Hallo liebe Pokerfreunde und Vegas-Fans,
alle Leser von Hochgepokert.com lieben Poker, spielen gerne und dass macht viel Spaß. Ich selbst betrachte das Pokerspiel als Arbeit und darum gehe ich mit diesem harten Job etwa anders um. Ich lese viele Bücher, schaue passende Pokerfilme, notiere mir die verschiedenen Situationen, analysiere meine Pokerhände mit denen anderer Spieler und so fort. So entwickle ich meine Pokerkenntnisse und versuche Schritte nach oben zu machen.
Mein Moto: Jeden Tag etwas Neues lernen, jeden Tag besser werden, auch was – so nebenbei gesagt – mein Fitnesstraining anbelangt.
In Las Vegas ist der Arbeitstag des Pokerspielers sehr hart, vornehmlich für alle Turnierspieler. Die meisten Turniere starten um 12h zu Mittag. Es dauert meistens bis 1h in der Nacht, also ein 13-stündiger Arbeitstag, bis man fertig ist. Dann folgt der unverzichtbare Schlaf, am Morgen dann frühstücken und danach eine Stunde Fitnesstraining, dann etwas schwimmen und gegen 11.30 zum Tag 2 oder das nächste Turnier gehen – man hat kaum Freizeit. Klingt banal, aber so einen Lebensrhythmus habe ich nur in Las Vegas während der WSOP. Es ist sehr hart, jeden Tag über 13 Stunden voll konzentriert zu sein und mehrere richtige und wichtige Entscheidungen zu reffen. Beim Pokern musst du kontinuierlich Entscheidungen treffen. Manche mit weniger aber manche mit gigantischen Bedeutungen. Und das Spannende hierbei ist sogar, dass wenn du mathematisch richtige Entscheidungen triffst, dass der Glückfaktor gegen dich steht und du trotzdem verlierst. Eines aber kann ich bestätigen: Auf Dauer die richtigen mathematischen Entscheidungen werden letztendlich auf lange Sicht immer belohnt!
Fazit: Im Turnierpoker bedeutet nicht, dass wenn man gut spielt, man am Final Table landet, es ist sogar nicht mal sicher, dass man in den Geldrängen landet. Aber im Gegenteil dazu ist es fast immer sicher, dass wenn man schlecht spielt, man aus dem Turnier früher oder später ausscheidet.
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Das Limit Holdem Shootout.
Ich hatte mich für das Limit Holdem Shootout eingekauft, weil ich es liebe, One Table SitnGo-Turniere zu bestreiten. Meine letzte gute Erinnerung war das WSOP Shootout 2004, wo ich 6ter am Final Table war. Diesmal hatte ich am Tisch sehr harte Gegner, mehrere Bracelet Gewinner wie Dutch Boyd, David Bach (HORSE Weltmeister), Thor Hansen usw. Die Aufgabe, ,,Last man Standing“ war hart aber nicht unmöglich. Die Struktur war sehr gut und ich hatte nach einem Kampf von neun Stunden an meinen Tisch gewonnen. Somit war ich fürs Halbfinale qualifiziert – mit $4.100 sicherem Preisgeld.
In der vorletzter Runde musste ich Shorthänded spielen, also an einem 6er-Tisch und nur für den ersten Platz gab es ein Ticket zum Final Table. Mein Tisch war besetzt mit jungen aggressiven Spielern, einer davon die Onlinelegende Randy „Nanonoko“ Lew.
Leider war diesmal die Struktur viel schlechter als bei der Vorrunde und unter Druck meines jungen Aggressors verschmolzen meine Chips wie Schnee unter der Sonne!
Weil ich schnell ausgeschieden war, hatte ich mich sofort für das nächte Turnier, ein Deep Stack mit $235 Buy-in angemeldet, dass um 16h im gleichen Amazon Room begonnen hatte. Dort hatte ich zwei interessante Situationen erlebt, die sehr lehrreich waren.
