Daniel „jungleman12“ Cates im Hochgepokert-Exklusivinterview – Teil 1

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Redet man von erfolgreichem Onlinepoker, kommt man um einen Namen definitiv nicht herum: Daniel „jungleman12“ Cates legte die wohl steilste Karriere an den virtuellen Tischen überhaupt hin. Musste er noch vor vier Jahren seine Bankroll durch einen Nebenjob bei Mc Donald‘s aufbessern, so konnte der 21-Jährige alleine im letzten Jahr einen Gewinn von über 5 Millionen Dollar auf den Nosebleed Limits einfahren.

Marius Gärtner hatte die seltene Gelegenheit, sich mit Daniel in Wien im Rahmen eines Pokerseminars zusammen mit Johannes Strassmann zu treffen und ihm trotz einer exzessiven Partynacht kurz nach dem Aufstehen einige Löcher in den ungefüllten Bauch zu fragen. Großen Dank an Götz Schrage für die visuelle Dokumentation.

Im ersten Teil des Interviews spricht der smarte, sehr auf dem Boden gebliebene Pokermind über die Entstehung seines Nicknames, eine Prop Bet mit Ashton Griffin, die aktuell stagnierende Durrrr-Challenge sowie seine Schlacht gegen Isildur1.


Hi Daniel. Ich habe eben von Johannes erfahren, dass ihr gestern das Nachtleben in Wien unsicher gemacht habt. Wie hat es dir gefallen?

Ja, wir hatten eine Menge Spaß (lachend).

Bevor du hier nach Wien gekommen bist, hast du noch einen Abstecher nach Amsterdam gemacht. Hast du dort Poker gespielt oder wolltest du dir einfach die Stadt anschauen?

Es war eigentlich mehr ein Urlaub mit Freunden, die ich dort getroffen habe. Die Truppe bestand größtenteils aus Highstakes-Spielern wie z. B. Scott “urnotindanger” Palmer und ein paar anderen PLO-Spezialisten. Wir haben jedoch kein einziges Mal Poker gespielt, da wir uns ein wenig erholen wollten.

Du bist danach direkt hier nach Wien gekommen. War das Seminar der einzige Grund oder auch deine Freundschaft zu Johannes?

Ich hatte auf jeden Fall mehrere gute Gründe für meine Wienreise: Johannes ist ein guter Freund von mir, dann natürlich das Seminar und es gab auch ein paar kleine geschäftliche Dinge. Ausserdem habe ich gehört, dass in Baden derzeit gute PLO-Partien am Laufen sind.

Ich glaube, du kannst Gedankenlesen. Die Frage zu den hohen Cash-Game-Partien in Baden habe ich mir für den Schluss aufgehoben. Lass uns vielleicht noch kurz über das Seminar sprechen. Bist du soweit zufrieden mit dem Resultat?

Auf jeden Fall, das lief bis jetzt wirklich super. Wir haben eine coole Truppe und es scheint so, als ob sie auch eine Menge lernen.

Es war also auch für dich ein „Mindgame“ mit vielen Fragen seitens der Teilnehmer?

Definitiv, wir haben viel diskutiert. Außerdem macht es mir großen Spaß, den Teilnehmern verschiedene Konzepte zu erklären. Es ist auch toll für mich zu sehen, wenn die Spieler diese Konzepte verstehen. Aufgrund von Coachingfragen muss ich manchmal sogar mein eigenes Spiel hinterfragen und entdecke selbst auch noch Schwächen an mir. Das Positive daran ist, dass immer beide Seiten davon profitieren.

Das hört sich doch gut an! Nun, lass uns ein wenig über deinen Karrierestart vor ca. vier Jahren sprechen. Du bist während deiner Highschool-Zeit zum Pokern gekommen und hast zu Beginn nur kleine Livepartien mit Buy-Ins von 10 $ gespielt. Da wurde auch dein Nickname „jungleman12“ geboren. Wie kam es dazu?

Als ich damals anfing zu spielen, war ich ein ziemlich verrückter und extentrischer Typ. Außerdem bin ich zu dieser Zeit zottelig durch die Gegend gelaufen. Es lag also nahe, dass mich die Leute aufgrund dieser komischen Eigenschaften mit einem Mann aus dem Dschungel verglichen.

