Jean-Luc Godard hätte ihn vermutlich besetzt, Marlene Dietrich hätte wahrscheinlich für ihn gesungen und Pina Bausch hätte ganz sicher seinen Namen getanzt. Der Name ist gefährlich schön und irgendwie doppelt. Sicher sehr inspirierend und doppelt sicher noch besser zu vermarkten. Nasr El Nasr möchte ich auch heißen und den Kampfnamen „Nayza“ samt den $451.744 würde ich auch gleich mit übernehmen. Apropos gibt man im Internet auch Trinkgeld? Wenn ja, bekommt das dann der Dealer oder der Programmierer? Hauptsache nicht die Jungs vom Support, weil die haben höchstens verschärften Kerker ohne Bewährung verdient.
Nasr El Nasr ist schwer zu fassen. Am Pokertisch sowieso und im wirklich Leben erst recht. Der Kontinent muss erst entdeckt werden auf dem ich nicht schon mit ihm telefoniert habe. Irgendwie immer unterwegs und irgendwie überall daheim. Früher mit dem Status „Staatenlos“ war ja das Reisen an sich eine Herausforderung und bei den dämlichen Sicherheitsdiensten an Flughäfen hat man es auch nicht leicht. Doch all das besteht Nasr El Nasr freundlich und unbeschadet. Nur beim Überfall auf die EPT Berlin war er Opfer irgendwie. Zeitzeugen, den man vertrauen kann, berichten von einem verlorenen Schuh auf der Flucht aus dem Spielsaal. Aber auch das hat Nasr El Nasr nicht weiter aus der Bahn geworfen. Irgendwo gibt es ein Foto (leider oberhalb des Knies geschnitten sodass die Ein-oder-Zwei-Schuhfrage nicht geklärt werden kann) und der Junge steht da im Getümmel mit etwas, was man gerade noch als Zigarette durchgehen lassen kann, und ist auf eine Weise cool, wie sie der junge Jean-Paul Belmondo frühestens im fünften Take geschafft hätte.
Deutschland war dann irgendwann schlauer. Die haben das Potenzial erkannt und sich den Jungen geschnappt. Deutscher Pass, deutsche Staatsbürgerschaft und irgendwann nach dem ersten Bracelet packt der Bürgermeister wahrscheinlich noch die Goldene Ehrennadel dazu. Bei den großen Onlinern bisher hat sich zu meiner Verwunderung gar nichts getan. Praktisch unerklärlich. Da hat das echte Deutschland den einzigen echten Rockstar im Pokerbusiness und kein Sticker ziert die stolze Brust des ebenfalls stolzen Nasr El Nasr. Quasi, als ob Messi keinen Verein findet, George Cloony keine Frau oder ich keine Pokerpartie, wo sie mir mein Geld wegnehmen.
Es kann nur eine Erklärung geben. Weil nicht nur Thomas Crown ist nicht zu fassen, auch Nasr El Nasr ist, verdammt schwer zu erreichen. Da braucht man schon Nerven aus Stahl und ein wirklich gutes und belastbares Handy. Wahrscheinlich rauchen in den Chefetagen von Full Tilt, Pokerstars u.a. in diesem Moment die Hörer und die Köpfe. Vermutlich sind die härtesten Headhunter rund um den Globus unterwegs und auf der Suche. Nun, da biete ich gleich mal meine Hilfe an. Ob Südpatagonien, Nordtasmanien oder die Automatenhalle in Delmenhorst Mitte. Ich finde Nasr El Nasr. Ich habe da Routine.
G. Schrage
Das Interview mit Nasr el Nasr über seinen Erfolg bei der FTOPS lesen Sie hier …