Diese Woche hat das Team PokerStars Online Verstärkung bekommen. Supernova Elite Björn ‚Bjoerni89‘ Schneider schaffte den Sprung in das erlesene Ensemble und ist neben Kristian ‚CharismA3‘ Martin aktuell der zweite deutsche Spieler im Online-Kader von PokerStars.
Derzeit befindet sich Björn im Umzugsstress, doch trotz allem nahm sich der 22-Jährige viel Zeit für uns und beantwortetet uns einige Fragen.
Hochgepokert: Hallo Björn. Ersteinmal herzlichen Glückwunsch zu deiner Berufung zum Team PokerStars Online Pro. Hier habe ich auch schon direkt meine erste Frage. Dein Steckenpferd sind ja die Heads-up Sit-and-Gos, doch begonnen hast du mit Fullring SnGs. Wie kamst du zum Wechsel?
Björn Schneider: Nun, zu Beginn habe ich, wie du bereits gesagt hast, die $5 Fullring SnGs gespielt. Was mich an diesen, und nach einiger Zeit auch an den 6-max SnGs gestört hat, war der Faktor, dass man durch das Independent Chip Model (ICM) sehr in seinen Möglichkeiten beschränkt wird. Durch Bubble-Faktoren und kleine Stacks gibt es einfach irgendwann so gut wie keine Möglichkeit mehr eine wirkliche Edge rauszuholen. Da spielt man dann einfach Push or Fold und wenn man die Ranges richtig einschätzt, kann man sich halt jene kleinen Edges erarbeiten, aber da hört es dann auch zum Großteil schon auf.
Außerdem gefällt mir gerade am Heads-Up das kreative Spiel. Man kann unglaublich viel ausprobieren und an seinem Spiel arbeiten. Man kann bestimmte Gegnertypen auf bestimmte Art und Weise exploiten und so weiter. Es macht einfach Spaß, wenn man seinen Gegner so richtig schön ausspielen kann, wie es in Fullring oder 6max SnGs kaum möglich ist.
Außerdem haben mich von Anfang an die Skystakes gereizt. Die erfolgreichsten SnG-Spieler sind bis auf wenige Ausnahmen (wie z.B. spacegravy) allesamt Heads-Up Spieler. Kurz: Man kann dort im oberen Bereich schlicht am meisten Geld verdienen.
HGP: Heads-up Poker ist ja die höchste Herausforderung, würdest du Anfängern dennoch raten, damit zu beginnen, oder sollten sie auch erst einmal mit den Fullring Tables starten?
BS: Nun, wenn man sich nicht scheut, zu Beginn etwas Lehrgeld zu bezahlen, kann man durchaus auch direkt mit Heads-Up anfangen. Entscheidend ist bloß: Man muss verstehen, was man da macht und warum man es tut.
Warum openraise ich 90%? Wieso ist Position so entscheidend? Was will ich mit meinen 3-Bets erreichen? Man kommt in viele knappe Spots, das ist die Natur des Heads-Up Spiels, aber im Endeffekt ist es dasselbe bei Fullring und 6-max, nur dass man dort effektiv weniger Hände spielt.
Das heißt, ich habe alle 20 Hände eine sehr toughe Entscheidung, im Heads-Up z.B. alle zehn Hände. Der Lerneffekt ist bei Letzterem also höher, jedoch muss man sich auch darüber im Klaren sein, dass wenn man am Anfang in einem oft vorkommenden Spot falsch liegt, entsprechend mehr Geld verliert.
Kurz gesagt: Wer aktiv an seinem Spiel arbeitet und wirklich alles analysiert und überdenkt, der muss sich nicht scheuen, direkt mit Heads-Ups anzufangen. Es wäre jedoch so oder so ratsam, sich erstmal nur mit der Theorie zu beschäftigen, da man sonst zu Beginn etwas „verloren“ ist.
HGP: Du hast mit dem Ziel, die meisten VPPs aller Zeiten zu sammeln, ein großes Ziel vor Augen. Allerdings ist man bei deinen Limits ja auf die Action angewiesen und ohne Gegner kommt ja kein Spiel zustande. Meinst du, durch deinen Pro-Status fühlen sich manche nun mehr ‚herausgefordert‘?
BS: Haha, ja darüber habe ich auch nachgedacht. Ich kann es nach zwei Tagen natürlich noch nicht sagen, es kann in die eine oder andere Richtung gehen. Entweder denkt sich ein (unbekannter) Gegner: „So, jetzt will ich mal ordentlich Geld machen. Oder: Oh, ein ‚Profi‘. Da lasse ich lieber die Finger von.“ Oder eben solche Leute, die auf den Highstakes ohnehin öfter vorkommen, die sich mit jemandem messen wollen. Wenn dieser dann auch noch einen Pro-Status innehat, heizt das den Siegeswillen natürlich noch mehr an. Die Zukunft wird es zeigen, ich hoffe natürlich auf Letzteres.
