Der Ivo Donev Blog: GCOP VI und einige interessante Hände!

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Hallo alle miteinander,

,,Das Leben ist wie ein Kartenspiel. Die Hand, die du gedealt bekommst, ist Schicksal, wie du sie spielst, freier Wille!“  Jawaharlal Nehru – Ministerpräsident Indiens (1947-1964)

Pokerturniere ziehen viele Spieler in die Casinos, wenn eine große Preispool-Summe garantiert wird. Zum Beispiel fand im Oktober ein Turnier mit garantiertem € 200.000 Preisgeld und € 1.100 Buy-in im King’s Casino in Rozvadov statt.

Aber auch online gibt es diese positiven Aspekte, wie dieses Beispiel bei win2day zeigt: Einen Jaguar XF 2,2D im Wert von 56.000 Euro als ersten Preis am 6. November 2011, und dies bei einem bescheidenen Buy-In von 35 Euro, erlaubt sind aber fünf freiwillige Rebuys. Ich habe mich zu diesem Turnier selbstverständlich angemeldet, weil ich sicher bin, dass diese Chance von vielen Spielern wahrgenommen wird.

Zurück zum „King’s“: Besonders hat mich die Idee des King’s Casino Besitzers beeindruckt, dass direkt an der Grenze bei der Anreise nach Tschechien ein großer Werbebanner über der Straße hängt.

Interessant hier bei dem Deep Stack Turnier ist die Second Chance. Ich habe darum extra an Tag 1 A gespielt, denn dann kann ich, falls ich ausscheide, an Tag 1B noch einmal starten.

Vor dem Flop oder nach dem Flop – das ist die Frage!

Eine der wichtigsteen Entscheidungen bei NL Hold’em ist oft, ob man seine Chips vor dem Flop all-in bringen sollte oder den Kampf auf das Post-Flop Spiel vertagen sollte. Hier ein Beispiel von Tag 1A, wo ich die ,,falsche“ Entscheidung getroffen hatte.

Nach circa eineinhalb Stunden war mein Stack brutal zusammengeschrumpft , ich hatte einige Fehler gemacht, und zwar von 20.000 auf circa 8.400. Dann bekam ich endlich im Level 2 bei Blinds 50/100 in mittlerer Position [Ax] [Kx] und raiste Standard auf 300. Meiner Meinung nach muss man nicht mit AK sehr hoch vor dem Flop raisen, weil damit oft im Spiel Hände wie AQ, AJ und andere schwächere Asse zugelassen werden. Es ist nämlich ein sehr wichtiger Punkt in NL Turnieren, dass man noch vor dem Flop die gegnerischen Karten dominieren kann.

Alle foldeten zum Big Blind, der sich plötzlich gierig zeigte und den Flop Preis auf 1.000 anhob. Jetzt war ich mir irgendwie fast sicher, dass er etwas wie AQ oder AJ halten würde. Um nun das Maximum aus dieser Situation herauszuholen, brachte ich die 4-Bet für 8.400 All in. Er callte aber sofort für rund seinen halben Stack und zeigte mir [Ax] [Qx]. Der Flop war K Q 2, dann folgte 3 und…Q! Offensichtlich ist, wenn ich nicht vor dem Flop all-in geschoben hätte, wäre nach dem Flop oder am Turn (weil ich Chips hatte, um meine Hand zu schützen!) wahrscheinlich der Pot zu mir gewandert! Auf der anderen Seite ist es mit AK mathematisch betrachtet meistens gut, alle fünf Karten zu sehen.

Aber wie oft hat jeder von euch Situationen gehabt, die sich erst im Nachhinein als richtig oder falsch herausstellten, dass vor oder nach dem Flop die schweren Angriffe gelegt werden sollten?

Als Tipp nur eine einfache Hilfe: Wenn man Position hat, ist es besser, den Angriff nach dem Flop zu starten. Wenn man keine Position hat, ist es meistens besser, vor dem Flop schwer anzugreifen, denn ein Pre-Flop All-In neutralisiert den Positionsvorteil des Gegners. Natürlich gibt es auch andere Faktoren wie Größe des Chip Stacks, wie gut mein Gegner nach dem Flop spielt, die Möglichkeit einer Second Chance und so weiter. Aber allgemein ist Hold’em ein Positionspiel, und oft beeinflusst die Position die Entscheidungen, wie man bestimmte Karten zu spielen hat.

Nachdem mein Auftritt an Tag 1A kurz und schmerzlos war, bin ich am nächsten Tag 1B wieder eingestiegen. Und startete wieder mit 20.000 Chips bei einstündigen Levels. Noch im Level 3 hatte ich mich verdoppelt, weil ich einen Nut Flush floppte und mein Gegner sein Top-Paar nicht folden konnte. So hatten wir uns bis ins All-In hochgeschaukelt.

