Hier nun wie versprochen das Interview mit dem Besitzer des Kings Casinos in Rozvadov, Leon Tsoukernik. Viel Vergnügen!
UPDATE: Für alle, die des Englischen nicht so mächtig sind, ist hier die deutsche (sinngemäße) Übersetzung.
Redaktion: Wir sind hier mit Leon, dem Besitzer und Manager des King’s Casinos in Tschechien. Zuerst einmal danke Leon, dass du uns dieses Interview gibst. Wir sind natürlich hier wegen dem Skandal um Ali Tekintamgac, der durch die Presse geht. Es gab schon seit einiger Zeit Gerüchte und Partouche hat ihn dann letztendlich vom Final Table in Cannes disqualifiziert. Es wurde viel über das King’s Casino gesprochen – wurde er auf die Schwarze Liste gesetzt oder nicht? In einem aktuellen Interview mit Pokerfirma sagte Ali, dass er nicht auf der Schwarzen Liste des King’s Casinos stehen würde. Er sagte, man könnte dich fragen und du würdest bestätigen, dass das stimmt. Jetzt sind wir hier um herauszufinden was richtig ist und was falsch.
Leon Tsourkernik: Danke dass ihr gekommen seid. Hallo an alle. Ich heiße Leon, ich bin der Manager und Besitzer des King’s Casinos. Die Aussage des Spielers, der bei uns seit Januar 2010 auf der Schwarzen Liste steht und mehrere Male zu mir kam, um mich um eine Aufhebung seiner Sperre bat, ist auf keinen Fall akzeptierbar. Ich kann dem nicht zustimmen. Wir haben das Spiel von Ali sehr genau beobachtet und es ist ein sehr langer Prozess, um zu verstehen was passiert ist. Wir wollten das nicht akzeptieren und haben ihn auf die Schwarze Liste gesetzt.
Redaktion: Also ist die Antwort klar. Er steht auf der Schwarzen Liste.
Leon Tsoukernik: Seit Januar 2010 steht er auf der Schwarzen Liste und hat seit dem keine einzige Hand Poker im King’s Casino gespielt.
Redaktion: Was hast du gedacht, nachdem du diese frühe Entscheidung getroffen hast und Ali das große Turnier in Barcelona gewann?
Leon Tsoukernik: Es ist eine sehr schwierige Entscheidung. Man hat einen Kunden, der jeden Tag in dein Casino kommt und jedes Cash Game spielt, jedes Turnier. Er war ein toller Kunde bis wir festgestellt haben, dass irgendetwas falsch läuft. Vielleicht ist es nicht die ganze Zeit passiert, sondern erst kurz bevor wir ihn beobachtet haben. Man steht jetzt vor der Entscheidung jemanden auf die Schwarze Liste zu setzen, der jeden Tag in dein Casino kommt, der ein Stammkunde ist. Die Beweise beim Pokern sind sehr sehr schwierig. Sie sind nicht eindeitig. Man sieht Bewegungen, ein Kratzen, Hände, man sieht wie jemand hinter den Tischen steht. Für einen Profi können das alles Beweise sein. Jemand der sich aber nicht auskennt, fragt sich, wie man dadurch anderen Spielern einen Vorteil verschaffen kann. Also habe ich eine sehr schwierige Entscheidung gefällt und ihn auf die Schwarze Liste gesetzt. Eine Menge Leute waren dagegen: „Er ist ein Stammkunde. Wie kannst du sowas machen? Das ist nicht fair von dir.“ Danach passierte dann etwas noch viel Schlimmeres – gut für ihn natürlich, schlecht für mich. Er gewinnt ein großes Turnier. Und die Leute kamen zu mir und sagten „Du hast diesen Star auf der Schwarzen Liste?“. Ich antwortete ihnen: „Dieser Star ist auf der Schwarzen Liste. Was ist der Grund dafür?“ Ich habe den Leuten erklärt, dass das Casino nicht ohne Grund jemanden auf die Schwarze Liste setzt. Es war also eine sehr schwierige Frage, als die Leute zu mir kamen und sagten: „Er hat jetzt dieses große Turnier gewonnen. Er ist in ganz Europa ein Star und hier im Kings steht er auf der Schwarzen Liste.“ Wir haben ihn aber auf der Schwarzen Liste gelassen. Er ist einige Male hier aufgetaucht und nach Tschechien gekommen. Er hat mich gefragt, ob er Black Jack spielen dürfte. Das habe ich ihm erlaubt. Manchmal hat er hier etwas gegessen und ist dann wieder abgereist. Er kam auch mal mit seiner Familie um hier zu Abend zu Essen.
