Moskau: Russlands Pokerspieler pfeifen auf Putin

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Wladimir Putin hat dem Glücksspiel in Russland schon lange den Kampf angesagt. Glücksspiele wurden zum 1. Juli 2009 verboten und vier Sonderzonen nach dem Vorbild von Las Vegas im Nirgendwo des riesigen Landes errichtet: Kaliningrad (Königsberg), die Region Primorje am Pazifik, die sibirische Altai-Region und die Gegend um Sotschi am Schwarzen Meer, dem Austragungsort der Olympischen Winterspiele 2014.

Roulette, Black Jack, Slots & Co. wurden in die Verbannung geschickt. Das bis dahin als Sport angesehene Pokerspiel wurde gleich mit vom Hof der Legalität gejagt. Auch in Moskau musste das Spiel seine Zelte abbrechen. Alles schien so einfach, so unkompliziert. Doch wirklichen Erfolg, den hat Putin nicht gehabt. Seine weihnachtliche Stimmung dürfte daher auch getrübt sein. Die Pokerspieler in Moskau pfeifen nämlich auf die neuen Gesetze und spielen fröhlich weiter.

Die Pokerszene ist auf Tauchstation gegangen. Gespielt wird im Untergrund, in den Hinterzimmern von Clubs und Diskotheken, wie die Reporterin Anastasia Ustinova auf Bloomberg.net schreibt. Mehr als 100 illegale Spielhöllen soll es geben. 24 Stunden am Tag wird irgendwo in Moskau Cashgame und Turnierpoker angeboten. Alles läuft sehr entspannt. „Die Spieler sitzen an den Tischen, trinken Tee, knabbern salzige Snacks und Süßigkeiten und spielen Poker“, zitiert Ustinova den Betreiber eines Pokersalons. Die Zugangstür zu seinem Pokerroom hat keine Klinke. Durch Schiebetüren kommt man zu den Pokertischen, an denen regelmäßig ein Turnier mit einem garantierten Preispool von 600.000 Rubel (15.000 Euro) ausgetragen wird.

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Geworben wird selbstverständlich auch für ein solches Event. Plakate haben allerdings ausgedient. Per SMS hält der Pokersalon Kontakt zu Partnern, Freunden und den Kunden natürlich. Die gibt es reichlich. Sie suchen Entspannung und die (sportliche) Herausforderung am Pokertisch, was nicht im Einklang mit den russichen Gesetzen steht. Aber was ist schon normal in Russland?! Zum Beispiel soll es in Moskau 50-mal mehr Saunaclubs geben – in denen illegale Prostitution angeboten wird -, als Spielhöllen. Letztere will man schließen, um die verbotenen Bordelle kümmert sich niemand.

Seit der Verbannung des Glücksspiels in die Sondergebiete, wandert russisches Glücksspielkapital ins Ausland. Auch in Deutschland kommt ein Teil an. Da die Öffnung des Marktes für private Anbieter aber voraussichtlich bist 2012 auf sich warten lässt, setzt man auf das Automatenspiel. Beispielsweise wachsen in Berlin Spielhallen wie Pilze aus dem Boden. 302 sind es 2008 gewesen. Diese Zahl ist mittlerweile deutlich überschritten worden. Viele der neuen Hallenbetreiber stammten aus Russland. Der Standort Moskau ist aber nicht abgeschrieben. Immer noch gibt es Kreise, die sich für Russlands Hauptstadt interessieren. Die Interzeitung Russland-Aktuell berichtete im November von einem Treffen der Unterwelt in St.Petersburg. Die Mafia-Bosse trafen sich zum Gedankenaustausch über den Moskauer Glücksspielmarkt – und wie man ihn aufteilen kann. (Foto: Archiv/www.kremlin.ru)

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