Anurag Dikshit, seines Zeichens Mitbegründer des Glücksspielriesen PartyGaming, wurde am Donnerstag in New York zu einer einjährigen Bewährungsstrafe wegen Verstößen gegen den „federal wire act“ verurteilt.
Der aus Indien stammende und in Gibraltar lebende Milliardär hatte sich bereits im Jahr 2008 schuldig bekannt und musste eine Geldstrafe in Höhe von 300 Millionen USD bezahlen. Dikshit hatte den amerikanischen Behörden vollste Kooperation zugesichert, was der Grund dafür sein dürfte, dass er jetzt mit einer Bewährungsstrafe davon gekommen ist.
Experten hatten nämlich mit der Höchststrafe – zwei Jahre Haft – gerechnet. Sogar Dikshit selbst dürfte im Vorfeld wohl nicht besonders optimistisch gewesen sein, flog er doch mit einem „One Way Ticket“ von Gibraltar nach New York.
Dikshit, der mittlerweile alle seine Anteile an PartyGaming verkauft hat, hatte 2008 eingeräumt, mit seinem Unternehmen PartyGaming gegen geltendes US Recht – eben diesen „federal wire act“ – verstoßen zu haben. Wörtlich sagte er während einer Anhörung: „Ich bin zu der Überzeugung gelangt, dass es sehr wahrscheinlich ist, dass ich geltende US-Gesetze gebrochen habe.”
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Dass Dikshit dies so klar und deutlich zugegeben hatte, löste innerhalb der Branche Kontroversen aus. Vor allem da der betreffende „federal wire act“ aus dem Jahr 1961 stammt – also einer Zeit, in der es noch gar kein Internet gab – und sich gar nicht auf Online Gambling und schon gar nicht auf Online Poker bezieht, sondern nur auf telefonische Sportwetten. Durch Dikshits Schuldbekenntnis wurde daher ein Präzedenzfall geschaffen, um dieses fast 50 Jahre alte Gesetz auch im Online Bereich anzuwenden.
Sein „Umfaller“ hatte Dikshit bereits im Jahr 2008 einiges an Anfeindungen eingebracht. Es meldete sich unter anderem auch Pokerlegende Doyle Brunson zu Wort und griff Dikshit massiv an:
„Eigentlich hätte ich gedacht, dass er zumindest einen Funken Verantwortungsbewusstsein gegenüber der Industrie verspürt, die ihn so reich gemacht hat. Stattdessen ist er wie ein Akkordeon zusammengeklappt und hat sich schuldig bekannt, irgendein mysteriöses Gesetz gebrochen zu haben, zahlt 300 Millionen Dollar Strafe und muss vielleicht so gar für 2 Jahre in den Knast.“
Es darf spekuliert werden, ob Dikshit nicht einfach die Rolle des Sündenbocks übernommen hat. Denn während er 300 Millionen Dollar bezahlen musste und auch fast ins Gefängnis gewandert wäre, sind die anderen beiden Mitbegründer PartyGamings, Ruth Parasol DeLeon and Russell DeLeon – immerhin beides US Bürger –, nicht behelligt wurden.
Auch PartyGaming als Unternehmen kam straffrei davon. Wobei man hier allerdings anmerken muss, dass PartyGaming, als klar wurde, dass gegen sie ermittelt wird, „freiwillig“ alle US-Spieler von seiner Plattform verbannt hatte. Dadurch wurden wohl einige hundert Millionen Dollar an Einnahmen eingebüßt. Andere Unternehmen, wie zum Beispiel die immer noch in den USA operierenden Full Tilt und PokerStars, sehen sich von dem gegen Dikshit angewendeten „federal wire act“ nicht betroffen.