Kurz vor dem Final Table hat Hochgepokert.com Moritz Kranich zu einem Interview gebeten. Der sympathische Hamburger hat sofort zugesagt. Warum er trotz seiner Erfolge auf dem Teppich geblieben ist, wie er zur Triple Crown steht und ob es tatsächlich eine Side-Bet mit Sebastian Ruthenberg gibt, dass alles erfahrt ihr hier im Interview.
Tobias: Hi Moritz, zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zum erreichen des Final Table der WSOPE in Cannes. Bevor wir über das Event reden ist meine erste Frage: Wie ist Cannes? Bist du das erste Mal vor Ort?
Moritz: Ich war letztes Jahr zur Partouche Poker Tour schon hier, da lief aber wenig zusammen. Cannes ist großartig, zu dieser Jahreszeit sehr angenehmes Wetter und ein sehr lukratives Pokerangebot.
Tobias: Frankreich scheint dir zu liegen. Nach dem Sieg in Deauville hast du jetzt die Chance auf ein WSOP Bracelet. Wie groß ist da der Druck bei Dir?
Moritz: Ich habe überhaupt keinen Druck. An der Bubble war ich sehr short und froh, überhaupt ins Geld gekommen zu sein. Alles was jetzt noch kommt, ist Bonus. Die Triple Crown wäre zwar wirklich ein weiterer Meilenstein, aber wenn es nicht klappt, wäre ich nicht enttäuscht. Ich werde versuchen, mein bestes Poker zu spielen, mal schauen, was dabei rauskommt.
Tobias: Die Triple Crown ist das nächste Stichwort. Du hast ja die Chance heute Geschichte zu schreiben und als erster deutscher Spieler die Triple Crown zu holen und würdest mit Elky, Cody, Griffin und de Wolfe zu den 5 Spielern gehören, die das überhaupt geschafft haben. Ist das nicht so stark in deinem Hinterkopf?
Moritz: Nein, wirklich nicht. Das, was ich bisher im Pokern erreicht habe, übertrifft schon meine Erwartungen, die ich hatte, als ich vor 5 Jahren mit Pokern angefangen habe. Ich bin mit dem bisher erreichten so zufrieden, und wirklich planen kann man es eh nicht. Ein Flip und es ist vorbei. Wenn es klappt, wunderbar, wenn nicht, dann vielleicht ein anderes mal.
Tobias: Bescheidene Worte aber das macht dich ja auch so sympathisch. Mein Kollege Grokenberger machte die Bemerkung, dass falls Du mit Sebastian Ruthenberg eine Side-Bet am Laufen hast, wer zuerst die Triple-Crown gewinnt, er der einzige deutsche Spieler ist, der dir heute nicht die Daumen drückt. Mal ganz ehrlich, habt ihr was am Laufen?
Moritz: (lacht) Ja, aber es geht nur um ein Abendessen. Das würde zwar auch nicht billig für ihn werden, aber er hat mir bereits geschrieben, dass er mir dennoch die Daumen drückt. Wir hatten bereits beide die Erfahrung, dass Wetten um größere Beträge unter Freunden nicht so angenehm ist und lassen das jetzt sein.
Tobias: Nun zu deinem Turnier, gab es über die Tage verteilt wichtige Schlüsselhände oder ist es einfach nur Bombe gelaufen und du konntest deinen Stack nach und nach aufbauen?
Moritz: Wie gesagt, als es Richtung Bubble ging, war ich sehr short und zudem Carddead – keine gute Kombination. Danach konnte ich mit ein paar guten Händen vervierfachen und das innerhalb von einer Stunde. An Tag 4 konnte ich mit einem Set 3er meine 45bb in die Mitte bringen, als mein Gegner am Flop c/r blufft, am Turn Flushdraw als auch Gutshot macht und am River Top-Pair hittet. Er feuerte immer weiter und ich calle ihn einfach runter. Bei 14 left kam es dann zum klassischen Coinflip für 80bb, mein AK gegen QQ und der K aufm River. Zwei Leute am Tisch hatten ein Ass gefoldet, ich hatte also nur 4 Outs.
Tobias: Wie ist deine Strategy am Final Table? Du bist zwar vorletzter im Chipcount aber ihr seid doch alle, bis aus Elio Fox, relativ nah beieinander.
Moritz: Es wird ein sehr tougher Final Table, vor allem vor Jake Cody und Brian Roberts habe ich sehr viel Respekt. Ich habe keinen guten Seat erwischt, mit Chris Moorman direkt links neben mir. Wir sind alle noch ziemlich deep, und ich denke ich werde erstmal tight spielen und abwarten. Alle spielen sehr aggressiv und ich könnte mir vorstellen, dass der ein oder andere vielleicht etwas die Nerven verliert.
Tobias: Wer ist für dich der stärkste Gegenspieler am Final Table und gegen wen suchst du den Showdown bzw. den perfekten Spot?
Moritz: Es ist eher ein Nachteil gegen Brian Roberts ‚Out of Position‘ zu spielen, das macht nicht besonders viel Spaß. Gegen Chris Moorman muss ich die Chips schon etwas lighter in die Mitte bringen. Wenn er es dann tatsächlich hat, habe ich Pech gehabt. Ansonsten ist noch genug Raum für das Postflop-Spiel und ich werde versuchen, langsam hochzuchippen. Der Chipleader ist neben Moorman der aggressivste Spieler am Tisch, allerdings habe ich schon ein paar komische Sachen von ihm gesehen. Aber in jedem Fall auch unberechenbar und schwer zu spielen.
Tobias: Dann drückt dir heute auf jeden Fall ganz Deutschland die Daumen und Hochgepokert.com bereitet schon einmal das Siegerinterview für morgen vor! Danke, das Du dir so kurzfristig vor dem Final Table Zeit genommen hast.
Moritz: Kein Problem, vielen Dank!
Fotos: Pokernews.com
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