Redaktion: Hast du irgendjemanden darüber informiert, nachdem du Ali auf die Schwarze Liste gesetzt hast und er fürs Pokern gesperrt wurde?
Leon Tsoukernik: Das ist ein großer Kampf, gerade in Tschechien natürlich. Ich bin an jede Vereinigung in diesem Land herangetreten. „Bitte lasst uns die Schwarzen Listen untereinander austauschen.“ Die Casinos wollen normalerweise keine Informationen an andere Casinos weitergeben, was ich persönlich lächerlich finde. Man sollte jeden, der des Betrugs verdächtigt wird, überall sperren lassen. Wir sind eine ordentliche Gesellschaft. Leute kommen und spielen um ihr Geld. Sie dürfen keine Angst um ihr Geld haben. Das ist ein Glücksspiel, kein Betrug. Wir nehmen nicht ihr Geld, wir nehmen nur unsere Provision. Die Leute spielen mit ihrem Geld und den anderen Casinobesuchern und kennen ihre Gewinnchancen bevor sie anfangen zu spielen. Wenn sie ihre Gewinnchancen nicht kennen, sollten sie nicht in ein Casino gehen. Sie sollten das Spiel lernen und wir erklären ihnen die Regeln.
Redaktion: Wen hast du konkret darüber informiert, dass du Ali auf die Schwarze Liste gesetzt hast?
Leon Tsoukernik: Ja, das habe ich. Ich habe die Tschechischen Casinos, die Bellevue Group, Casinos Austria und auch einige Internetfirmen darüber informiert.
Redaktion: Was hast du gedacht, nachdem du andere Casinos, Firmen und Kollegen darüber informiert hast und Ali plötzlich in ganz Europa gute Turnierergebnisse erzielte?
Leon Tsoukernik: Der Unterschied zwischen großen Firmen und dem King’s Casino…Ich habe das King’s Casino 2002 aufgebaut und 2003 eröffnet. Ich habe es selber errichtet und selber designt. Ich habe davor schon in anderen Casinos gespielt. Ich habe versucht in dieser Welt zu überleben. Bevor ich das Casino gebaut habe, habe ich schon viel Geld beim Spielen verloren. Ich bin an die Leute also als Spieler, als Manager und als Casinobesitzer herangetreten und habe gesagt: „Hört zu Leute, er ist eine Bedrohung. Er hat ein schwieriges Umfeld. Er ist eine Person, die kein normales Spiel spielt.“ Die Angestellten eines anderen Geschäfts – ein Casinomanager oder jemand der eine Onlinefirma anbietet – haben die Sichtweise eines Angestellten, nicht die eines Spielers. Ich habe Poker, Black Jack, Roulette, Slots gespielt…alles was geht. Ich würde sogar eine Münze mit dir werfen nur um Spaß zu haben…es ist halt ein Adrenalinsport. Ich habe also diese Leute angesprochen, aber sie hatten wohl eine andere Sichtweise der Dinge. „Er ist nur ein Kunde. Wir haben ihn nicht gefasst – du hast ihn gefasst. Wir sind im Moment nicht daran interessiert. Wir haben mit dir nur darüber gesprochen. Du kannst ihn auf die Schwarze Liste setzen, wir wissen das. Vielleicht werden wir ihn jetzt ein wenig genauer beobachten.“ Ich glaube so war die Reaktion darauf. Ich reagiere auf so etwas aber anders. Ich bin selber ein Spieler. Wenn jemand etwas versucht, was nicht mit der Etikette des Spielens zu tun hat – und ich meine nicht einmal das Betrügen an sich, explodiere ich…Ich habe gesagt: „Hört mal Leute, wir spielen miteinander. Man muss die Etikette beibehalten. Man muss nett und korrekt zueinander sein.“ Wenn dann jemand betrügt, müssen wir ihn natürlich sperren. Um das Geschäft, uns selbst, unsere Kunden und die Spielindustrie zu schützen.
Redaktion: Dir war natürlich bewusst, dass das ein großes Thema ist. Es gab viele Gerüchte um dein Casino, dass bestimmte Leute von dir in den Skandal verwickelt sein sollen. Was sagst du dazu?
