Warum es bei der Full Tilt Million Euro Challenge 2009 einen Sieger gab, der niemals hätte gewinnen dürfen.
Bei unserer Recherche zum Fall Ali Tekintamgac sind wir auf einen weiteren Skandal gestoßen, der an Brisanz wohl alles bisher Dagewesene in den Schatten stellt: Allem Anschein nach ist es bei der Full Tilt Million Euro Challenge 2009 nicht mit rechten Dingen zugegangen. Und die Spur führt direkt nach Nürnberg.
Bevor wir in medias res gehen, hier eine chronologische Zusammenfassung unserer Arbeit:
Freitag, 5.11.2010: Der Auslöser
Aus Cannes erreicht uns die überraschende Meldung, dass Ali Tekintamgac vom Final Table der Partouche Pokertour disqualifiziert worden ist. Unser Mann vor Ort beschafft sich genauere Informationen. Zeitgleich bringen wir eine erste Eilmeldung und sondieren die Fakten.
Samstag, 6.11.2010: Die Mittäter
Im Zuge unserer Nachforschungen finden wir Indizien zu weiteren Komplizen von Ali T. Ab diesem Zeitpunkt stehen wir ständig mit den Verdächtigen in telefonischem Kontakt, einem offenen Interview (in dem alle Fragen beantwortet werden) stimmen sie jedoch nicht zu.
Generell werden unsere Nachforschungen erheblich erschwert. Persönliche Drohungen und Anwaltsbriefe sind dabei nur die Spitze des Eisbergs.
Dienstag, 9.11.2010: Die Überraschung
Wir informieren uns über die Vergangenheit der Beteiligten und stoßen hierbei auf eine Person, die etwas Unfassbares behauptet: Bei der Full Tilt Million Euro Challenge 2009 sei betrogen worden. Wir setzen alle Hebel in Bewegung, um mehr darüber zu erfahren.
Mittwoch 10.11.2010: Der Schock
Es gelingt uns, diese Person – wir nennen sie ab dieser Stelle Kronzeuge – telefonisch zu erreichen. Dieser erzählt uns schockierende Details, die all unsere Vorstellungen sprengen. Wir vereinbaren mit ihm ein Treffen in Nürnberg. Vor dem Termin gehen wir seinen Informationen nach und finden tatsächlich weitere Zeugen, deren Namen der Redaktion bekannt sind. Wir kommen zu der Überzeugung: Bei der Full Tilt Million Euro Challenge wurde offenbar betrogen.
Donnerstag 11.11.2010: Die Aussage
Mit einem – zugegeben- leicht mulmigen Gefühl machen sich zwei unserer Kollegen auf den Weg nach Nürnberg, um dort den Kronzeugen und andere Beteiligte zu treffen. Was er uns zu erzählen hatte, seht ihr in folgendem Video, das unter schwierigen Umständen in einer öffentlichen Location entstanden ist. Stellenweise kann es daher vorkommen, dass die Tonqualität ein wenig zu wünschen übrig lässt (gerade am Anfang „stört“ das gastronomische Umfeld – wir empfehlen Kopfhörer für bestmöglichen Sound). Zu seinem eigenen Schutz haben wir den Kronzeugen unkenntlich gemacht:
Cliffnotes:
Ein Mitarbeiter der MEC 2009 gesteht, einen Spieler ins Finale des Turniers eingeschleust zu haben.
Dieser Spieler bekam ein Mitarbeiterbändchen, was ihm ermöglichte, sich mehr Chips zu besorgen. Er ging daher mit 300.000 zusätzlichen Chips in das Finale, die er später ins Spiel brachte.
Es soll sich um Dejan D., den späteren Sieger der Full Tilt Million Euro Challenge 2009 handeln.
Full Tilt stellt schon um den Termin der finalen Fernsehaufzeichnungen fest, dass es einige Ungereimtheiten gibt.
Der Mitarbeiter gesteht des weiteren, einige Monate später die Verantwortlichen von Full Tilt über die Vorgänge umfassend informiert zu haben.
Full Tilt unternimmt bisher nichts, man entscheidet sich anscheinend,den Fall zu vertuschen.