Normalerweise ertrage ich ja Unsinn in der Pokerpresse mit Gelassenheit oder maximal leicht erhöhtem Blutdruck. Aber Ihre Kolumne zu dem Tekintamgac Skandal erinnert mich irgendwie an Franz Josef Wagner und seine Fantasien zum Thema Berliner Pokerraub. Neben stark erhöhtem Blutdruck wirft sie für mich folgende Frage auf: Haben Sie einfach keine Ahnung oder meinen Sie das wirklich alles ernst, was Sie da schreiben ?
Für alle, die dieses Machwerk (noch) nicht gelesen haben, erlaube ich mir, den Text hier einzufügen:
PokerNews Kommentar von Georg Steiner – 06.November 2010
Bravo, genau das hat die Pokerszene noch gebraucht. Ein WPT Sieger versucht seine Gegner live vor Kameras zu betrügen und wird erwischt. Kaum sind die Schockwellen vom Poker Raum bei der EPT Berlin verklungen, sorgt ein deutscher Pokerspieler erneut für Ärger.
Ali Tekintamgac stürzt mit seinem versuchten Betrug (für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung) erneut in den medialen Abgrund. Schlimm genug, dass es offenbar schon sein Monaten genügend Hinweise gab und Ali unter verstärkter Beobachtung stand. Warum der endgültige Videobeweis erst bei der Partouche Poker Tour zum Ausschluss aus dem Turnier sorgte bleibt ein Rätsel. Vor allem wenn man sich das Video vom Heads up in Barcelona ansieht, fragt man sich warum Konsequenzen bisher ausblieben.
Sollten sich die Vorwürfe gegen Ali Tekintamgac tatsächlich bestätigen muss das weitreichende Konsequenzen nach sich ziehen. Der Ausschluß von allen Live Touren und ein Hausverbot in den Casinos sind zum Schutz jener 99,9% der Pokerspieler, die nicht betrügen, unumgänglich.
Die Veranstalter der großen Pokerevents sind ebenfalls gefordert. Die Unzahl von „Reportern“, die sich im Turnierbereich tummelt und auch für Laien auf den ersten Blick als Fake erkennbar sind, müssen konsequent hinter die Rail verbannt werden. Spielerfrauen und Freunde nutzen derzeit gerne diese Lücken im System, das kann so allerdings nicht weitergehen. Als Vorbild dazu kann die WSOP dienen, hier greifen die Securities gnadenlos durch. Eine farblich einheitliche, und deutliche sichtbare Presseakkreditierung sorgt dafür, dass „Eindringlinge“ sofort erkannt werden.
Hoffen wir, dass die Vorfälle von Cannes für einen Lerneffekt sorgen und Betrugsversuche zukünftig möglichst ausgeschlossen werden können.
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Nun wollen wir ins Detail gehen. Sie beginnen Ihren Kommentar mit „Kaum sind die Schockwellen vom Poker Raum bei der EPT Berlin verklungen, sorgt ein deutscher Pokerspieler erneut für Ärger.“ Sprachlich ist das zumindest ein misslungener Anfang – wo hat denn bitte ein deutscher Pokerspieler bei der EPT Berlin für Ärger gesorgt ? Höchstens der Trottel, der mich aus dem Turnier befördert hat, ist mir unangenehm aufgefallen – ansonsten haben sich alle recht manierlich verhalten. Ich weiß, Sie haben es anders gemeint, es liest sich aber nicht so.
„Ali Tekintamgac stürzt mit seinem versuchten Betrug (für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung) erneut in den medialen Abgrund.“ Ich weiß nicht, wie oft Ali schon in den medialen Abgrund gestürzt ist – aber erneut ist vielleicht ein bisschen übertrieben. Irgendwie habe ich eher das Gefühl, Georg Steiner stürzt mit diesem Kommentar (erneut?) in das mediale schwarze Loch.
„Die Unzahl von „Reportern“, die sich im Turnierbereich tummelt und auch für Laien auf den ersten Blick als Fake erkennbar sind, müssen konsequent hinter die Rail verbannt werden.“ Nun, wenn mich diese Kolumne zwar an Ihrer journalistischen Kompetenz zweifeln lässt, ihren Qualitäten als potenzieller Pokersecurity stellt sie ein fabelhaftes Zeugnis aus. Sie können also in einer Gruppe von „Reportern“ sofort die Bösen identifizieren. Respekt. Wie machen Sie das ? Sind die mit den großen Objektiven die „echten“ Reporter und die mit den schlabbrigen, grauen T-Shirts und der Billigkamera die Betrüger? Aber verbannen wir einfach erst mal alle hinter die Rail – auch wenn wir den Herr Steiner haben, der uns ja sofort die schwarzen Schafe aussortiert. Wissen Sie, was das bedeutet ? Keine Liveblogs mehr, keine Videos von gespielten Händen – quasi Poker hinter geschlossenen Türen.