Hatte der Name auch etwas mit deinem Spielstil zu tun?

Ja, das auf jeden Fall auch. Zu der Nummer „12“ in meinem Nickname riet mir übrigens einer der „Jungleman“- Namensgeber mit der Anmerkung, dass es sich hierbei um eine Glückszahl handeln würde. Er hatte offensichtlich Recht (lacht).

Als du dann später bei der University of Maryland für ein Informatikstudium eingeschrieben warst, hattest du dein Pokerspiel schon soweit vorangetrieben, dass du die $10/$20 Games schlagen konntest. Was haben deine Uni-Kollegen und vor allem deine Dozenten dazu gesagt, dass du dich fortan für eine nicht-akademische Karriere entschieden hast?

Um ehrlich zu sein, habe ich weder meinen Kommilitonen noch meinen Professoren davon erzählt. Als erstes habe ich es meinen Eltern gebeichtet, und sie waren zunächst ein wenig abgeneigt. Aber ich machte genug Geld, weswegen sie diese Idee doch nicht allzu abwegig fanden. Für mich selbst war die Entscheidung, mit der Schule aufzuhören, zunächst auch nicht ganz einfach. Ich hätte es mir nie vorstellen können, doch letzten Endes war es im Hinblick auf das Geld die beste Entscheidung.

Du hast gerade schon deine Familie angesprochen. Ich habe gelesen, dass sie nie richtig wollten, dass ihr Sohn ein professioneller Pokerspieler wird. Wie konntest du sie trotzdem von deinem klaren Ziel überzeugen?

Grundsätzlich einmal dadurch, dass ich erfolgreiche Resultate erzielte. Meine Eltern sind auch nicht komplett dagegen: Meine Mum spielt ab und zu, mein Vater eigentlich nicht, aber es macht ihm nichts aus. Nachdem ich ein geregeltes und gutes Einkommen hatte, stellten sie auch keine weiteren Fragen mehr.

Und heute sind sie bestimmt zufrieden mit dem Erfolg ihres Sohnes?

Genau, so ist es.

Das ist erfreulich zu hören! Weiter heisst es, dass du sowohl ein begnadeter Minesweeper- als auch ein hervorragender Command & Conquer-Spieler warst. Inwieweit glaubst du, dass dich diese Spiele auch beim Poker weitergebracht haben?

Ich bin mir nicht ganz sicher, inwieweit diese Spiele eine Vorbereitung auf dem Weg zu einem professionellen Pokerspieler waren. Vielleicht verhalfen sie mir dazu, Poker schneller zu verstehen. Ich glaube auf jeden Fall, dass sie mir für das Multi-Tabling viel gebracht haben. Speziell Command & Conquer erfordert ein hohes Maß an Multitasking-Fähigkeiten. Ein kleiner, gemeinsamer Nenner zwischen diesen Games und Poker ist auf jeden Fall die logische Entscheidungsfindung. Im Hinblick darauf halfen sie mir sicherlich auch. Nur kann ich nicht genau sagen, inwieweit.

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Pokerspieler neigen bekanntlich dazu, Prop-Bets untereinander einzugehen. Was war deine lustigste oder beliebteste Wette, auf die du dich eingelassen hast?

Es gibt eine Wette, bei der mir Ashton Griffin Odds von 4 zu1 gab, dass ich es nicht schaffen würde, seinen Angry Birds Highscore innerhalb eines Monats zu knacken. Leider ging mein Handy –aus unerklärlichen Gründen– in dieser Zeit kaputt und ich brauchte einen Ersatz.

Johannes Strassmann greift schmunzelnd ein: Ich glaube, Ashton hat dein Handy in der Hand gehabt und es manipuliert.

Das wäre schwierig gewesen, denn er war zu dieser Zeit nicht da (grinst). Die Angry Birds Scores machten mir jedoch echt zu schaffen.

Wie ist die Wette denn ausgegangen?

Ich habe die Wette verloren. Naja, ich konnte mich vorzeitig aus der Wette auskaufen. Aber es ist echt sick, welche Angy-Bird-Scores Ashton hat, wirklich sick! Er gehört zu den Top 100 Spielern der Welt, zumindest was den Bereich unserer Wette anging.

