Ivo Donev: „Hurra! Mein Blog ist wieder da!“

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Hallo liebe Leserinnen und Leser! Zuerst einmal möchte ich mich bei Win2Day.at und Hochgepokert.com ganz herzlich bedanken! Nun habe ich wieder die Möglichkeit meine Gedanken und Analysen über und um das Pokerspiel fortzusetzen und für Sie, liebe Leserinnen und Leser, zu veröffentlichen. In der letzten Februarwoche hat im Casino Bregenz wieder das größte Poker-Festival in West-Österreich stattgefunden – wie jedes Jahr. Es ist für mich natürlich absolute Pflicht „zu Hause“ an mehreren Events teilzunehmen.

Bei so einer Turnierwoche gibt es mehrere kleine und ein großes Turnier, das sogenannte Main Event. Ehrlich gesagt bin ich von den kleinen Turnieren immer mehr enttäuscht und immer mehr begeistert vom Main Event, ganz unabhängig von meinen Ergebnissen. Die Vorteile des Main Events liegen auf der Hand:

a.) Mehr Startchips – 15.000 statt 10.000.
b.) Längere Spielzeit – nämlich eine Stunde pro Level (statt 30 Minuten).

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Die Blinds starten mit 25/50 und somit hat man bei Level 1 des Main Events ein M=200. Also man beginnt mit einem Stack von 15.000 Chips, teilt ihn durch die beiden Blinds (75) und erhält den Wert M=200. Heutzutage ist dies wie eine ungeschriebene Regel für große Turniere: Minimum M=200 und Levels je 1 Stunde. Auf diese Weise ist der Glücksfaktor minimiert und die guten Player haben genug Spielraum, um schwächere Gegner auf dem falschen Fuß zu erwischen.

Ich wurde an einen relativ guten Tisch gelost. Meine erste Aufgabe war, meine Gegner zu beobachten und richtige Diagnosen zu stellen: Wer raist immer und ist ein Maniac? Wer spielt loose, wer tight? Wer klaut oft in späterer Position die Blinds? Auf welche Weise spielen meine Kollegen die verschiedenen Hände? Und so weiter.

In Level 3 (100-200) hatte mein rechter Nachbar, Herr Cetindag, folgendes Kunststück zusammengebastelt. Am River lagen [9x][7x][9x][9x][Qx] und im Pot circa 2000 Chips. Sein Opponent auf Platz eins wettete kräftig. Er setzte 30 Prozent von seinem Stack – ein Pot Overbet von etwa 3000. Herr Cetindag raiste ohne zu überlegen auf 8000. Sein Gegner hatte insgesamt ungefähr 10.000 Chips und ging All-In – also nur mit 2000 Chips mehr. Jetzt wurde es spannend! Mein Nachbar schwitzte, aber nach langer Überlegung callte er, öffnete [Ax][Qx]  und sagte: „Ich weiß, dass wir teilen werden. Hast du auch Full House?“ Sein Gegner öffnete [9x][8x] für den Vierling und strich den fetten Pot mit über 22.000 Chips ein!

Mein Nachbar meinte, dass er wieder Pech hätte: „Das gibt es doch nicht“, sagte er, „mit Full House gegen Vierling verliere ich 90 Prozent meines Stacks!“ Eine typische (grundlose) Bad Beat Story, die oft von Pokerspielern erzählt wird. Wenn wir aber nachdenken, werden wir seinen großen Fehler entdecken: Er sollte am River nur callen und niemals raisen, weil ihm das Raise in einer solchen Situation klar negative Erwartungen gibt. Entweder hat mein Gegner eine Dame und mein Ass als Kicker spielt keine Rolle – der Pot wird geteilt von Full House [Qx][Qx][9x][9x][9x] – oder er hat eine [9x] in der Hand und somit einen Vierling. Dazu gibt es auch noch zwei Hände, die stärker als das Full mit Damen sind und ihn schlagen. Nämlich dann, wenn sein Gegner [Kx][Kx] oder [Ax][Ax] in seiner Hand hat und somit das bessere Full. Das war ein klassischer Fehler, den man am River oft bei unerfahrenen Spielern sehen kann.