„Spielerfrauen und Freunde nutzen derzeit gerne diese Lücken im System…“ Welche Lücke im System ? Unterstellen Sie Spielerfrauen Betrug ? Ich will jetzt gar nicht auf die Reduzierung der Spielerfrau als solche eingehen, dieses Thema könne wir ein anderes Mal diskutieren. Fakt ist – was Sie uns damit sagen wollen, wissen wohl nur Sie selbst.
Und dann kommt der Hammer – „Als Vorbild dazu kann die WSOP dienen, hier greifen die Securities gnadenlos durch.“ Ja, für einen Mitarbeiter von Pokernews, die sich die exklusiven Rechte erkauft haben, liegt solch eine Aussage nahe. Nur was ist mit den anderen Kollegen ? Und der Medienfreiheit ? Gerade die WSOP ist ein Paradebeispiel dafür, wie das mediale Erlebnis Poker monopolisiert wird – und das aus rein finanziellen Gründen. Oder meinen Sie, es ist ein Sicherheitsrisiko wenn das PokerToday Team Daniel Negreanu abseits des Tisches im Korridor des Amazon Rooms interviewt ? Da greifen nämlich Ihre „gnadenlosen“ Securities zu und drohen mit sofortigem Entzug der Akkreditierung. Harrahs verkauft die Rechte an einige wenige – der Rest darf für 5min pro Tag mit Eskorte ein Bild machen. Toll, so stelle ich mir die neue Pokerberichterstattung vor.
„Eine farblich einheitliche, und deutliche sichtbare Presseakkreditierung sorgt dafür, dass „Eindringlinge“ sofort erkannt werden.“ Brauchen wir doch gar nicht, Sie haben ja die echten von den „Fake Reportern“ schon unterschieden und aussortiert.
„Hoffen wir, dass die Vorfälle von Cannes für einen Lerneffekt sorgen und Betrugsversuche zukünftig möglichst ausgeschlossen werden können.“ Da brauchen wir nicht hoffen – es ist ja wohl klar, dass jeder Spieler und jeder Verantwortliche in Zukunft sehr viel sensibler für die Thematik sein wird. Aber es wird immer so bleiben: Wenn es um viel Geld geht, wird es immer jemand geben, der sich durch Betrug einen Vorteil verschaffen will. Auch in Zukunft werden Menschen versuchen mit unvorstellbarem Ideenreichtum und einer gewissen kriminellen Energie beim Pokern zu betrügen. Das macht Poker nicht schlecht und den Pokerspieler nicht böse – genauso wenig, wie der Tankstellenräuber den Autofahrer oder alle Tankwarte in Verruf bringt. Lassen wir die Kirche im Dorf und Image Image sein, mich nervt diese geheuchelte Sorge von manchem Pokerjournalisten um den guten Ruf unseres Hobbys. Sorry, jetzt bin ich gerade in Fahrt und kann es mir einfach nicht verkneifen. Besonders die sogenannten Pokerjournalisten, die in anderen Ressorts gescheitert und jetzt beim Pokern gelandet sind, gehen mir echt auf den Sack. Ich kenne so viele Pokerjournalisten, die mit Leidenschaft dabei sind – genau die, die sich Ihrer Meinung nach in „Unzahlen“ im Turnierbereich „tummeln“. Die 12 Stunden am Stück die Action verfolgen und den daheimgebliebenen Fans davon berichten. Keiner von denen hat es verdient, in Zukunft unsinnige Kolumnen und Kommentare schreiben zu müssen, weil es keine Event Coverage mehr gibt. Und schon gar nicht haben Ihre Kollegen es verdient, unter Generalverdacht zu stehen, so dass ihre heute schon schwere Arbeit in Zukunft mit weiteren Hürden verunmöglicht wird, weil eine Gruppe von Betrügern sie unterwandert hat.
Ich hoffe, Sie denken noch einmal über das nach, was Sie geschrieben haben – mir bleibt nur auf die Kolumne von Götz Schrage zu verweisen.
Ihr Ben Kang