Der Eklat beim Main Event der Dom Classics im Casino Utrecht (Holland), der mit dem Ausschluss von Kadir Karabulut endete, wurde durch einen Streik der Spieler ausgelöst. Der niederländische PokerStars Pro Pieter de Korver (Foto links) gab die Initialzündung für die Revolte. Ein unbekannter Fotograf, der sich immer in der Nähe von Karabulut aufhielt, kam Pieter de Korver verdächtig vor. Als er Ali Tekintamgac unter den Besuchern des Casinos entdeckte, war für ihn das Maß voll. Es kam zum Aufstand. Götz Schrage und Gunther Sosna sprachen für hochgepokert.com mit Pieter de Korver über die Vorkommnisse im Casino Utrecht.
Gunther Sosna: Herr De Korver, sie haben das Main Event der Dom Classics gespielt. Könnten Sie noch einmal beschreiben, was passiert ist, bevor es zum Streik der Spieler kam.
Pieter de Korver: Ich habe am Freitag das Main Event gespielt. Es waren Spieler und natürlich Reporter und Journalisten anwesend. Auch Fotografen. Einer davon ist mir aufgefallen. Er machte Fotos, ja, aber keine Notizen. Das machte keinen Sinn. Ich hatte sofort ein schlechtes Gefühl. Ich habe die anderen Spieler gefragt, wer das ist. Es hieß, ein Freelancer aus Deutschland.
Gunther Sosna: Hatten Sie diesen Fotografen (Anm.: Foto rechts) vorher schon einmal gesehen?
Pieter de Korver: Nein, den kannte ich nicht. Aber mir fiel ein, dass da doch eine andere Geschichte mit einem Journalisten und mit Ali Tekintamgac war. Dann kam Kadir Karabulut an meinen Tisch.
Gunther Sosna: War Ihnen Kadir Karabulut (Anm.: Foto links unten) bekannt?
Pieter de Korver: Nein, den kannte ich auch nicht. Aber ich hatte sofort das Gefühl, dass zwischen ihm und dem Fotografen eine Verbindung besteht. Dann kam es zu einer Hand, bei der Karabulut gelimpt hat. Ein Spieler in Mittelposition erhöhte und mir fiel sofort auf, dass sich der Fotograf wegbewegte und plötzlich hinter mir Stand. Karabulut dachte etwas nach und hat seine Hand gefoldet. Ich bin anschließend zum Floor gegangen und habe gefragt, wer dieser Fotograf eigentlich ist. Man sagte mir, dass alles in Ordnung sei und er einen Presseausweis und die nötigen Dokumente hat. Aber mein Gefühl sagte mir, dass etwas nicht stimmt. Deshalb habe ich mit einem Reporter von Pokercity.nl über ihn gesprochen.
Gunther Sosna: War das Rolf Slotboom?
Pieter de Korver: Nein, es war ein anderer Reporter der Seite. Auf jeden Fall blieb das schlechte Gefühl. Der Table brach dann und ich wurde umgesetzt. Gegen 23.30 Uhr habe ich einen Mann im Casino gesehen, von dem ich dachte, das könnte Ali Tekintamgac sein. Ich habe etwas später nachgefragt, ob er es tatsächlich ist. Das hat man mir bestätigt. Das war für mich ein riesiger Skandal. Und ich habe sofort gedacht, dass dieser Fotograf kein richtiger Reporter ist, sondern zur Gang von Ali Tekintamgac gehört.
Götz Schrage: Herr De Korver, bis zu dieser einen Hand, als Herr Karabulut nachdachte, eventuell Zeichen erhalten und dann gefoldet hat, war da irgendeine andere Hand, eine Spielsituation, wo sie ebenfalls den Verdacht hatten, dass sich Kadir Karabulut mit dem Fotografen ausgetauscht hat?
Pieter de Korver: Nein, mir ist nur diese Hand aufgefallen, weil ich nicht so lange mit Karabulut am Tisch gesessen habe. Aber ich weiß eben, wie der Fotograf sich bewegt und seine Kamera gehalten hat. Das war alles verdächtig. Da waren einige Leute, die meinten, der macht nur ein paar hübsche Fotos. Meine Story sieht aber anders aus. Das sind für mich Zeichen gewesen. Ich weiß nicht, ob das Casino Videos hat, um zu prüfen, was ich nur vermuten kann.
Götz Schrage: Was glauben Sie, warum das Casino nichts gemacht hat, nach dem Sie sich das erste Mal über den Fotografen beschwert haben?
