Spektakulären Stil muss man sich leisten können. Hermann Pascha spielt Poker aus geschätzten vierundzwanzig verschiedenen Gründen. Vermögensvermehrung gehört nicht zum Plan und ist auch keineswegs notwendig. Trotzdem muss man neidlos konstatieren, Hermann Pascha wird in seinem Spiel immer stärker und immer besser. Pascha lernt dazu und er lernt schnell. Abgesehen davon, leicht hat er es sowieso nicht. Zwischen Show und Vernunft muss man erst sein Plätzchen finden. In der Episode Zwei der neuen „German High Roller“ Staffel offenbart sich das ganze Dilemma. Sinngemäß formuliert Herr Pascha sein Problem: Für meine Fans müsste ich das callen, sonst sind sie enttäuscht. Nur, wenn meine Söhne sehen was ich da zahle, lassen sie mich entmündigen. – Selbstverständlich würde ich mich da ersatzweise zur Adoption anbieten. Habe Abitur, keine aktuellen Vorstrafen und sehe sicher auch in fränkischen Lederhosen ganz gut aus. Dem Herrn Papa würde ich jeden Call der Welt erlauben, weil er schon weiß was er tut. Andere reiche Leute wie Richard Branson lassen sich ins Weltall schießen oder so. Und wer will schon einen Verwandten in Gefahr sehen? Abgesehen davon, darf man im Weltall nicht rauchen. Hermann Pascha gehört an den Pokertisch und die Macher der „German High Roller“ sollten in der Kapelle von Saalbach ein Kerzchen anzünden, dass sie ihn haben. – Mir reicht die Telefonnummer der kleidlosen Kellnerin mit den längeren blonden Haaren (doch dazu später mehr).
Letzten Donnerstag war ich zugegeben ein klein wenig enttäuscht. Doch gut Ding braucht seine Weile und nach der viel zu langen Staffelpause, mussten die Jungs scheinbar erst in Schwung kommen. Große Pots gab es zwar genug, aber es war so ein so mildes Klima am Tisch. Jeder schien jeden zu kennen und – was viel schlimmer ist – zu respektieren. Michael Körner brachte es auf den Punkt mit dem Begriff „Kumpelfaktor“. Wenn alle nett und höflich sind, dann fehlt einfach jemand wie der semisympathische Joram Voelklein, den ich zum Beispiel genau deswegen immer wieder aufs Neue vermisse. Oder eine Sandra Naujoks, die mit ihrem Spiel den Tisch polarisiert und mit ihrem Geschlecht Godfather Pascha am Pokertisch aus der Ruhe bringt. Auch Jan Heitmann als zweiter Moderator glänzte eher mit Kompetenz, denn mit angewandter Bösartigkeit. Was mich am Bildschirm gehalten hat war in erster Linie die vergessliche Kellnerin mit den langen blonden Haaren. Vielleicht war ihr auch der Koffer gestohlen worden, oder sonst ein bedauerliches Missgeschick passiert. Jedenfalls statt eines Kleides schien es, als ob sie einen Meter Alufolie um den Körper gewickelt hatte. Maximal einen Meter und äußerst körperbetont von der Wicklung. Erfreulich und spannend anzusehen.
