Hier geht es zum ersten Teil des Interviews.
In diesem Teil des Interviews spricht Daniel über seinen Full Tilt Account, den Cheatingskandal um Jose „Girah“ Macedo, einen mysteriösen 17k Pot im Rio, seinen Angstgegner bei der anstehenden Live-Challenge und über seine nähere Zukunft.
Kommen wir zu den zwei Gerüchten, welche unsere Leser sicherlich am meisten interessieren: Mike Matusow hat behauptet, dass du noch ca. 6 Millionen Dollar auf deinem Full Tilt Account liegen hättest. Außerdem sollst du deinen Account angeblich an „jemanden wie Dwan“ verkauft haben. Was ist dran an diesen Aussagen?
Über diese Gerüchte kann ich nicht wirklich viel sagen. In der Tat habe ich noch eine Menge Geld auf Full Tilt liegen. Wenn das Unternehmen wirklich komplett den Bach runter gehen sollte, dann wäre das sehr, sehr unglücklich und ich verliere einen siebenstelligen Geldbetrag, von dem ich eigentlich denken würde, dass er mir gehört.
Deinen Account besitzt du aber noch, oder?
Ja, ich habe ihn nicht wirklich verkauft. Das ist sehr kompliziert und ich kann darüber nichts sagen.
Ich verstehe. Eine andere heikle Sache ist der Skandal um Jose „Girah“ Macedo. Du hast ja bereits ausführlich über dieses verworrene Thema zusammen mit Vanessa Selbst in einem Interview auf Subject:Poker gesprochen. Dein Ruf in der Pokercommunity sank, nachdem du eingestanden hast, „account sharing“ betrieben zu haben.
Nun ja, ein bisschen habe ich das gemacht.
Gibt es etwas, dass du in dieser Angelegenheit gerne klarstellen oder der Öffentlichkeit gerne mitteilen möchtest?
Grundsätzlich möchte ich sagen, dass viele Pokerspieler „Multi-Accounting“ betreiben. Für gewöhnlich bin ich nicht der Typ, der soetwas macht. In diesem genauen Zeitraum habe ich es jedoch kurz getan. In 99,95 % aller Fälle spiele ich jedoch nur mit meinen eigenen Accounts. Es ist nicht etwas, das ich versuche zu vernachlässigen. Ich meine, es war ein Betrug an den Spielern, aber es war ein Fehler – und ich bereue es, diesen gemacht zu haben.
Du hast seit deinem 21. Geburtstag vor ziemlich genau einem Jahr auch vermehrt Live-Cashgames in Las Vegas gespielt. Bist du bei den Partien auch zufällig deutschsprachigen Spielern wie z. B. Simon „ScHnibL0r“ Münz oder Anton Allemann begegnet?
Wahrscheinlich schon, aber mir fällt da jetzt leider kein konkreter Name ein. Es wäre jetzt keine Überraschung, dass unter den vielen europäischen Spielern auch ein paar Deutsche waren. Ich bin mir jetzt nicht 100 Prozent sicher, welche Spieler davon deutsch sind. Handelt es sich bei Mikael Thuritz um einen Deutschen?
Gute Frage!
Johannes Strassmann: Nein, Mikael Thuritz ist ein schwedischer Spieler. Ich habe von einigen Spielern gehört, dass er zu den fünf bis zehn besten Mixed Games Spezialisten gehören soll. Er ist auch ein Bekannter von mir.
Einmal warst du im Rio Casino in einen 17.000 Dollar Pot verwickelt, als der Dealer einen Fehler machte und deine Hand für tot erklärt wurde. Was genau war da bloß los?
Oh ja, das hat mich wirklich extrem auf Tilt gebracht: Wir spielten $200/$500 PLO mit einem $1k Straddle am Button. Alles fing damit an, dass jemand seine Hand foldete und die Karten dabei in die Richtung meines Stapels warf. Sammy Farha machte eine Preflop-Dreibet und ich bezahlte. Der Flop brachte [Kx] [8x] X. Er bettete, ich schaute runter und entdeckte, dass ich fünf Karten hatte. Genau diese eine zusätzliche Karte brachte mir ironischerweise das Nut Full House mit Kings Full. Natürlich machte ich mich sofort bemerkbar: „Moment, ich habe fünf Karten. Was soll ich denn tun?!“ Letztendlich wurde meine Hand für ungültig erklärt. Sammy Farha hat dann direkt den Pot gewonnen, ohne dass ich mich überhaupt für eine Action am Tisch entscheiden konnte. Ich glaube, dass meine Action einfach einem Fold gleichkam. Das Geld bekam ich von Sammy Farha natürlich nicht zurück. Ich hätte natürlich auch kein Full House mit Königen gehabt, wenn ich keine weitere Karte bekommen hätte.
Du wusstest also, welche zusätzliche Karte dir das Full House bescherte?
Ja, es war der extra König. Ansonsten hätte ich insgesamt nur ein Paar Könige gehabt, mit dem ich aber trotzdem auf jeden Fall seine Bet auf dem Flop gecallt hätte.
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Da soll einer nochmal sagen, dass nur Onlinepoker „rigged“ ist! Du hast vor kurzem angekündigt, dass du während des Prag Poker Festivals eine No Limit Hold‘em Heads-Up-Challenge veranstalten wirst. Jeder, der mindestens 100.000 Euro auf den Tisch legt, darf gegen dich bei Blinds von €200/€400 antreten. Warum denkst du –als ursprünglicher Online Pro– dass du gegen jeden Spieler im Livepoker eine Edge hast?
