In der aktuellen Castingshow „Das PokerStars.de Ass“ fällt sie durch ihre polarisierende, sehr selbstbewusste Art sowie durch ihren Kampfgeist auf. Sie macht auch kein Geheimnis daraus, dass sie sich in der Show selbst am nächsten ist und Freundschaften eher im Hintergrund stehen. Warum die 24-jährige Johanna Hupfer gerne Mal gegen die Jury gepokert hätte, wie das Fernsehen die Falschdarstellung einer Situation fördert und was Johanna von Sandra Naujoks unterscheidet, das erfahrt ihr im Hochgepokert-Exklusivinterview.
Hi Johanna, vielen Dank für deine Zeit zum Interview und für die Bereitstellung der netten Bilder. Wie kamst du eigentlich zum Modeln und wie lange machst du das schon?
Hi! Eine kleine Anmerkung zuerst. Falls du was bellen hörst, dann ist das mein Hund, der spielen möchte! Zu deinen Fragen: Mein größter Traum war es schon immer als Model zu arbeiten. Mit 16 Jahren habe ich dann mit dem Modeln angefangen, nachdem ich ein Fotoshooting geschenkt bekam. Diese Fotos habe ich daraufhin eingeschickt und wurde prompt von den Agenturen genommen.
Machst du das mittlerweile hauptberuflich?
Ja, mit 21 habe ich mich selbstständig gemacht und arbeite seitdem hauptberuflich als Model. Neben Fotos und Promotion bin ich auch im Modebereich tätig. Eben alle Dinge, die mir Spaß machen.
Hat dir die Teilnahme bei der Castingshow „Das PokerStars.de Ass“ etwas im Hinblick auf deine Modelkarriere gebracht?
Für das Modeln hat es bisher wenig geholfen, was auch nicht mein primäres Ziel war. Beim Pokern aber werde ich durch die Teilnahme an der Castingshow jetzt immer häufiger erkannt. Die Leute wollen Fotos mit mir zusammen machen. Das Ganze bringt mir den Bekanntheitsgrad, den man gerne möchte. Ich denke, dass sich Modeln und Poker ganz gut vermarkten lässt. Mal sehen, was sich daraus noch entwickelt.
Du warst ja gerade in Wien, um die Mermaid Challenge zu spielen. Was spielst du lieber, Turniere oder Cash Game und warum?
Da ich es gut finde, dass die steigenden Blinds Druck auf die Spieler ausüben, spiele ich definitiv lieber Turniere. Außerdem kann man bei Turnieren mehr Geld gewinnen, vorausgesetzt man kommt sehr weit. Cash Game spiele ich auch, aber eher als Zeitvertreib während eines Turniers oder danach. Man muss sich natürlich auch immer wieder selbst beweisen, dass man es kann. Momentan habe ich aber einen Antilauf, sodass ich bei der Mermaid Challenge letztendlich mit Ass Dame gegen Ass Bube ausgeschieden bin.
Was sind die Waffen einer Frau am Pokertisch?
Es ist natürlich sehr cool, sein Image aufzubauen und auszunutzen. Männer denken ja immer, dass Frauen prinzipiell tight und nur die Nuts spielen. An einem starken Tisch versuche ich aber auch, die Nuts zu zeigen, damit sie in der nächsten Hand denken „Boah, sie hat bestimmt wieder die Asse!“. Wenn ich einen Bluff spiele, dann schaue ich meinen Gegnern auch manchmal ganz lange in die Augen. Dies hat den Effekt, dass sie oft verwirrt sind und dann schnell folden. Außerdem putze ich mich auch immer fein raus, Jeans oder T-Shirt gibt es da bei mir nicht. Flirten ist genauso wichtig wie „charming“ zu sein, um am Tisch Spaß zu haben.
Nun war es ja so, dass Thomas Lamatsch, Sophia Thomalla und Sandra Naujoks euch bei den Sit and Go’s auf die Finger geschaut haben. Hattest du mal selbst die Möglichkeit, dich von den Pokerkünsten der Jury zu überzeugen?
