Ich will keine Beschwerden hören. Die folgende Kolumne hat weder Sinn noch Inhalt. Einfach eine Menge Text über quasi gar nichts. Und sogar diese Idee keine Idee zu haben habe ich vom Kollegen Seinfeld geklaut. Der feindselige und feinsinnige Stammleser wird jetzt wohl denken, wir sind ja nichts anderes gewohnt von diesem überschätzten und eitlen Typen. Kein schlechtes Argument zugegeben, aber auch wenn ich diesen Vorwurf entkräften könnte (rein theoretisch natürlich), wäre damit das ganz Konzept über den Haufen geworfen. Dann wäre es keine Kolumne mehr über nichts, sondern eine billige Rechtfertigung zu etwas und das kommt selbstverständlich gar nicht in Frage.
Keine Gedanken zu David Sklansky. Irgendwie bin ich ein wenig angefixt. Als absoluter Nichtturnierspieler war ich in letzter Zeit doch mittelprächtig erfolgreich. Finaltische von der Ferne betrachtet mögen langweilig wirken, besonders wenn man einen schönen Platz auf einem schönen Cashgame-Tisch besetzt hält. Aber es hat schon was Nettes, der Kellner kommt und es gibt eine Gratisrunde. Die Spieler bestellen gruselige Sachen wie Red Bull und frischgepressten Orangensaft und ich als Snob selbstverständlich den kleinsten Kaffee, weil ich mir die teuren Dinge dann doch lieber selbst bezahle. Wie auch immer, jedenfalls will ich mehr und auch besser werden (wenn es nicht allzu anstrengend ist). Deswegen habe ich mir ein Buch gekauft: „Tournament Poker – For Advanced Players“ von David Sklansky. Gut, dass das mit dem „Advanced Player“ nicht überprüft wird, sonst hätten sie es mir wohl kaum gegeben. Vielleicht gäbe es ja auch modernere Autoren und Strategien, aber solange Big Scotty kein Pokerbuch schreibt, bleibe ich bei Altbewährtem. Meinen ersten Bad Beat habe ich auch bereits hinter mir. Als Leser will man schließlich einen guten Start und deswegen las ich zuerst das Kapitel „Last Longer Bets“. David Sklansky schreibt dazu: „It is a common practice among tournament players to make side bets with each other as to who will last longer in the tournament.“ Und jetzt kommt es knüppeldick. „As a general prinicple, these bets should not be made unless they are small or very large.“ – Ich fühle mich massiv ertappt. Gewohnheitsmäßig mache ich solche Wetten und keine davon war „small“ oder „very large“. Alle Sidebets waren so mittelmäßig, also ganz genauso, wie man sie eben niemals machen sollte. Wahrscheinlich muss ich gar nicht mehr weiter lesen. Mehr an Erkenntnis tut mir fürs Erste gar nicht gut. Höchstens schnuppere ich noch in das Kapitel: „Why the First Day Leader at the WSOP Never Wins“ – Wobei, das kann ich mir auch leicht merken. Und folgen werde ich dem Rat sowieso, sollte ich jemals WSOP spielen, darf ich nach Tag 1 keinesfalls Chipleader sein. Keine leichte Übung, aber ich werde mich redlich bemühen.
Keine Gedanken zu Phil Ivey, aber immerhin ein kleines Rätsel für den topgebildeten Hochgepokert -Leser. Preise gibt es keine zu gewinnen, nicht etwa weil ich grundsätzlich geizig bin, sondern weil ich zu verpeilt und chaotisch für den Versand wäre. Sagen wir, es geht um die Ehre und vielleicht darf sich der Rätsellöser ein Thema wünschen, zu dem ich mich bemühen werde meine krausen Gedanken kreisen zu lassen. – Jetzt zur Frage: Was haben Seinfeld und Phil Ivey gemeinsam? Minimallisten kommen für die Antwort mit sechs Buchstaben aus. Bin aber auch für ausufernde Erklärungen dankbar. Zurück zu den nicht vorhandenen Gedanken. Wie es scheint, kommt es ja jetzt knüppeldick für Phil Ivey. Eine angedrohte und zurück gezogene Klage. Ein Boykott der WSOP, das sich mehr wie eine Flucht nach hinten anfühlt und News zu angeblichen Schulden bei Full Tilt Poker – Hochgepokert.com hat dazu in aller Ausführlichkeit berichtet. Jedenfalls, wozu hat man Facebook-Freunde. Ich habe mich auf Jobsuche gemacht für den gefährlichsten aller Phils. Das Wiener Concord Card Casino sucht aktuell – ich zitiere von der Homepage – „Wir suchen neue Mitarbeiter/Innen im Bereichen Spielleitung und Gastronomie in den Filialen Wien und Bregenz“. Ich werde meine Kontakte bemühen und mich massiv einsetzen für Floorman Ivey. Geld verdient man da genug und spielen ist im eigenen Haus sowieso verboten. Es ist keine Schande sich zu sanieren. Exakt vor zehn Jahren war etwa Toni G. Hausspieler bei uns im Euro Card Casino. Ich war seinerzeit wichtig und Manager, was den unerschrockenen Toni nicht daran gehindert hat meine damalige ukrainische Freundin anzubaggern, aber das ist dann eine eigene Story. Jedenfalls hat es Tony G. zweifelsfrei weit gebracht with a little help from his friends und auch Phil Ivey helfen wir gerne wieder auf die Beine.
Zuletzt noch keine Gedanken zur CAPT Kitzbühl. Hätte ich Zeit, ich wäre gerne dabei. Eine reizvolle Kombination -das wunderschöne Kitzbühl und die CAPT Poker Tour 24. – 28.August. Würde ja gerne meine persönlichen Kitzbühler Pokergeschichten auspacken. Allerdings kenne ich mich mit den aktuellen Verjährungsfristen nicht so wirklich aus und möchte es bei einem, in dem Dorf komme ich in diesem Leben nicht mehr ins Minus, belassen. Bei der Konkurrenz musste ich etwas lesen, von wegen möglicher Knappheit an Hotelzimmern. Immerhin gäbe es mit dem „Hansi Hinterseer Open Air“ eine massive Gegenveranstaltung. Ich flehe meine Pokerfreunde aus nah und fern an, lasst euch nicht unterkriegen. Als ob es nicht schlimm genug wäre zu erfahren, dass „Die Amigos“ jetzt auf Platz Eins der Albumcharts stehen, nachdem sie Amy Winehouse von ebendiesem ersten Platz verdrängt haben. Jetzt sollen wir Pokerspieler uns noch von ein paar schwuchteligen Hansi Hinterseer-Fans aus den Hotelbetten vertreiben lassen. – Ich hoffe das wird nie geschehen, sonst verstehe ich die Welt noch weniger, als ich sie sonst schon nicht verstehe.
Götz Schrage