Pieter de Korver: Nun, ich denke sie haben einfach zur Kenntnis genommen, dass er einen Presseausweis hatte. Vielleicht ist ihnen auch nicht die ganze Geschichte bekannt gewesen. Ich aber kenne die Vorfälle bei der Partouche Poker Tour genau. Vielleicht reichten meine Beobachtungen der Casinoleitung auch nicht. Ich denke, es ist natürlich schwer zu prüfen, ob der Mann Journalist ist oder nicht. Genauso schwierig ist es, einen Betrug zu entdecken. Aber was man auf jeden Fall sehr leicht überprüfen kann, ist, dass der Fotograf, Ali Tekintamgac (Foto rechts) und Kadir Karabulut im gleichen Hotel abgestiegen sind. Auch, dass Karabulut und der Reporter viel zusammen gewesen sind, entweder am Tisch oder in der Pause, ist eine Tatsache.
Götz Schrage: Kann es nicht Zufall gewesen sein, dass die drei Herrschaften im selben Hotel gewesen sind?
Pieter de Korver: Möglich, vielleicht. Aber nein, nein, nein. Es ist sehr schlecht, dass so etwas überhaupt passiert. Immerhin geht es um viel Geld. Und dann ist eine solche Person im Casino.
Götz Schrage: Können Sie uns beschreiben, wie der Moment war, als das Turnier abgebrochen wurde.
Pieter de Korver: Sie meinen den Streik?
Götz Schrage: Ja, genau.
Pieter de Korver: Es muss gegen 0:30 Uhr gewesen sein, als ich fragte, ob Ali Tekintamgac im Casino ist. Das hatte man wie schon gesagt bestätigt. Ich habe dann die ganze Geschichte um Ali erzählt. Außerdem sagten mir holländische Reporter, dass sie Videos und Fotos gemacht haben, auf denen Karabulut und Tekintamgac zusammen zu sehen sind. In dieser Situation entstand der Streik. Wir haben dem Floor gesagt, sie sollen das Turnier abbrechen und prüfen, ob da etwas vorgefallen ist. Liegen wir falsch, soll Karabulut weiterspielen. Haben wir recht, sollen sie ihrer Verantwortung nachkommen. Und am nächsten Tag haben sie den Dreien den Zugang zu dem Casino verweigert.
Götz Schrage: Aber einen 100-prozentigen Beweis hat man nicht. Wäre es da nicht notwendig und fair gewesen, Karabulut zumindest sein Buy-In zurückzugeben?
Pieter de Korver: Ich würde das auch denken, aber ich bin mir nicht sicher, wie das geregelt wurde. Eins möchte ich noch sagen. Ich habe nur eine kurze Zeit mit Karabulut an einem Tisch gesessen und eine Hand gespielt. Mit Ali habe ich noch nie gespielt. Aber ich werde auch niemals gegen ihn spielen. Man hat mich gefragt, ob ich irgendetwas gegen ihn habe. Nein, habe ich nicht. Ich habe auch keine Probleme mit dem Typen, aber mit seinem Spiel. Ich will fair und ehrlich spielen. Nicht mit der Hilfe anderer.
Gunther Sosna: Wenn Sie Ali Tekintamgac in einer ähnlichen Situation wiedersehen würden, in einem Casino oder bei einem Turnier, würden sie wieder in den Streik gehen?
Pieter de Korver: Natürlich würde ich das tun. Ich würde ihm auch zurufen, dass er vom Poker fern bleiben soll. Er ist gebrandmarkt fürs Leben.
Gunther Sosna: Wir danken Ihnen für dieses Gespräch.
Zur Person: Der Niederländer Pieter de Korver ist seit 2007 als Profi im Pokerzirkus unterwegs. 2008 gelang ihm mit einem Sieg bei der TV-Show Poker Champion of Holland sein erster großer Erfolg. Ein Jahr später, 2009, setzte er sich die Krone der European Poker Tour auf, als er das EPT Grand Final in Monte Carlo gewann. Über drei Millionen US-Dollar Preisgeld machten Pieter de Korver zum reichen Mann.
Im Januar 2010 holte er sich bei den PokerStars Caribbean Adventure auf den Bahamas den Sieg beim $1000 No Limit Hold’em 6-Max-Event und weitere 110.000 US-Dollar. Pieter de Korver gehört zum Team PokerStars Pro und spielt Online unter dem Nick PeteDeKorver.