Sonntag 13.00 Uhr direkt nach der ehemaligen Krombacher Runde, die jetzt anders heißt. Episode Zwei der „German High Roller“: Pfeffer, Spannung, große Pots und schräge Situationen. Alles was das Herz des Rezensenten begehrt – nur der böse Bube fehlt immer noch, aber man kann nicht alles haben. Definitiv eine Bereicherung Quirin Zech. Unerschrocken im Vortrag und geradezu philosophisch im Statement nach den verlorenen Assen gegen Geshkenbein. – Kurze Anmerkung in eigener Sache: sollte ich jemals aus diesem schönen Land flüchten müssen werde ich mir wohl falsche Papiere besorgen müssen. Spätestens dann nenne ich mich Quirin Geshkenbein. Mein absolut liebster aller geplanten Alias-Namen – Zurück zu Quirin Zech, drawnig dead mit den Assen schiebt er am Turn 25 000.-E in die Tischmitte gegen die straight von Geshkenbein und gibt unmittelbar danach ein Interview: „Ich glaube, das ist ein großer Vorteil bei mir. Ich denke nie übers Geld nach. Ich spiele einfach mein Spiel, egal ob ich hinten bin oder vorne. Ich glaube nicht, dass das mein Spiel beeinträchtigt.“ Soweit so perfekt und professionell. Doch nach den elaborierten Ausführungen, wie wenig Brand und Bad Beats das gute Spiel „beeinträchtigen“, kommt folgender sympathischer Nachsatz: „Relativ vielleicht ein bisschen. Vielleicht in der Hand. Vielleicht wenn ich vorne gewesen wäre, hätte ich die Asse vielleicht gefoldet.“ – Viermal „vielleicht“ in einem Atemzug. Quirin Zech ist doch einer von uns. Gegen „on tilt“ gehen gibt es eben keine Medizin und die Höhenluft im schönen Saalbach-Hinterglemm ist auch nicht wirklich hilfreich.
Legendär wird diese Episode der „German High Roller“ aber sicher wegen einer ganz anderen Situation. Lustloses Check dreier Spieler bis zum River. Straight bis zum Ass liegt am Board. Kein Fullhouse, kein Flush möglich. Play the board wird zur Gewinngarantie. Im Pot sind 1000.-E und mein Namensvetter Geshkenbein spielt in der Sekunde mehr als 20 000.-E. Hermann Pascha mustert das Board ausführlich. Greift nach seiner Brille und überprüft Flop, Turn und River ein zweites Mal. Schüttelt erst den Kopf, dann sich, wirft einen irritierten Blick zu Geshkenbein und schmeisst die Nuts elegant in den Muck. Dafür hat Hermann Pascha einfach zuviel Respekt vor dem Geld. 25 000.- in die Tischmitte zu schieben, um sich ein Drittel von 1000.-E zu schnappen. Da macht Herr Pascha bessere Geschäfte und sicher auch bessere Profite. Man muss nicht jeden Pot gewinnen und schon gar nicht teilen, weil man Stil eben doch nicht kaufen kann. Die Fans hat es sicher gefreut und mich selbstverständlich auch. – Den strengen Söhnen sei es aber noch mal aufs Höflichste erläutert. Die 333.-E des gedrittelten Pots lassen sich verschmerzen. Über diesen Fold wird man noch lange sprechen. Der Zuseher ist amüsiert, die Legende lebt und Hermann Pascha hat eines seiner vierundzwanzig Ziele erreicht. – Mich hat das German High Roller Fieber jedenfalls wieder gepackt und ich werde keine Episode versäumen. Vielleicht gibt es ja wieder Kellnerinnen mit spannenden selbstgebastelten Kleidchen, oder vielleicht fliegen die Macher ja noch Joram Voelklein oder zumindest Bushido ein. Hermann Pascha nimmt ihm dann den Bambi weg und Deutschland kann wieder aufatmen. Was auch passiert, wir von Hochgepokert.com werden darüber berichten.
Götz Schrage
PS: Bitte besorgen Sie Ihre gefälschten Papiere niemals bei tschechischen Gaunern mit unzureichenden Deutschkenntnissen. Aus „Quirin“ wurde „Quintin“ – immerhin ein Heiliger, wenn man Wikipedia glauben kann. Ich werde jedenfalls reklamieren und hoffe den halben Kaufpreis refundiert zu bekommen.
PPS: Beim unteren Bild sehen Sie den soliden und sympathischen Johannes Strassmann und im Hintergrund ein klein wenig vom legendären Alufolien-Kleid. Sachdienliche Hinweise bitte an die Redaktion. Danke