„Call on God, but row away from the rocks“ – Hunter S. Thompson
Mein sonst so geschätzter Kollege Gunter Sosna widmet heute eine News jenem mysteriösen „Euro-Vegas Projekt“ an der Costa del Sol. In der Headline ein wenig abgesichert durch das unschuldige Fragezeichen am Ende: „Spanien: Bald Euro-Vegas an der Cost del Sol?“ Von diesem Projekt hörte man schon in Zeiten, als Computer noch größer und schwerer waren, als Dieselmotoren in Großcontainerschiffen und ich hielt es schon damals für eine Ente.
Einst las ich ein wirklich kompliziertes Fachbuch. Warum ich mir das angetan habe, weiß ich nicht mehr so genau. Nehme an aus den üblichen Lebensmotiven meiner bescheidenen Existenz – Selbsthass, Langweile und Snobismus. Eine wenig charmante Kombination zugegeben, aber anderseits gar nicht so schlechte Voraussetzungen, um sich nutzlos weiterzubilden. Jedenfalls wurden da auf Hunderten mühsamen Seiten die vier Lappen unseres Gehirns besprochen. Ich habe kaum was verstanden und mir noch weniger gemerkt. Nur den Temporallappen habe ich mir noch erinnerlich. Direkt bei der Schläfe sitzt da quasi unser mystisches Zentrum. Wunder gibt ja nur angeblich viele und kein Gott hat sich bei mir bisher bei Facebook gemeldet. Aber wenn Gott wo wohnt, dann im Temporallappen (warm ink. Ust. 375.-E p.m.) und irgendwann werden uns das die Neurobiologen beweisen (und dann wird Kollege Sosna Gott interviewen – selbstverständlich für Hochgepokert.com).
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Ich glaube in der spanischen Sache kein Wort. Niemals werden die Jungs in Las Vegas so dumm sein und ihr Geld in die spanische Wüste schicken. Es wird kein Casino geben, kein Hochstrahlbrunnen wird strahlen – und jetzt kommt die gute Nachricht: Keine Mariah Carey wird singen! Der geneigte Hochgepokert.com Leser sei gewarnt. Es macht wenig Sinn die Bankroll in übereilte Grundstückskäufe in und um Valencia zu stecken.
Gunther Sosna kann glauben und glaubt an das Gute im Menschen. Ich bin ein ausgebildeter Misanthrop und weiß, dass die Menschen schlecht sind und die Welt sowieso. Aber um das wieder einmal zu beweisen, überlege ich mir ein kleines Experiment und dem werten Leser dieser Kolumne sei es quasi im vertrauten Kreis vorab verraten. Vielleicht sollte ich mich auch mal von meinem selbst gewählten Elfenbeinturm herab begeben in die Niederungen der Pokerneuigkeiten. Bin auch für allgemeine und zahlreiche Mithilfe dankbar. Wir basteln eine frei erfundene Meldung. Zum Beispiel: „Ägyptische Milliarden für Chisinau. Mubarak-Milliarden aufgetaucht. In der moldavischen Hauptstadt entsteht ein Casino-Paradies. Sir Norman Foster baut das „Grand Hotel Chisinau“ mit 9000 Zimmern …“ und so weiter und so fort.
Wäre mal gespannt, wer das alle abschreibt und wie lange diese Meldung dann Teil der Pokernews-Seiten wäre. Wobei da gibt es doch dieses jüdische Volkslied, wo sich einer einen Spaß machen will und laut ruft, dass am Markt alle Fische verschenkt werden und als dann tatsächlich alle zu laufen beginnt, läuft der Schelm dann sicherheitshalber doch hinterher. Wird schon seinen Grund haben, wenn es alle so eilig haben. In dem Sinne vielleicht verselbstständigt sich die Meldung, wenn man sie nur oft genug wiederholt und sie bauen dann die Casinostadt in Moldavien tatsächlich. Einfach weil es peinlich wäre, das dann doch nicht zu tun. Dann benennen sie hoffentlich eine Straße nach mir und erwähnen mich in einem Atemzug mit Bugsy Siegel . Wie auch immer: Ich merke, eine kalte Dusche ist fällig. Irgendwie macht mir heute mein Temporallappen zu schaffen und ich verliere mich in wirren Gedanken. Und wer ist schuld daran? Selbstverständlich Gunther Sosna und seine leichtfertige Meldung zur spanischen Ente. Wer solche Kollegen hat, braucht keine Feinde mehr. Ich sags ja, die Menschheit ist schlecht.