Direkt spielen gegen die Jury konnten wir leider nie. Sophia ist ja auch eher eine Hobby-Pokerspielerin. Thomas hat uns aber hin und wieder Ratschläge dahingehen gegeben, was wir in bestimmten Situationen verbessern könnten. Eigentlich wäre es mal ganz cool gewesen, gegen die Jury zu spielen. Wenn man nämlich weiß, dass man unter Beobachtung steht, dann überlegt man sich nicht nur, wie man die Hand spielen möchte, sondern auch, was von mir erwartet wird, die Hand richtig zu spielen. In den Turnieren ging es ja nicht darum zu gewinnen, sondern die Hände „richtig“ zu spielen. Durch die digitale Aufzeichnung kommt oft nicht heraus, welche Story man gerade erzählen möchte. Die angemessene Bethöhe ist wohl hier die einzige Möglichkeit, dies umzusetzen.
Stimmt, denn die ganz spezielle Situation kann dort nicht wirklich durch die Kameras abgebildet werden. Offensichtlich konntest du aber besonders deinen Mitstreiter Thomas leicht lesen. Was waren deine Reads auf ihn? Setzverhalten, physische Tells?
Thomas hatte zunächst eine coole Art, um seine Mitspieler zu provozieren. Irgendwann waren dann alle gegen ihn und haben dieses persönliche Gefühl auch mit an den Tisch genommen. Dementsprechend oft haben sie ihn dann auch gefüttert. Ich dachte dann: Okay, wenn er mich re-raist, habe ich irgendwann einfach die bessere Hand. Dadurch, dass er noch nicht sehr lange spielt, war er in vielen Situationen – genauso wie Nathalia – sehr unsicher. Sie haben dann gezittert oder wurden sehr nervös. Bei Thomas konnte man manchmal förmlich das Herz schlagen sehen. Das konnte ich dann gut für mich nutzen.
In der letzten Sendung callst du ein All-in von Nathalie, die nur 4-7 offsuit hält, mit 9-8 suited. Hattest du hier einen konkreten Read, haben die Pot-Odds gestimmt oder hattet ihr allgemein viel History?
An diesem Tag habe ich ein sehr starkes Turnier gespielt und war auch über weite Strecken Chipleaderin. Wenn ich mich als Chipleaderin dann entscheide, eine Hand zu spielen, dann folde ich auch sehr schwer gegen Small Stacks am Tisch. Nathalie musste aufgrund der verlorenen Vegas-Challenge – was leider nicht gezeigt wurde – mit 500 Chips weniger in das Turnier starten. Als ich dann mit geraist habe, war Nathalie schon sehr short. Sie wirkte dann relativ unsicher und überlegte sehr lange, bevor sie all-in schob. Mir war klar, dass sie nicht viel haben konnte. Ich denke mit Assen oder Königen würde sie nicht pushen, da sie ja Kohle will. Dann habe ich sie richtig gelesen, gecallt und dann auch getroffen.
Ein Herocall?
Naja, einfach gut entschieden. Zumal ich ja auch die bessere Hand halte, und selbst gegen AK oder ähnliche Life-cards und ne 40:60 Siegchance hätte.
Als ihr nur noch zu dritt am Tisch sitzt, wirft dir die Jury „lustloses und defensives Spiel“ vor. Nach einem Buttonraise von dir geht Nathalia all-in. Du musst nur noch 400 nachbezahlen, foldest aber. In Facebook hast du dich darüber etwas echauffiert. Wurde das im Fernsehen falsch dargestellt?
Yeah, endlich! Als wir noch zu dritt am Tisch saßen, habe ich als Chipleaderin zwei Hände zuvor denselben Move mit A-3 gemacht, woraufhin Nathalia mit A-7 all-in schob und ich bezahlte. Nach diesem Verlust saß ich dann nur noch mit ca. 7.000 Chips am Tisch. Dann bekomme ich wieder A-3 und raise vom Button, worauf hin sie erneut all-in schiebt. Aufdoppeln wollte ich Nathalia nicht noch einmal. In dieser Situation hätte ich allerdings wesentlich mehr nachbezahlen müssen, als es von der Jury kommuniziert wurde. Anstatt 400 waren es ca. 2.500 Chips! Schade war auch, dass genau in dieser Hand keine Karten, keine Stackgrößen und keine Wahrscheinlichkeiten gezeigt wurden. Es war einfach etwas blöd für das Fernsehen geschnitten, um die einzelnen, wichtigen Details zu erkennen. Lustig ist aber, dass jetzt viele Leute im Casino, die mich kennen, über mich sagen „Die wirft doch nicht wegen 400 Chips weg!“. 400. Die anderen haben oft nur nach Bauchgefühl gespielt. ist wohl die magische Zahl (lacht). Viele, die mich kennen, wissen, dass ich in solch einer Situation nicht mehr folde, siehe 89s gegen Natalie, außer es ist zu teuer und unlukrativ. Außerdem war ich eine der wenigen im gesamten Team, die Wahrscheinlichkeiten und Pot-Odds im Spiel ausrechnet.
