Raumtemperatur und Weltverschwörung – Ich trickse Marcel Luske aus – Der Russe und die Schokoschnittchen
„…5000 Chips – we play for the button at table 4 …….. Blinds 25/25 …. Dealer start please“. – Wen interessiert denn das? Was soll ich mit diesen Informationen anfangen? Ich als bekennender Pokerhypochonder will ganz andere Sachen wissen. Wieso kommen keine Durchsagen wie: „Die Notausgänge sind auch tatsächlich geöffnet“. Oder „Wir haben auf Tisch Sieben Platz 9 einen Internisten und auf Tisch Eins Platz 5 immerhin einen Veterinärmediziner sitzen. Der Defibrillator befindet sich unter dem Floormanpult“.
Wer bestimmt eigentlich die Raumtemperatur bei solchen Turniern. Zahlt die EPT pro verfeuerte Tonne Heizöl, oder gibt es eine Pauschale? Jedenfalls es ist fürchterlich heiß. Knapp oberhalb der von der Weltgesundheitsorganisation empfohlenen Temperatur für Swingerclubs. Bei meinem ersten Antreten war ich noch völlig falsch adjustiert angetreten. Khaki-Anzug und Tropenhelm habe ich keinen in meiner Garderobe und so musste ich improvisieren und wurde prompt bestraft. – Davon später mehr.
Erst treffe ich Marcel Luske und das kostet mich gleich 200.-E. Mein Sohn heißt nicht nur Schrage – er ist auch einer. Seine erste Reise ohne Aufsicht führt ihn nach Amsterdam (warum will ich gar nicht hinterfragen). Jedenfalls, während sich mein Filius bei der Touristeninformation nach einem billigen Campingplatz erkundigt, stehlen sie ihm hinter seinem Rücken Zelt, Rucksack und Geld. Was tun? Papa anrufen und Papa weiß nur einen, der zur Nachzeit in Amsterdam helfen kann. Marcel Luske eben.
Natürlich wollte ich gleich per Pokerstars Dollar oder Banküberweisung die Schuld begleichen. Aber Marcel hat sich geweigert mit den Worten. „No, no Götz – My city was not good to your son.“ Gestern am Finaltable des PLO Side-Events sehe ich ihn einen Moment unkonzentriert, nutze die Gelegenheit und drücke ihm die 200E die Hand, ehe er sich wehren kann. – Selbstverständlich werde ich die Sache nicht auf sich beruhen lassen. Irgendwann fahre ich nach Amsterdam und greife mir das erste Zelt was ich in die Finger bekomme. Weil ein Schrage macht nicht nur keine Schulden, er lässt sich auch keine Campingutensilien stehlen. – Quasi aus Prinzip.
Zurück zu meinem Tisch, aber bleiben wir gleich in der selben Thematik. Schräg gegenüber sitzt der russische Schokoschnittchendieb vom vergangenen Dienstag. Mit letzter Kraft hatte ich mich in der Turnierpause zur Bar geschleppt und dann einen Moment nicht aufgepasst und jetzt sitzt der Junge an meinem Tisch. Gut dass ich am Dienstag nicht gleich meinem Reflex folgend losgebrüllt hatte: „Heh Iwan willst du meine Armbanduhr auch noch?“. Nur bei meinem Glück ist der Russe dann Jude und russischen Juden verstehen einfach alle Sprachen. Da sind die wirklich ein Phänomen. Wenn Greenpeace im Regenwald ein unbekannten Volk mit unbekannter Sprache entdeckt, rufen sie in Moskau bei der Synagoge an und der Rabbiner schickt dann ein Mitglied der Gemeinde zum Übersetzen. – Werde gleich mal Thilo Sarrazin anschreiben und ihn fragen was er dazu meint.
Beim Turnier hat man mir der Platz bei der Tür gegeben. Absichtlich schreibe ich nicht „zugelost“, weil ich es besser weiß. Wer in Casinos unangenehm auffällt wird bestraft und bei mir geht simples Erscheinen und unangenehm Auffallen meist synchron. Was habe ich mich schon wegen defekten und nicht vorhandenen Klimaanlagen entrüstet und beschwert. Deswegen bekomme ich – quasi als lebenslang Strafe – den Platz bei der Türe wahlweise beim Fenster, zugewiesen. Selbstverständlich absichtlich! Sobald die wissen, dass ich vor habe ein Turnier zu spielen, holen sie einen Sachverständigen für rauminterne Luftstromanalyse. Der findet dann raus, an welchem Platz die Kaltluftbelastung am höchsten ist und dort sitz dann ich. – Abschließend sei noch angemerkt, mir ist schon klar, dass meine Zeilen hier nichts ändern werden. Ich will nur, dass die wissen, dass ich weiß was sie tun. – Danke für die Aufmerksamkeit.
War ich dann froh, dass ich dann endlich ein Paar Achter fand. Mein Gegner hatte ein paar Neuner und aus die Maus. Bei Tee und heißer Suppe wärmte ich mich im hauseigenen Restaurant auf. Am Nebentisch drei Chinesen ohne Stäbchen beim Essen. Auch kein leichtes Leben. Am Sonntag werde ich wieder antreten, aber irgendwie inkognito oder in letzter Minute. Wie heißt nochmal der biertrinkende Dauerarbeitslose? Arno Dübel oder so. Da werden sie am Sozialamt in Hamburg aber schauen, wenn der das 300er Turbo gewinnt. – Vielleicht komme ich aber auch mit Halskrause und lass mich von Doc Keiner begutachten. Dann klage ich die EPT auf 1 000 000.-Euro und schicke einen Container Schokoschnittchen nach Russland. Da lass ich mich nicht lumpen.- Ehrensache.