Ein anderes Spiel, bei dem es um ein bisschen mehr Geld geht, ist die Durrrr-Challenge. Es wurden bereits knapp 20.000 Hände gespielt und du hast einen Vorsprung von über 1,2 Millionen Dollar. Wie wird es denn jetzt, nach dem Black Friday, mit der Durrrr-Challenge weitergehen? Hast du mit Tom bereits darüber gesprochen?

Ja, Tom und ich haben uns schon kurz darüber unterhalten. Er möchte gerne noch solange damit warten, bis über das Schicksal von Full Tilt endültig entschieden wurde. Eigentlich wollten Tom und ich bereits im September festlegen, wie wir weiter mit der Challenge verfahren. Aber durch die äußeren Umstände wurden wir in unserer Zeitplanung leider immer weiter und weiter zurückgeworfen. Der Status-Quo deutet jedoch für mich darauf hin, dass noch kein Ende in Sicht ist. Sehr gerne würde ich damit wieder starten, aber Tom ist derzeit sehr stark durch sein Live-Spiel zeitlich eingebunden. Außerdem scheint es so, als ob er gar keine Motivation dazu hätte und es ihm überhaupt nicht wichtig wäre, die Challenge zu Ende zu bringen. Sehen wir, was in den nächsten Monaten passieren wird.

Wäre es vielleicht sogar denkbar, auf PokerStars die Challenge weiter auszutragen?

Ja, das wäre sogar eine sehr sinnvolle Möglichkeit. Ich weiß einfach noch nicht, was passieren wird. Durrrr spielt dabei natürlich eine genauso wichtige Rolle. Ich kann die Challenge leider nicht zu Ende bringen, nur weil ich es will. Durrrr muss auch wollen, aber es scheint ihn nicht zu kümmern oder er verdrängt es einfach. In der Vergangenheit haben wir uns auf 5.000 Hände pro Monat geeinigt, aber Durrrr war seitdem immer viel beschäftigt und hielt diese Vereinbarung auch nicht immer ein. Es ist ein bisschen frustrierend.

Du hattest mal geäußert, dass das NLHE-Spiel von Dwan offensichtlich schwächer als sein PLO-Game ist. Warum hast du gerade beim Hold‘em eine Edge gegenüber Dwan?

Das war ein Gedanke von mir, der zu einer bestimmten Zeit passte. Ich weiß nicht, ob das heute auch noch so ist. Er hat damals einfach nicht mehr so viel NLHE gespielt, wie es zuvor der Fall war. Ich habe von da an auf jeden Fall viel mehr NLHE als Tom gespielt. Von daher war es für mich wahrscheinlicher, dass ich ihn in der Durrrr-Challenge schlagen könnte.


Der Kellner nähert sich unserem Tisch. Johannes Strassmann entschuldigt sich: „Sorry für die kurze Unterbrechung. Ich habe zwar schon gefrühstückt, aber könnten wir bitte für ihn einen Chicken Salad haben?“ Daniel bestätigt dies: Ja, einen Chicken Caesar Salad und eine Cola, bitte.

Man kann nur hoffen, dass du nach solch einem Abend gestern bald etwas zu essen bekommst. Okay, meine nächste Frage: 2009 gab es eine epische Schlacht zwischen dir und Isildur1, die dich über 500.000 Dollar gekostet hat. Hattest du zu diesem Zeitpunkt das Gefühl, vielleicht broke gehen zu können?

Das hätte sicherlich passieren können, wenn ich nicht aufgehört hätte. Ich habe soviel verloren, sodass ich deshalb schließlich selbst den Stecker gezogen und nicht mehr gegen ihn gespielt habe. Oh, und gleich am nächsten Tag habe ich nochmal weitere 90.000 Dollar verloren. Am Anfang habe ich mir schon Sorgen gemacht, dass ich mich vielleicht nicht mehr davon erholen könnte.

Im zweiten Teil des Interviews spricht Daniel über seinen Full Tilt Account, den Cheatingskandal um Jose „Girah“ Macedo, einen mysteriösen 17k Pot im Rio, seinen Angstgegner bei der anstehenden Live-Challenge und über seine nähere Zukunft.

Hier geht es zum zweiten Teil.

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