Nach kurzer Zeit verlor Herr Cetindag seine letzten Chips und wurde nach Hause geschickt. An seinen Platz kam ein neuer Spieler, Oliver Bösch, der zu diesem Zeitpunkt ziemlich viele Chips (über 30.000) hatte. Er spielte Poker mit viel Phantasie, darum waren seine Hände sehr schwer einzuschätzen. Wir hatten Level 6 (200-400, Ante 50). Ich war am Button mit KsTs mit circa 28.000, alle Spieler hatten gefoldet bis zum Cut off, nämlich Oliver, der auf 1200 geraist hatte. Ich dachte, das könnte eine Versuch sein, die armen Blinds auszurauben und verlangte 3600, um den Flop zu sehen. Die Blinds verschwanden sofort, und Herr Bösch hatte mein Angebot freundlicherweise angenommen, also sahen wir zu zweit aus meiner Sicht einen wunderbaren Flop: KcTc8s an. Wow, ein Volltreffer!

Jetzt war meine Hauptaufgabe: Wie kann ich Herr Bösch von seinen Chips maximal erleichtern. Offensichtlich hatte er Pokerbücher gelesen und hatte brav gegen der Preflop-Aggressor gecheckt. Jetzt mein erster Schritt war, den Pot aufzubauen, mein Preis den Turn zu sehen: 4000, die er sofort bezahlte! Offensichtlich hatte er bestimmt irgendwelche Ideen, wenn er schon so schnell bezahlt. So weit so gut. Turn 9h. Bei diesem Bord, und meinem Top Paaren konnte ich nicht mehr zurück von meinem Gaspedal. Er checkte wiederum. Der Pot war schon ziemlich fett mit 16.300, ich hatte circa 20.000 Rest. Was nun? Ich setzte meine Fishing-Strategie fort und verlangte den verlockenden Betrag von 8000.Erst jetzt begann Oliver zu grübeln, fragte nach meinem Chip Count-und bezahlte nur. River: Boom Qd

Plötzlich ertönte mein Gegner mit dem, was ich nie hören wollte: „All-In.“ Dies war für mich wie ein Blitz aus heiterem Himmel!

Jetzt lagen am Board  [Qx][9x][8x][Tx][Kx] (Rainbow), und wenn er in seiner Hand nur einen Bube halten würde, hätte er einfach die Second-Nuts-Strasse. Jetzt  war ich wie gefroren, die Situation war simpel:

a.) Entweder hatte mein Gegner mit [Jx] in der Hand eine Straße …
b.) … oder er benützte diese gefährliche River Karte zu einem Bluff, falls er beispielsweise einen Flush Draw verpasst hatte, um seine Straße zu repräsentieren.

Wow, echte Tombola. Ich sah ihn genau an, als wollte ich eine Antwort bekommen. Er war ruhig und atmete ganz normal. Ich fand keinen Grund zu callen oder zu folden! Brutale Situation! Wenn ich recht hatte, gewinne ich einen Riesenpot und wäre einer von den Chipleadern, aber wenn ich falsch liege und er wirklich eine Straße hatte, wäre ich einfach weg vom Fenster – aus, Schluss, Feierabend!. Ich war so unentschlossen und dachte und dachte, doch plötzlich kam die Erleichterung, nämlich in Form des Floormannes Edgar Stuchly, der mir eine Minute für meine Entscheidung gab. Ich fragte Oliver, ob er mir seine Karten zeigen würde, wenn ich foldete, aber es kam ein ruhiges und klares NEIN.

Schlussendlich konnte ich keine Entscheidung treffen und meine Zeit war abgelaufen, somit war meine Hand tot. Jetzt strich sich Oliver den riesen Pot ein und muckte schnell seine Karten verdeckt. Hm, dachte ich, wenn er wirklich einen Super-Bluff durchgezogen hatte, hätte er doch stolz seine Karten offen gezeigt, oder? Was meinen Sie, liebe Leserinnen und Leser? Wahrscheinlich sollte ich am Turn einfach All-In spielen und sozusagen die aufkommenden Kopfschmerzen zu sparen?

