„I think we all agree, the past is over.“ (George W. Bush)
Lang ist es her und trotzdem bleibt es wahr. George W. Bush hat recht, wie er sonst selten recht hatte. Die Vergangenheit ist tatsächlich so was von vergangen, fast könnte man sie vergessen, wären da nicht diese süßen nostalgischen Gefühle, denen ich mich an schwachen Tagen gerne ergebe. Aktuell ist Markus Golser ganz groß und der Pokergott erhalte ihn lange in diesem Zustand. Beim Cash Kings High Stakes Poker ist Markus Golser dabei und ich nicht und das hat seine Gründe. Unter anderem, weil ich bei Blinds von 50/100 Euro schon feuchte Hände beim Zusehen bekomme. Markus Golsers Nervensystem zeigt auch vegetative Reaktionen. Die sind aber nicht pekuniär bedingt: Schnell für eine Zigarette ins Foyer gesprintet und alles wird wieder gut.
Aber kommen wir zu den angekündigten nostalgischen Gefühlen und tauchen tief ein in längst vergangene Zeiten. Wir gehen zurück in das Jahr 1996. Tic Tac Toe sangen „Ich find Dich scheiße“, Bill Clinton begann seine zweite Amtszeit und Otto Rehagel musste sich nach einem 0:1 in Rostock als Bayern-Trainer verabschieden. Mein persönlicher Status in jener goldenen Zeit war, wie er besser nicht sein konnte. Ich hatte quasi keine Fressfeinde in meiner Königsdisziplin Limit Hold’em. Es gab im Heads-up nur zwei Spieler, die (wahrscheinlich) besser waren und mit denen war ich dann praktischerweise befreundet. Großspurig konnte ich also versprechen mit wirklich jedem zu spielen, der bereit war, das entsprechende Geld auf den Tisch zu legen. Gemildert dadurch, dass das im Wiener CCC erlaubte höchste Limit in der Regel umgerechnet auf 20/40 Euro festgesetzt war.
Ob ich einfach so viel Glück hatte, oder tatsächlich etwas, konnte und wusste, was die anderen nicht konnten und wussten, darüber kann ich heute nur spekulieren. Ich gewann einfach im Heads-up und das quasi immer. Fest in meinem Gedächtnis eingebrannt hat sich aber noch jener Tag, als ich erstmals vom „kleinen Markus“ hörte. Nehme an, das „klein“ vor dem Namen diente der Unterscheidung von einem anderen Markus, der wohl damals in den Salzburger Casinos unterwegs war. Von jenem imaginären „großen Markus“ hab ich aber nie wieder gehört, während der „kleine Markus“ nach wahren Marathonsitzungen immer mehr Teil des „Table Talk“ wurde.
„Der frisst dich. Der macht dich tot. Den musst du auslassen.“ Das waren noch die optimistischen Kommentare meiner Freunde und ich begann mich zu fürchten, wie ich mich seit meinem Heads-up gegen Jeff Lisandro (pari mit viel Glück) nicht mehr gefürchtet hatte. Nun, Salzburg war weit weg und überhaupt. Und auch wenn Che Guevara meinte, dass ein guter Revolutionär auch kämpft, wenn er weiß, dass er verliert. Was habe ich mit der Revolution zu tun und überhaupt?
Irgendwann war er dann da, allerdings an einem vollen Tisch. Wahrscheinlich sein erster Pokerausflug nach Wien. Braun gebrannt wie ein Skilehrer nach einer langen Gletschersaison, das selbstverständlich schwarze Hemd definitiv zu weit geöffnet und nach meiner Erinnerung eine leicht changierende Glitzerjacke. Dieser Disco-Fatzke soll mir gefährlich werden, dachte ich mir. Niemals! Tja und ich sollte mich irren und billig war es sicher nicht – auch ohne echtes Heads-up. Vielleicht holen wir das ja irgendwann einmal nach. Quasi exklusiv für Hochgepokert.com und in einem dezenten Limit, weil es ja doch mehr um die Ehre geht. Werde Markus mal bei Facebook anschreiben, vielleicht gönnt er sich den Spaß. Große Chancen rechne ich mir realistisch nicht aus. Es gibt nur zwei Disziplinen, bei denen ich definitiv stärker bin als Markus Golser. Das wäre Schachtelsätze mit untergeordneten Relativsätzen zu bilden (damit lässt sich wenig Geld verdienen) und Black Jack (damit lässt sich viel Geld ersparen). Für das Cash Kings High Stakes Game am kommenden Freitag – Hochgepokert.com überträgt das Cash Kings live auf unserer wunderbaren Seite –, werde ich Markus aber die Daumen drücken. Gemeinsame Vergangenheit verpflichtet.
G. Schrage
Informationen zum Auftritt von Markus Golser beim Cash Kings gibt es hier …