HGP: Wie kann man sich das eigentlich generell vorstellen. Verirren sich viele Non-Regulars zu den $1.000 bis $5.000 SnGs? Und, wenn ja, was für Spieler sind da?
BS: Also auf den 1ks spielt man schon noch oft gegen Non-Regulars. Auf den 2ks nimmt die Dichte dann nochmal ab und man spielt eigentlich meistens gegen bekannte Gesichter. Die 5ks sind noch einmal eine andere Kategorie, viele Highstakes Cashgame Spieler spielen die Dinger mehr oder weniger regelmäßig. Logischerweise will ein NL10k Reg dann auch keine 2k HU SnGs mehr spielen, sondern misst sich direkt an der Königsklasse. Und dann sind da natürlich noch die „Fische“, die alle Jubeljahre mal joinen, sei es durch einen Gewinn bei einem Sunday Major oder sie sind im echten Leben schon mehr oder weniger wohlhabend und Ihnen ist das Geld primär egal.
HGP: Spielst du aufgrund der wechselnden Action auch zu unregelmäßigen Zeiten, oder hast du einen ehre festen Tagesablauf?
BS: Nein, ich spiele im Prinzip, wann immer ich Zeit habe. Teilweise sitze ich auch fünf bis sieben Stunden in den Lobbies und mache nebenher sonst was, aber im Endeffekt kommt gar kein Spiel zustande. Das ist dann etwas nervig, aber was will man machen (lacht). Durch die Hyperturbos ist leider gerade auf den 1ks/2ks viel Action verloren gegangen.
HGP: Nochmal zu den VPPs. Hast du da mit Kevin (Anm.: Team PokerStars Online Kevin Thurman aka. ‚WizardOfAhhs‚; aktueller Rekordhalter) oder anderen eine Side-Bet am Laufen, wenn ja, um was geht es?
BS: Nein, ich bin kein Freund von Side-Bets. Ich bin die letzten drei Monate katastrophal gerunnt, gerade gegen Ben86 auf den 5ks habe ich Unsummen verloren. Wenn ich jetzt noch den Druck hätte, so und so viele VPPs erspielen zu MÜSSEN, würde mich das noch mehr belasten. Die letzten Tage habe ich z.B. gar keine 5ks gespielt. Ich bin jetzt im vergangenen Vierteljahr rund $300.000 unter EV und anscheinend ist noch kein Ende in Sicht. Also werde ich, wenn ich es für richtig halte, auch einen Gang zurückfahren und ein bisschen tiefer spielen. Ob ich den Rekord dann knacke oder nicht, wird sich zeigen.
Mit 5ks wäre es kein Problem, aber das ist mir der psychische und finanzielle Frust teilweise nicht wert. Aber wer weiß, vielleicht steht der langersehnte Upswing ja schon wieder vor der Tür.
HGP: Ich als ’semi hardcore Grinder‘ stehe ja kurz vor meinem ersten Stellar Bonus und habe schon genaue Pläne, was ich mit den $10 mache. Was machst du eigentlich mit deinen ganzen VPPs. Alles in Cash-Boni umwandeln, oder hast du dir schon ein Auto davon gekauft?
BS: Nein, ich hatte anfangs überlegt mir den Porsche zu holen, aber im Endeffekt bin ich einfach in mein aktuelles Auto verliebt und möchte es gegen (fast) kein anderes eintauschen (Anm.: schwarzes Audi A4 Cabrio). Die ganzen FPPs werden dann halt in 4k Boni, MTT Tickets und Milestones investiert, ganz konservativ.
HGP: Bei der letzten WCOOP hast du ja das $10.000 High Roller HU gespielt. Meist treffen da ja Cash Game Pros auf SnG-Spezialisten. Mit Ankush ‚pistons87‘ Mandavia hat ein SnG-Grinder das Event geshippt. Meinst du generell das ‚Ihr‘ da einen Vorteil habt, oder können die Cash Gamer aufgrund der Struktur ihr volles Potential ausschöpfen?
BS: Hmmm, gute Frage. Ich denke von jedem etwas. Zu Beginn ist man sehr deep, das ist für die Cashgamer sicherlich von Vorteil. Auf der anderen Seite ist man auch irgendwann sehr short und ab rund 75 Big Blinds sehe ich aus eigener Erfahrung die SnGler im Vorteil. Natürlich sind die Unterschiede jeweils nur marginal, aber man kann auch deep als SnGler einigermaßen klarkommen. Umgekehrt gilt das zwar auch für die Cashgamer bei geringer Stacksize, insgesamt würde ich jedoch einen LEICHTEN Vorteil für die SnGler sehen. Im Endeffekt ist jener aber so trivial, dass man es im Prinzip als ausgeglichen bezeichnen kann.
Hier machen wir eine kleine Pause. Morgen gibt es dann Teil 2 des Interviews und ihr werdet erfahren, was Björn über Viktor Blom aka. ‚Isildur1‘, über Umzugsstress und über ‚Ausblinden‘ denkt.