Ein US Poker Pro hat mir damals gesagt: Um ein NL Poker Turnier zu gewinnen, muss du bereit sein zu sterben … Hm, vielleicht hat er recht? So bin ich zum Short Stack mit circa 12.000 Chips geworden. Bald wurde ich an einen anderen Tisch umgesetzt. Rechts von mir saß der bekannte wilde Italiener Vito Branciforte. Ich schaffte es mit großen Mühen, mein Stack auf über 17.000 aufzubauen. Es war Level 8, die Blinds 400-800 + Ante 100. Vito war zur diesem Zeitpunkt auch Short Stack und spielte sehr aggressiv. Ein interessante Beispiel: Er war im Big Blind mit circa 10.000 Stack. Vlado Sevo raiste aus früher Position auf circa 2000. Der Cut Off und der Button waren sofort mit dieser Einladung einverstanden. Der Small Blind foldete und jetzt war Vito am Zug. Er wollte nicht einfach im Pot mittanzen, sondern verlangte für den Eintritt alles – 10.000 All-In. Die ersten zwei Spieler hatten Vito schnell geglaubt und gefoldet, aber der Button atmete mit Schmerzen wie eine Mutter bei der Geburt ihres Kindes und foldete offen KsQs. Vito sprang von seinem Stuhl auf und zeigte stolz [Qx][7x] für erfolgreiche Squeeze! Hut ab!

Genau in der nächsten  Hand war ich im Big Blind (800) und Vito Small Blind (400).  Der Cut-off, ein ziemlich solider Win2day Qualifikant – Tobias Natter – raiste auf 2200. Der Button und SB foldeten und jetzt war Vito an der Reihe, der ohne mit der Wimper zu zucken  sein gesamtes Stack in die Mitte platzierte: All- In für 17.700.

Ich schaute vorsichtig meine Karten und traute meinen Augen nicht. [Ax][Kx] eine von den Top vier Premium-Händen im Holdem überhaupt. Es war die Zeit gekommen zu verdoppeln oder rauszugehen. Ich hatte genau 17.400 und sprang sofort auf den All-In-Zug. Tobias Natter hatte keine Lust mehr mit uns All-In zu tanzen und foldete offen ein Paar [Tx][Tx]. Und wieder sprang Vito vor Freude von seinem Stuhl auf und drehte seine Karten um – ein Paar „Enten“, so nenne ich Paar [2x][2x].

Es war für mich immer faszinierend, diese klassische Konstellation mit kleinstem Paar gegen das größte Unpaar zu sehen. Also:
a.) [Ax][Kx] schneidet sehr gut ab gegen viele gegnerische Hände, z.B. hat [Ax][Kx] einen großen Vorteil gegen jede Art [Ax] und ist fast 50% stark gegen jedes niedrige Paar als [Qx][Qx] und ist darum in die Top vier Holdem Hände überhaupt einzuordnen! Mit zwei Worten gesagt: Entweder bin ich vorne oder 50/50%.

b.) [2x][2x] schneidet sehr schlecht ab gegen jedes Paar (20 zu 80%) und hat gegen irgendwelche Overkarten circa 50%. Darum ist das Paar [2x][2x] nicht  in den Top 80 Händen! Mit zwei Worten gesagt: Entweder bin ich weit hinten oder habe Maximum 50/50 – Coin Flip.

c.) Trotz dieser gewaltige Pre-Flop Unterschiede, wenn man Heads-up [Ax][Kx] gegen [2x][2x] spielt liegen die Gewinnerwartungen um die 50%!

Jetzt aber mit [Ax][Kx] war ich wieder machtlos, denn das Board zeigte keine Bildkarten, und somit war ich bei den letzten sieben Tischen ausgeschieden. Ich war mir nur nicht sicher, ob Vito seine letzten zwei Hände gut gespielt hatte oder er einfach mehr auf der Glückseite stand! Auf alle Fälle hatte sich sein riskantes Spiel gelohnt, er ist nur kurz vor dem Finaltisch, aber im Geld, ausgeschieden. Am nächsten Tag bin ich also statt am Final Tisch auf dem Faschingsumzug in Lochau gelandet – als Blues Brother!

Am Schluss noch einige Frage an die Leser: Was möchten Sie von meine Blog am liebsten lesen?

a.) Analysen von Poker Händen?
b.) Themen rund um Poker?
c.) Mehr Fotos sehen?
d.) Andere Ideen?

Euer Ivo „The Chessmaster“ Donev – Begeisterter Poker Analysator
www.ivodonev.com

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