Nach deiner Zeit in der Castingsshow hat es ja prompt einen Sieg gegeben. Noch in Las Vegas hast du im Caesars ein Deepstack Turnier gewonnen. Wie viele Leute haben da mitgespielt, wie hoch war das Buy-In, was gab es als Siegprämie?
Es müssten 60 bis 70 Spieler gewesen sein. Das Buy-In war $130. Zu viert haben wir dann aufgrund gleicher Chipcounts gechopped und so habe ich circa $1.100 rausbekommen. Es war ziemlich cool zwischen der aufregenden Zeit mit PokerStars und dem Rückflug nochmal zu cashen.
Eine kleine Selbstbestätigung?
Auf jeden Fall. Lustig war auch, dass bei dem Turnier einer vom Produktionsteam mitgespielt hat. Als wir dann unter den letzten fünf waren, habe ich ihn dann mit Assen im Small Blind gegen A-3 im Big Blind aus dem Turnier genommen. Es war für mich auch mal wieder super cool, unbeobachte“ zu spielen und viel Gelerntes anzuwenden.
Wie sehen deine beruflichen und pokertechnischen Zukunftspläne aus? Wirst du zur WSOP und „back to the roots“ reisen?
Ende Juni werde ich auf jeden Fall nach Vegas fliegen, um dort das Ladies Event der WSOP zu spielen. Ein paar Side-Events sind auch noch geplant. Das Main Event übersteigt leider mein Budget. Mein Motto: Viel spielen, zwischendurch noch shoppen, viel Spaß haben und feiern. Nach Vegas bin ich vom 7. bis zum 10. Juli auf der Mini CPS (Croatian-Poker-Tour) in Opatjia anzutreffen. In der Zukunft werde ich auf jeden Fall versuchen, Poker mit dem Modeln zu verbinden. Falls jemand mein Sponsor werden möchte, so würde ich es sehr begrüßen. Pokern und nette Fotos passt ja auch wunderbar zusammen und trägt zu einem Wiedererkennungswert bei.
Eben! Nur dass ich ein bisschen mehr zeige als sie! Da gehört auch immer so ein bisschen gesellschaftsfähiger Exhibitionismus dazu . Wenn man sich für nichts schämt, ein gesundes Selbstbewusstsein hat und noch schöne Fotos macht, dann kann man da stolz drauf sein.
Möchtest du unseren Lesern und Leserinnen abschließend noch etwas mitteilen?
Auf jeden Fall freue ich mich, dass ich nun die Möglichkeit habe, solche Medien wie Hochgepokert.com zu nutzen. Ebenfalls freue ich mich auf alle Leute da draußen, die Lust haben, gegen mich zu pokern. See you at the Pokertable.
Wie lautet dein Online-Nickname bei PokerStars?
Dort bin ich unter joannajumper zu finden. Wenn es nicht gerade nach Österreich geht, spiele ich besonders abends sehr häufig. Abschließend kann ich sagen: Falls jemand Interesse an einer Zusammenarbeit hat, bin ich gerne dazu bereit. Mehr Bilder und Informationen gibt es auf meiner Homepage www.johannah.de.
Da wird sich bestimmt jemand finden lassen. Johanna, vielen Dank für deine Zeit, viel Erfolg bei der Braceletjagd sowie bei der Suche nach einem Sponsor.
Vielen Dank auch dir! Ich wünsche dir noch einen schönen Tag.