In Level 4, Blinds 100/200, hatte ich circa 36.000 und es passierte Folgendes:

Alle folden zu mir am Cut off, wo ich mit zwei schwarzen Zehnen Tc Ts 500 verlange. Nur die beiden Blinds unterstützten meinen bescheidenen Betrag. Der Flop war wie gewünscht: Td 6h 2c Rainbow, also absolutes Nuts. Beide Blinds checkten brav zu dem Preflop-Aggressor und ich….checkte ebenfalls. Warum? Weil bei solch einem Flop die Blinds wahrscheinlich gar nichts getroffen hatten. Egal wie klein ich wette, diese würden fast immer folden. Natürlich kann jemand denken, dass einige Straßen am Turn vervollständigt werden könnten, aber ich hatte fast den zweifach größeren Stack als meine Opponenten und ich wollte mit einer großen Hand einen großen Pot spielen! Turn Ac . Jetzt plötzlich wurde da etwas gerochen, und der Small Blind wettete 800, und es kam ein Instant Call vom Big Blind. Was für eine angenehme Musik für meine Ohren! Jetzt war für mich Ende mit dem Slowplay , ich raiste auf…2.400! Das war wohl nicht zu viel, um meine Kundschaft zu verjagen, dachte ich. Beide callten sofort! Wow! Was könnten sie wohl haben? Ein paar Asse, zwei Paar Asse oder Flush draw – das war meine Überlegung. River Jc. Jetzt packte der Small Blind die schwere Artillerie aus und schoss 6.000 hinein. Der Big Blind verschwand sofort. Ich stand nun wie ein fauler Schüler vor dem Lehrer, der eher schlecht als recht seine Mathe – Hausaugabe gemacht hatte!

Es war mir klar, dass mein Gegner

a) zu 80% Flush

b) zu 20% zwei Paar Asse

haben sollte .Trotzdem glaubte ich nicht, dass ich bei so einem Monster-Flop mein Top-Set gegen Backdoor Flush verlieren würde – Call! Und wie erwartet zeigte mir der Small Blind, was ich nicht sehen wollte: Kc 9c.

Schlussfolgerung: Vor dem Flop Raise auf 500-gut. Nach dem Flop Check-OK. Nach dem Turn Raise auf 2.400-schlecht, einfach zu wenig. Nach dem River Call 6.000-schrecklich. Fold war ein Muss!

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Trotz einiger Fehler hatte ich es in Tag 2 geschafft und konnte (Level 9 400/800 +100) mit einem komfortablen Stack von 78.500 in den Top-12 Chipcount starten.

In Level 12 (800/1.600+200) war ich leider schon unter Average mit circa 55.000, ich bekam UTG Ah Qh und raiste auf 4.000. Alle foldeten bis zum SB, einem loosen Russen, der ziemlich schnell callte. Am Big Blind war ein solider Rumäne mit 60.000 total. Er war nicht einverstanden mit uns und hob die Floplatte auf 11.800.

Meine erste Gedanken waren, All in zu schieben. So könnte  ich ein Monster repräsentieren und den fetten Pot eventuell ohne Showdown schnappen. Dann nach kurzer Überlegung kam ich zu der Schlussfolgerung, dass der Rumäne sicher eine bessere Hand als meine AQ suited haben könnte. Nach langem hin und her foldete ich schlussendlich. Der Russe aber war stur wie ein Esel und callte. Flop: [Jx] [9x] [2x], es folgte ein kurzer Schlagabtausch: Bet , All-In, Call, Showdown. Der Russe zeigte K J off, der Rumäne öffnete Damen. Jetzt kam das Pikanteste dieser Geschichte: Turn A, River 2.

Somit hatte der Rumäne den großen Pot gewonnen. Na ja, man kann sagen: wenn ich falsch gespielt hätte, also all-in vor dem Flop mit der schlechtesten Hand, hätte ich einen riesigen Pot gewonnen…

Es lief Level 13 (1.000/2.000+200), ich fand keine Möglichkeit mich zu verdoppeln. Stattdessen verlor ich die Hälfte meines Stacks mit QQ gegen AT. Jetzt mit den verbliebenen rund 22. 500 (M = 4,5) hatte ich ,,leichtes“ Spiel: Hopp oder Topp, also All-in oder folden. Es waren nur 35 Spieler (von 194 Startern) geblieben, und die Preise waren nicht so weit entfernt, 25 Plätze kamen in das Preisgeld. Ich wartete geduldig und alle foldeten zu mir am Button. As 8s war ein Monster für meinen mageren Stack, also All-in. Falls die beiden Blinds foldeten, würde ich 5.000 ohne Showdown gewinnen-ein wunderbares Ergebnis in solch einer Situation. Leider hatte der Big Blind etwas dagegen und sagte etwas wie ,,my Blinds are no free Dinner“ und callte. Er zeigt mir AJ. Das war meine letzte Hand im diesem Turnier.

Im Turnierpoker muss man Optimist sein, weil immer wieder neue Turniere vor einem liegen, also neue Hoffnungen! Für mich heißt die nächste Hoffnung Casino Austria Poker EM, die ab 24. Oktober stattfindet…

Am Ende eine interessante Rätselaufgabe: Wie kann man in sehr kurzer Zeit ein NL Texas Hold’em Pokerturnier mit 1000 Spielern durchführen? Hier einige Voraussetzungen:

a)     Jeder kann spielen

b)     sogar ohne die Regel zu wissen(!)

c)     schnell und schmerzlos

d)     spart viele Bad Beats

e)     der Glücksfaktor steigt Richtung 100%

f)      das ganze Turnier kann nur einige Minuten dauern

g)     es wird einen Spieler geben, der alle Chips gewinnt


Euer Ivo ,,The Chessmaster“

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