Ich habe mittlerweile sehr viel Hold‘em gespielt. Aufgrund der Tatsache, dass ich sehr viel gesehen und gespielt habe, glaube ich, dass ich eine Edge gegen so ziemlich jeden Spieler habe. Ich bin schon sehr gespannt auf die Challenge. Es wird sicher sehr cool werden, wenn ein gutes Game zustandekommt.
Wäre das nicht eine gute Möglichkeit, die Durrrr-Challenge in eine Live-Format zu verwandeln?
Ich halte es für sehr unwahrscheinlich, dass Durrrr dort spielen wird.
Gibt es einen Spieler, den du als „Angstgegner“ bezeichnen würdest?
Es ist möglich, dass ich gegen einige Spieler antreten könnte, die ich schon vom Onlinepoker kenne. Ausserdem besteht die Chance, dass einige gute Live-Spieler die Challenge annehmen. Wir könnten uns darauf einigen, dass Isildur zu den sogenannten „Angstgegnern“ gehört, da er viel Geld von mir gewonnen hat. Er schuldet mir eine ganze Menge. Wenn er antritt, wird es sicher eine taffe Challenge.
Du hast vorhin bereits die großen Cash-Game-Partien bei der Poker EM in Baden angesprochen. Große Namen wie z. B. Theo Jorgensen, Benny Spindler und Ronny Kaiser sitzen dort bereits an den Tischen. Gerüchten zufolge soll sogar Patrik Antonius bereits Geld nach Baden transferiert haben.
Johannes Strassmann merkt an: Lustigerweise war Patrik Antonius im Club gestern direkt neben uns. Er war dort in Begleitung von Noah Boeken, der auch ein guter Freund von mir ist. Beide sind natürlich aufgrund der Cash Games gekommen.
Ja, das war echt ein riesen Zufall!
Hehe, das ist echt krass! Also, wären die Cash Games in Baden interessant für dich?
Ja, aber gespielt habe ich dort noch nicht, da ich wirklich beschäftigt war mit dem Seminar und anderen Dingen. Wenn ich es aber irgendwie hinbekomme, werde ich dort noch vorbeischauen. Es sollen dort ja wirklich gute Partien mit viel Action stattfinden.
Johannes Strassmann: Unser Zeitplan für die nächsten Tage ist ziemlich straff, da wir noch jede Menge zu erledigen haben, größtenteils Fun-Geschichten. Für mich persönlich ist es nicht sehr interessant, bei einem 9-handed Game mitzuspielen. Da gibt es auch weniger Action.
Das stimmt. Man muss oft lange herumsitzen und auf gute Hände und Spots warten. Leider passiert das Live nicht so oft. Außerdem sind die zu treffenden Entscheidungen in einem Full-Ring-Game, vor allem in den ersten drei Positionen, wirklich einfach, da die Ranges dort ziemlich tight sind. Jeder, der von Poker etwas versteht, weiß, wie er dort zu spielen hat.
Hattest du beim Wechsel von Online- zu Livepoker irgendwelche Schwierigkeiten?
Ein Problem, das mich teilweise noch bis heute verfolgt, ist die Umstellung der Spielgeschwindigkeit. Manchmal werde ich ein bisschen ungeduldig. Viele Onlinespieler haben dieses Problem, wenn sie live spielen: Man wird manchmal aus Langeweile zu loose und blufft zu viel. Warum ein erfolgreicher Onlinespieler nicht notwendigerweise die Livepartien schlägt, darüber habe ich schon mal in einem Blog geschrieben.
Kommen wir langsam zum Ende: Du wirst am 14. November 22 Jahre alt. Wie sehen deine Pläne für deinen Geburtstag und für die nähere Zukunft aus?
Da ich zu dieser Zeit in Vegas sein werde, feiere ich wahrscheinlich auch meinen Geburtstag dort. Danach steht natürlich Prag an. Für das nächste Jahr gibt es jedoch noch keine konkreten Pläne. So wie es aussieht, werde ich hauptsächlich in Europa Online spielen und hoffentlich nicht zu viel herumreisen, denn nach einer gewissen Zeit wird es ermüdend. Ein paar Live-Turniere werde ich aber sicherlich spielen.
Ja, und ich fühle mich dort auch richtig wohl. Von allen europäischen Ländern weißt England in der Tat die größte Ähnlichkeit zu den USA auf. Ich wohne ein bisschen außerhalb von London, wo es wirklich schön und ruhig ist.
Diese Ruhe sollst du jetzt auch haben! Ich wünsche dir bei all deinen anstehenden Projekten alles Gute. Vielen Dank, dass du dir nach so einem Abend so viel Zeit für mich genommen hast. Wir sehen uns später noch im Seminar. Guten Appetit, Dan!
Vielen Dank für dein Interesse und das nette Gespräch!
Der Caesars Chicken Salad kommt. Johannes verabschiedet sich kurz, um sich um die Seminar-Teilnehmer kümmern. Mein Kollege Götz Schrage macht noch ein paar Fotos, und Daniel kann endlich sein Katerfrühstück zu sich nehmen. Währenddessen plaudern wir weiter, bis schließlich das Seminar beginnt.