
In großzügiger Manier durfte bis 22:00 Uhr auf die Kosten von Everest so ziemlich alles bestellt werden, was die Bar hergab. Natürlich hat es auf dieser Party nicht an Pokerprominenz gemangelt: Leo Margets, Dario Minieri, Brian Townsend und Kara Scott, Michael Keiner, Markus Golser, Matthias Kürschner, Jan-Peter Jachtmann, um nur einige zu nennen.
Bei dem grandiosen Feuerwerk, das über einen Zeitraum von 20 Minuten unsere Kinnläden offen stehen ließ, hat das Caesars Palace gewiss keine Mühen gescheut.
Nachdem sich unser Chef Henning für einen trockenen Cashgame-Abend entschieden hat und die Party auch dementsprechend früher verließ, war es wieder der harte Kern, der bis in die frühen Morgenstunden zusammen mit dem „Highrollääääh“ exzessiv feierte.
Als ich gegen Ende keine bekannten Gesichter mehr im Club fand, begab ich mich auf einen 30-minütigen Fußmarsch, um mich letztendlich mit zwei saftigen Burger beim goldenen M zu belohnen. Aufregend fand ich es, dass ich in dem Restaurant so ziemlich der einzige Weiße war…
Mit diesem schönen Bild von Snoop Dogg, der auf der Pokerstars Party im Palms eine Bombenshow ablieferte, möchte ich mich als Praktikant Nr.2 nun verabschieden.
Man liest sich bestimmt wieder 😉
Gambelnde Grüße
Marius