Leon Tsoukernik: Ich muss eines sagen. Wir haben mit sehr vielen Leuten zusammengearbeitet. In unserem Casino arbeiten zur Zeit um die 200 Leute. Und von irgendwoher müssen wir diese Personen ja auswählen. Es ist manchmal schwierig gute Dealer oder deutschsprachige Manager zu finden. Was macht ein Manager? Er managt nur dein Spiel. Er ist nicht für die Turniere zuständig. Ich mache die Turniere. Ich entscheide welches Turnier es gibt. Er ist nur eine Person, die sicherstellt, dass alles korrekt ist. Wenn es irgendwelche Gerüchte gibt, dann leite ich das Spiel selber. Ich reduziere die Größe der Aufgaben wenn es nötig ist. Aber ich sorge dafür, dass alles korrekt abläuft. Und ich werde mit niemandem zusammenarbeiten, der einen schlechten Ruf hat. Vielleicht habe ich in der Vergangenheit mit einigen Leuten zusammengearbeitet, die einen schlechten Ruf haben, aber das wusste ich damals nicht. Ich würde sie aber trotzdem im Casino spielen lassen, wenn sie korrekt sind. Ich möchte noch etwas sagen…schwierige Entscheidungen, wie die, Ali auf die Schwarze Liste zu setzen, müssen ab und zu gemacht werden. Wir haben 200 Mitarbeiter im Casino und ich stehe vor einer weiteren harten Entscheidung. Von heute an werde ich unseren Pokermanager Roland Schuster entlassen. Das ist eine Sicherheitsmaßnahme für unser eigenes Unternehmen. Er ist in den Skandal involviert. Ich glaube er ist unschuldig, aber wir können es uns nicht erlauben, Personen die in solch einen Skandal verwickelt sind, in unserer Firma zu behalten. Er arbeitet seit 1,5 Monaten bei uns. Wir kannten uns nicht so gut. Wir haben ihn vorher gecheckt und nichts schlechtes feststellen können. Er war ein kleiner Kunde, der nur Texas Hold’Em, meistens nur die Turniere, gespielt hat. Und ich dachte damals, ich würde nichts falsch machen. Ich wusste nicht, dass er Teil eines großen Durcheinanders ist. Aber ich werde nun die Kunden, das Unternehmen und alle die darin beschäftigt sind, beschützen. Ich möchte einen guten Ruf für mein Casino. Die Leute die in ein Casino kommen, egal ob in meins oder in ein anderes irgendwo auf der Welt, sollen keine Angst haben. Sie sollen sich frei fühlen. Man darf keine Angst davor haben, dass man von irgendjemandem immer weiter betrogen wird. Man kann sich davor fürchten, dass man auf reguläre Weise Geld im Casino verliert, aber nicht dass jemand einen betrügt. Wenn jemand in diesem Geschäft also einen schlechten Ruf hat, das heißt er mit einem Skandal verbunden wird, dann sollte er die Branche wechseln. Vielleicht sollte er dann lieber Orangen verkaufen oder so was.
Redaktion: Nach all dem was jetzt passiert ist und nach den Informationen die wir jetzt haben, was glaubst du wird sich in Zukunft beim Pokern ändern?
Leon Tsoukernik: Ich denke dieses Mal wird sich vieles ändern. Die Casinos haben immer jeden Betrug untersucht und danach versucht ein System zu entwickeln, um die Kunden und sich selbst zu schützen. Jetzt glaube ich, dass es sich kein Kunde mehr gefallen lässt, wenn hinter ihm eine Person steht. „Hey du, geh bitte weg. Egal aus welchem Grund, steh einfach nicht hinter mir.“ So sollten die Kunden reagieren. Das ist die größte Sache, die sich ändern wird. Vielleicht wird jemand ein paar Kunden verlieren, ein anderen bekommt vielleicht ein paar Kunden dazu. Vielleicht werden die Leute für eine Weile kein Texas Hold’Em mehr spielen, aber ich glaube es wird wiederkommen. Es ist ein Skandal und ich hoffe dass alles genau verfolgt wird. Und ich glaube an die gesetzliche Strafverfolgung in diesem Fall. Aber ich glaube auch dass die Kunden anfangen werden, sich noch besser zu schützen. Der beste Schutz kann nur von einem selber kommen. Spiel gutes Poker, achte auf die Dinge, die um dich herum geschehen und reagiere dementsprechend darauf.
Redaktion: Vielen Dank Leon für dieses offene Interview.
Leon Tsoukernik: Danke fürs Kommen. Ich habe noch eine Botschaft für meine Zocker, für meine Kunden, für jeden Kunden der dieses Interview sieht: Man sollte nicht an einen Pokertisch kommen und sich durchgehend Gedanken darüber machen, was hinter seinem Rücken passiert. Man sollte kommen um Spaß zu haben, mit dem Gedanken das Turnier zu gewinnen und so sollte es auch bleiben. Niemand sollte einen dabei stören. Wir sind Profis. Wir werden alles tun, um den sauberen Namen des großartigen Spiels Poker zu beschützen. Vielen Dank.