Heute Nacht spielen Jonathan Duhamel (Bild links) und John Racener (rechts) um den Sieg beim WSOP Main Event und damit um das begehrteste Bracelet der Welt. Der Unterschied zwischen den Payouts für den Sieger und dem Runner-up ist mit rund 3,4 Millionen zwar gewaltig, jedoch sind die $5.545.955 für Platz zwei mehr als genug, um für sein Leben ausgesorgt zu haben.
Dennoch ist hier die Silbermedaille nicht einmal annähernd so viel wert, wie es scheint. Denn nur der Sieg bringt einem den Eintrag in die Geschichtsbücher. Zwar gibt es mit Dewey Tomko (2001), Sam Farha (2003), David Williams (2004) und Paul Wasicka (2006) sehr bekannte Runner-ups, jedoch verdienten sich diese Pros anderweitig ihre Sporen. T.J Cloutier, der gleich zweimal im Heads-up unterlag, ist ebenfalls mehr für seine Eskapaden am Craps-Table bekannt, als für sein Abschneiden beim Main Event. Kurzum: „The Winner takes it All“, zumindest den Ruhm.
2001: Carlos Mortensen bezwingt den Poker-Veteran Dewy Tomko im Heads-up und kassiert $1.500.000 Siegprämie. Der Final Table wird im Nachhinein als einer der Besten angesehen, da neben Tomko und Mortensen auch Phil Hellmuth (5. Platz) und Mike Matusow (6. Platz) mit am Tisch sitzen. Nicht zu vergessen sind Phil Gordon (4. Platz) und Henry Nowakowski (7. Platz) aus Deutschland.
2002: Robert Varkonyi ist wahrscheinlich einer der wenigen Weltmeister, die auch von gestandenen Pokerfans nicht erkannt werden würde. Die Gründe hierfür sind, dass der New Yorker nach seinem Erfolg bodenständig blieb und seinen eigentlichen Job nicht an den Nagel gehängt hat. Als Semi-Pro war er jedoch gut genug, um als C-Promi eine Zeit lang für Interpoker zu werben. Für seinen Sieg beim Main Event kassierte Varkonyi damals $2.000.000, was den Großteil seiner Pokergewinne ausmacht.
2003: Chris Moneymaker veränderte die Pokerwelt. Der Begriff Moneymaker-Effect ist wahrlich nicht übertreiben, denn die Geschichte vom Online-Qualifikanten, der $40 in $2.000.000 verwandelte, lockte Millionen von Spielern an den virtuellen Filz und entfachte den weltweiten Pokerboom. Sein Heads-up-Spiel gegen Sam Farha ist eines der bekanntesten Pokerduelle und sorgt noch heute für Diskussionen.
2004: Greg Raymer trat im Jahr darauf in Moneymakers Fußstampfen. Während Runner-up David Williams mit 3,5 Millionen bereits mehr kassierte als Moneymaker, erhielt Raymer unglaubliche $5.000.0000. Eine neue Ära hatte begonnen, denn der Traum vom Tellerwäsche-zum-Pokermillionär wurde ein weiteres Mal vorgelebt.
2005: Joe Hachem wäre sicherlich in Vergessenheit geraten, wenn er nicht im Spiel zu viert mit die Pocketnines von Aaron Kanter im Preflop-Duell geschlagen hätte. Dass der Australier die letzte Hand im Turnier mit recht glücklich gewonnen hat (mit die Straight gefloppt – das Geld ging am Turn rein) ist heute ebenso völlig belanglos, da Joe Hachem und nicht Steven Dannemann als Weltmeister von 2005 bekanntwurde.
2006: Jamie Gold kassierte mit $12.000.0000 nicht nur das bisher größte Preisgeld aller Zeiten, sondern erlangte durch seinen Sieg viel Ruhm und Bekanntheit. Und auch wenn Allen Cunningham, Mike Binger und Paul Wasicka um Längen besser sind, wird sich jeder an Gold erinnern.
2007: Jerry Yang kassierte $8.500.000 für seinen Erfolg und auch wenn der gebürtige Laote versucht, sich aus der Öffentlichkeit fernzuhalten, so ist er zu einer bekannten Persönlichkeit geworden. Einen Teil seiner Gewinne hat der Psychologe gespendet und konnte zumindest seine Popularität nutzen, um für Hilfsprojekte zu werben. Runner-up Tuam Lam ist hingegen fast völlig in Vergessenheit geraten.
2008: Peter Eastgate spielte sich zum jüngsten Main Event Champion aller Zeiten (na ja, zumindest für ein Jahr hielt der Rekord) und war plötzlich in aller Munde. Seine Verpflichtung als Poker-Pro um die Welt zu reisen ging er bis zum Sommer dieses Jahres nach. Der 24-Jährige gab kurz vor der WSOP seinen Rücktritt aus der Pokerwelt bekannt. Mit einem Main Event Gewinn in Höhe von 9,1 Millionen ist eine Frührente allerdings auch kein Problem.
2009: Joe Cada knackt Eastgates Rekord und wurde mit 21 Jahren Weltmeister. Das Preisgeld ($8.546.435) kann sich sehen lassen, aber noch viel wichtiger ist, dass er direkt unter Vertrag genommen wurde, wohingegen Darvin Moon ohne Sponsorship von der Bildfläche verschwand. Auch das Phil Ivey am Final Table saß, ist schon fast vergessen.
2010: Johnathan Duhamel geht heute Nacht (4 Uhr MEZ) mit einem dicken Chiplead von über 6,1:1 in das Duell gegen John Racener. Der Shorty hat jedoch noch rund 25 Big Blinds an Spielmaterial, sodass noch alles offen und der Eintrag in die Geschichtsbücher möglich ist. Morgen früh wissen wir wie das Heads-up entschieden wurde, aber in einem Jahr wissen wir höchstwahrscheinlich nur noch den Namen des Gewinners.
Zu guter Letzt noch die 'Mutter aller Final-Hände' und der Beweis, dass ein Pro es auch ohne Main Event Gewinn in die Poker Hall of Fame bringt (auch wenn es Chan acht Jahre früher als Seidel geschafft hat).