Poker Royale Boss Kurt Haindl freut sich über $79.189. Die Redaktion von Hochgepokert.com gratuliert artig und ich muss mich massiv wundern. Mag es bei Full Tilt vielleicht den einen oder anderen ideenlosen Nick geben, aber bevor ich mich als Kurt Haindl „KuHai123“ nenne investiere ich doch eher ein paar der zahlreich vorhandenen Dollar und engagiere einen Nick-Stylisten wie OMGClayAiken oder Kaibuxxe.
Das Leben hat es ja namensmäßig ganz gut gemeint mit Kurt Haindl. Damals in den frühen Neunzigern des letzten Jahrtausends als man noch Plätzchen aß und keine Kekse und der Twix noch Raider hieß, war er einfach „Der Präsident“. Prinzipiell ein Wandertitel, der demjenigen verliehen wurde, der in unserer wöchentlichen Stud-Partie am meisten auf die Mütze bekam – ich selbst brachte es nach einem teuren Gemetzel mit dem deutschen Bracelet-Gewinner Matthias Rohnacher zum „Stellvertretenden Schriftführer“ (für umgerechnet nebbiche 15.000 Euro).
Irgendwann wurde Kurt dann abgelöst von immer mehr anreisenden deutschen Stud-Spielern, die sich ebenfalls blutige Köpfe holten und hierachisch weiter oben platzierten. Der Absturz war ein brutaler und hoffnungsloser. Über den durchaus ehrenhaften Titel des „Vizepräsidenten“ und des „Aufsichtsratsvorsitzenden“ hin zum einfachen Mitglied – mit meiner Niederlage reichte es nach kurzer Zeit nicht einmal mehr dazu.
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Jetzt war Kurt nur noch Kurt und somit hochgradig verwechslungsgefährdet. Wenn Namen im Casino einen Sinn haben, dann den, dass man gleich weiß von wem die Rede ist, wenn es einmal spannend ist und schnell gehen muss. Zur damaligen Zeit gab es im Wiener CCC noch den „Sauger-Kurti“. Einen griessgrämigen aber liebenswerten Geldverleiher der alten Schule und späteren Europameister, der leider viel zu früh von uns gegangen ist und so wurde der „Zopf-Kurti“ geboren. Auch wenn man sich das heute in seinem Fall frisurtechnisch schwer vorstellen kann, zur damaligen Zeit – wir sind etwa im Jahr 1995 – trug er diesen Titel mit Stolz und mit Recht.
Die Jahre wurden härter, die Haare schütterer und irgendwann war der Zopf ab und es kam die kurze Ära des „Fetzen-Kurtis“. Im Doppelsinn des Wortes, weil er einerseits im Textilhandel – also umgangssprachlich mit „Fetzen“ handelte – und anderseits pflegte er hochgradige Toleranz, wenn es um die Wertigkeiten seiner Starthände ging. Er war somit quasi ein gefährlicher „Fetzen-Spieler“ erster Güte. Allerdings so ganz durchgesetzt hat sich der Name nicht und wir Pokerhistoriker waren heilfroh, als das Haar ganz ab und der Langzeittitel „Glatzen-Kurti“ geboren wurde. Quasi eine Art Trade-Mark und knapp davor von der Werbewirtschaft verwertet zu werden.
Dass sich jemand mit dieser Vita und diesem Repertoire an spannenden Spitznamen dann im Netz „KuHai123“ nennt entrüstet mich ein wenig. Trotzdem schließe ich mich den Gratulationen selbstverständlich an und freue mich auch ein klein wenig. Die Freude ist deswegen ein wenig gedämpft, weil ich letzten Dezember vom aktuellen „Kufstein-Kurti“ etwas gebraucht hätte und zweimal auf die wohl hochgradig beschäftigte Mailbox gesprochen hatte. Ergebnislos. Bei mir heißt er deswegen bis auf weiteres der „Ichrufenichtmehrzurückseitdemichreichbin-Kurti“. Und mit diesem leicht gekränkten Schlusssatz verabschiede ich mich für heute.
G. Schrage