Wer glaubt, Glückspiele sind ein Phänomen der jüngeren Vergangenheit, irrt gewaltig. Sie sind wahrscheinlich eben so alt wie die Menschheit selbst. Wahrscheinlich haben bereits die Steinzeitmenschen am Lagerfeuer um die erjagte oder ersammelte Beute ihrer Stammesmitglieder gespielt. Die Quellenlage zu dieser frühzeitlichen Glückspielindustrie gestaltet sich natürlich überaus schwierig, doch spätestens ab der Antike gibt es genug Überlieferungen historischer Glücksspiele. So verwundert es auch nicht, dass es genug historische Persönlichkeiten gibt, die sich mit Glückspielen unterhalten haben, oder damit gar ihren Lebensunterhalt bestritten. Hier die fünf bekanntesten Beispiele historischer Gambler:
Rene Descartes (Bild)
Cogito ergo sum – Ich denke, also bin ich. Wer kennt diesen Ausspruch Rene Descartes nicht. Der französische Philosoph des 17. Jahrhunderts gilt als Begründer des modernen Rationalismus und der modernen Erkenntnistheorie. Für Descartes war das Denken die wichtigste Eigenschaft des Menschen und Grundbedingung jeder Art von Erkenntnis. Wenn sich Descartes allerdings nicht gerade den Kopf über die Metaphysik zerbrach, vertrieb er sich die Zeit mit diversen Glücksspielen. Man vermutet heute sogar, dass er nach seiner Zeit an der Universität und im Militär teilweise davon gelebt hat. Glücksspiele waren in Frankreich des 17. Jahrhunderts ungemein populär, vor allem Kartenspiele, die als Vorläufer des heutigen Pokerspiels gelten und mit einem nahezu identischen Kartendeck gespielt wurden.
Karl der Zweite von England
Die Herrschaft Karl des Zweiten ist eine der wechselhaftesten in der ausgesprochen wechselhaften Geschichte der englischen Königshäuser. Karl musste aus England fliehen, regierte von Frankreich und den Niederlanden aus und kämpfte Zeit seines Lebens gegen Revolten in England. Als er dann endlich wieder in England war, erschütterte eine ausgesprochen hartnäckige Pestepidemie London. Man könnte also denken, dass der gute Karl wenig Zeit für die diversen Vergnügungen des Alltags hatte. Trotzdem gilt Karl als einer der degeneriertesten Spieler, die jemals irgendwo auf der Welt auf einem Königsthron gesessen sind. Er war sogar so verrückt nach Glücksspielen, dass seine Leidenschaft einen wahren Boom im England des 17. Jahrhunderts auslöste. Alle wollten es dem König gleich tun und gambelten was das Zeug hielt…
Casanova
Es überrascht wenig, dass der Mann, dessen Name auf ewig mit sexuellen Ausschweifungen verbunden ist, auch einen Hang zum Glücksspiel hatte. Im Alter von 21 Jahren zog Casanova nämlich aus, um professioneller Spieler zu werden. Es zeigte sich jedoch schnell, dass seine Talente eher in einem anderen, von der christlichen Moral ähnlich verurteilten Laster lagen. Laut seinen eigenen Angaben scheiterte der Spieler Casanova vor allem daran, den Tisch zum richtigen Zeitpunkt zu verlassen und an seiner mangelnden Selbstkontrolle. Heute nennt man das wohl Tiltanfälligkeit…
Fjodor Dostojewski
Fjodor Dostojewski ist ohne Frage einer der größten, russischen Schriftsteller überhaupt. Sein wohl mit Abstand bekanntestes Werk ist der unglaubliche Wälzer Schuld und Sühne, doch was uns an dieser Stelle interessiert, ist ein anderes: Der Spieler. Wie der Titel schon vermuten lässt, geht es in dem Spieler um eine dem Glücksspiel verfallene Gruppe von Menschen und deren tragisch komische Erlebnisse in der Stadt Roulettenburg. Man geht heute davon aus, dass dieser Roman Dostojewskis sehr stark autobiografisch geprägt ist und er damit seine eigene Spielsucht verarbeitete. So soll Dostojewski zum Beispiel das gesamte Honorar, das er für Schuld und Sühne erhalten hatte, zur Bezahlung seiner Spielschulden benutzt haben. Ein aus deutscher Sicht amüsantes Detail am Roman Der Spieler ist übrigens, dass vermutlich entweder das Casino in Bad Homburg oder das Casino in Wiesbaden Dostojewski als Vorbild für seinen fiktiven Ort Roulettenburg gedient haben dürfte. Er selbst hat in beiden Spielbanken zumindest eine Menge Rubel verloren…
Claude Monet
Dass wir heute überhaupt so viele Bilder des französischen Impressionisten Claude Monet bewundern dürfen, verdanken wir dem Glücksspiel. Das Glücksspiel hat es nämlich Monet überhaupt erst ermöglicht, sich voll und ganz auf die Malerei zu konzentrieren. Denn wie bei so vielen Künstlern, war auch Monets finanzielle Situation alles andere als rosig und er musste sich mit diversen Jobs über Wasser halten. Das alles änderte sich jedoch, als er 1891 über 100.000 Franc in der französischen Lotterie gewann. Von da an tat Monet nichts Anderes mehr als malen und wurde dadurch zu einem der berühmtesten Impressionisten überhaupt…