Es war spät in der Nacht und von den rund 850 Startern waren um die 130 übriggeblieben. Mein Stack war von gestarteten 15 000 auf 125 000 gewachsen. Rechts von mir saß ein solider Spieler aus den USA, der kaum eine Hand spielte. Die Blinds stiegen brutal schnell, und wir waren schon im Level 10: Blinds 1000-2000 + Ante 300, also eine Runde kostete 6000. Alle foldeten bis zum Small Blind, mein ,,Beton“ Nachbar rechts von mir callte nach langer Überlegung offensichtlich ,,ungerne“. Ich sah im Big Blind ein Paar 4 und kontrollierte die Chips meines einzigen Gegners – um die 24 000. Hm, was nun? Falls er eine starke Hand hätte, sollte er mit seinem Short Stack All in spielen, da er nur M=4 hatte und unter enormen Druck war. Ohne lange zu zögern schob ich eine kräftiges Raise auf 24 000. Jetzt begann mein Gegner zu bereuen, dass er gecallt hatte und begann lange zu seufzen. Nach ein paar Minuten(!) callte er mit offensichtlichen ,,Geburtsschmerzen“ und drehte ein Paar 7 um! Natürlich hatte ich verloren, weil er ,,falsch“ gespielt hatte. Offensichtlich hatte mein junger Gegner nicht die Harrington NL Holdem Bücher gelesen.
Im normalen Fall wird jeder Spieler mit seinem mageren Stack in einer solchen Situation zu 99% All in vor dem Flop spielen, dann habe ich ein leichtes Fold, weil gegen 2 Overkarten (meistens) hat mein Paar 4 gegen 50% und gegen anderes Overpaar ( 55 bis AA) nur 20%.
Nach diesem Unfall begann mein Stack zu schmelzen. Bald war ich bei etwa 77.000 und die ,,Tombola Time“ war mal wieder gekommen – die Blinds waren auf 2000-4000 mit Ante 500 gestiegen. Eine Runde kostete somit 11.000. Mein rechter Nachbar war wieder in früher Position mit seinem mageren Stack um die 38.000 an der Reihe und er sagte endlich die ,,Magischen Worte“ All in.
Ich sah in meine Karten, ein Paar Zehner und dachte ’na ja, er ist mit seinem Short Stack sowieso unter enormen Druck (M circa 3,5) und muss jedes Paar und jedes Ax All in spielen‘! Gegen so eine breite Hand Range waren meine Paar Zehner großer Favorit, so dachte ich und ohne lange zu überlegen schob ich meinen Stack in die Mitte. Merken sie, dass ich nicht nur calle sondern reraise weil auf diese Weise ich Hände wie AQ, AJ oder sogar JJ vor dem Flop verjagen kann? Alle foldeten sofort und wir standen vor dem Showdown: Ich mit meinen armen Paar Zehnen und mein rechter ,,Beton“-Nachbar mit seinen… AA. Wieder hatte ich verloren und wieder bald vor dem Geld ausgeschieden. Hier war ich selbst schuld! Natürlich, gegen einen durchschnittlichen Spieler ist der Zug Reraise All-in mit 1010 absolut ok, aber gegen eine ,,Beton“-Spieler war das ein großer Fehler!
Also, im Turnierpoker, bei wichtigen Pre Flop Entscheidungen ist das Image eines Spielers wichtiger als die anderen Faktoren!
Ein kurioses Beispiel bei einem WSOP NL Holdem Turnier: Ein Spieler, der mehrfachen Average zu diesem Zeitpunkt hatte, wurde auf einen anderen Tisch umgesetzt. Bevor er Platz an dem neuen Tisch nahm, geht er zur Toilette (mit den Chips), weil er auf diese Weise den Verlust der Blinds vermeidet wollte. Als er von der Toilette mit seinen Chips an den Tisch kam, hatte ihm der Floorman die Rote Karte gezeigt, also Disqualifikation! Es ist unvermeidbar, dass wenn man mit einem solidem Chipstand so einen Blödsinn macht, vorzeitig das Turnier verlassen muss. Das Buy in bekam er nicht zurück!
Poker ist eine Wissenschaft, die man unendlich lange lernen kann.
Viele Grüße aus dem heißen Nevada wünscht:
Euer Ivo ,,The Chessmaster“ Donev