Being Jörg Wacker und warum ich mein verpfuschtes Leben liebe

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Rekonvaleszent und schon wieder im Dienst. Der Koreaner kennt keinen Schmerz und wohl auch keine Gnade. Zwanzig Liter Kräutertee, zehn Aspirin (mit oder ohne Vitamin C) und jenen grell grün gefärbten Nachtsaft aus der TV-Werbung, den man wohl mit Erfolg am Bahnhof Zoo verkaufen könnte.

Das Lenken von Fahrzeugen ist mir sicher noch auf Tage untersagt, an das Bedienen von Maschinen und das Hantieren mit spitzen Werkzeugen, wage ich erst gar nicht zu denken. Schreiben ist erlaubt und das keineswegs auf eigene Gefahr. Ich habe über mein Leben nachgedacht in jenen hoffentlich überwundenen fiebrigen Nächten. Über mich, meine sogenannte Karriere, den Sinn des Lebens im Allgemeinen und über das Hochgepokert.de Interview mit Jörg Wacker (bwin) im Besonderen.

Wieso bin ich kein bwin-Direktor mit siebzehn Monatsgehältern, Dienstwagen, Spesenkonto, goldener Kreditkarte und silberner Krawatte? Wo bin ich schräg abgebogen, was habe ich falsch gemacht und könnte man mir bitte nochmals die Leiter zum gesellschaftlichen Aufstieg reichen, aber diesmal bitte besser beschriftet und diesmal mit eindeutiger Kennzeichnung.

Gunther Sosna hat sich für Hochgepokert.de in die Schlacht geworfen und das Gespräch mit einem gesucht, dessen Job es ist nichts zu sagen. Ein journalistisches Kommando ohne Lorbeer und mit zwei Alternativen ohne Charme und Zukunft. Man schreibt gar nichts und verbucht das Interview unter verschwendeter Lebenszeit oder man hangelt sich durch das Gewirr an leeren Phrasen und platten Unternehmensverlautbarungen. Mein geschätzter Kollege Sosna hat das Gespräch mit Anstand und Bravour bewältigt und sich nicht einmal von dem wahrlich selten verwendeten Begriff der „Inkohärenz“ aus der journalistischen Ruhe bringen lassen. Ein zu recht vergessenes 90er Jahre Wichtigmacherwort, das sogar ich als offener Kämpfer und Vertreter des Bildungsbluffs ablehnen muss. Schon wegen der klanglichen Nähe zur hässlichen Inkontinenz.

Aber bevor wir dieses Wort schnell wieder aus unserem Wortschatz streichen halten wir inne für eine kurze Begriffserklärung, weil Jörg Wacker hat ja recht an dieser Stelle. Der Gesetzgeber lässt keine Linie erkennen. Die ehernen Ziele zur Suchprävention passen so gar nicht zum eingeschlagenen Weg, bei dem einerseits das Greifbare um Legalität bemühte seriöse Glücksspiel überreguliert wird und der dadurch zwingend entstehende graue Markt bewusst ignoriert wird. Es gibt da einfach keine Linie, keinen sichtbaren Zusammenhang zwischen den gesetzten Maßnahmen und den angeblichen Ambitionen zur Suchtprävention. Inkohärenz steht für mangelnden Zusammenhang, oder um es mit Dittsche zu sagen: Das läuft nicht geschmeidig.

Zurück zu mir und meinem Halsweh und dem verbleibenden Rest an Selbstzweifel. Kaum tippe ich die ersten Zeilen spüre ich wieder dieses wohlige selbstzufriedene Gefühl. Statt möglichst nichts zu sagen, oder Seltenes an spannenden Aussagen hinter unverständlichen Worten zu verstecken, kann ich schreiben und kommentieren, wie ich will. Mein Leben ist also ziemlich kohärent, wenn es darum geht, zu tun, was ich möchte und zu meinen, was ich will. Ob das letztlich die erwähnten siebzehn Monatsgehälter ersetzt ist noch nicht letztgültig geklärt. Dafür habe ich bei Ebay meine silberne Krawatte gefunden und bin auch aktuell Höchstbieter. Hoffe stark auf die Solidarität meiner stetig wachsenden Lesergemeinde und bitte von höheren Geboten abzusehen. Danke!

Wenn mir Kang jetzt noch ein Spesenkonto einrichtet, ist mein Leben perfekt.

G. Schrage

Lesen Sie hier den ersten Teil des Interviews mit Jörg Wacker …

Lesen Sie hier den zweiten Teil des Interviews mit Jörg Wacker …

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