Götz Schrage: „Herr Gollubits, erstmals bedanke ich mich, dass Sie sich Zeit nehmen und zweitens brauche ich einen Job. Ich muss an meine Altersvorsorge denken. Sind die guten Positionen immer noch zwischen den beiden Großparteien aufgeteilt und was ist da als Roter für mich drinnen? – Schließlich will ich nicht auf die Stelle eines Betriebskantine-Leiters abgeschoben werden oder so.“
Stefan Gollubits: (lacht) „ Ich persönlich bin parteipolitisch überhaupt nicht aktiv. Und abgesehen vielleicht vom Vorstand spielt das bei der Casino Austria auch gar keine Rolle. Da zählt Interesse, Fleiß und Leistung.“
Götz Schrage: „Fleiß und Leistung interessieren mich überhaupt nicht?! – Dann ziehe ich meine Bewerbung sofort zurück und gehe lieber weiterhin den Lesern von Hochgepokert.com auf die Nerven.“
Stefan Gollubits: „Tun Sie das. Und übrigens, ich gehöre auch zu Ihren Lesern.“
G.S: „Das ehrt mich wirklich. Bleiben wir beim Lesen. Ich nehme an, Sie haben auch die Berichterstattung zur äußerst gelungenen Poker-EM in Baden verfolgt. Eine große Tageszeitung hatte ja in vollendeter Unsachlichkeit folgende Überschrift: „Pokerbetrüger auf der Flucht – Die bei der Poker-EM betrogenen Spieler ermitteln jetzt auf eigene Faust“. Wir beide wissen, dass bei der Poker-EM niemand betrogen wurde und dass das nicht gut für das zukünftige Image der Veranstaltung ist, wenn man so etwas in der Zeitung liest.“
Stefan Gollubits: „Da haben Sie natürlich recht und die Überschrift ist tatsächlich unglücklich gewählt. In der Printausgabe besagter Tageszeitung gab es im Vorfeld der Poker-EM eine sehr gute Berichterstattung. Allerdings die Nachberichterstattung war dann ganz sicher nicht so, wie wir uns das gewünscht hätten.“
G.S.: „Mein Gott sind Sie diplomatisch. Ich habe schon für Chefs gearbeitet, die wären bei so einer Rufschädigung mit dem Baseballschläger in die Redaktion gefahren und hätten die News aus dem Netz geprügelt.“
Stefan Gollubits: „Die Casino Austria ist ein großer Konzern mit eigener Cooperate Communication Abteilung und die kümmert sich um solche Belange.“
G.S: „Kommen wir jetzt zu Ihnen persönlich. Ihr Vorgänger Edgar Stuchly ist ja jetzt Oberboss bei der EPT. Sie sind vom Chef des Wiener Pokerbereichs zum Pokermanager für alle Casino Austria Niederlassungen aufgestiegen. Macht Ihnen der Job soviel Freude wie erwartet, oder überwiegt der Druck und die Arbeit?“
Stefan Gollubits: „Es macht mir sehr viel Freude aktiv zu gestalten im Pokerbereich. Mein Vorgänger Edgar Stuchly hat mit der CAPT-Tour eine wirklich gute Idee gehabt und ich versuche jetzt diese Turnierserie noch attraktiver für die nationalen und internationalen Gäste zu gestalten.“
G.S: „Apropos internationale Gäste. Was ist dran an den Gerüchten, dass man bald auch auf Pokerstars Satellites für die CAPT spielen kann?“
Stefan Gollubits: „Bis jetzt kann ich ein derartige Kooperation nicht bestätigen! Prinzipiell bin ich natürlich immer für Neuerungen offen, aber solange rechtlich in Österreich nicht alles geklärt ist, kann man die Tickets für die CAPT weiterhin nur auf „win2day“ gewinnen.“
G.S: „Kommen wir noch einmal zu Ihrer Wiener Zeit. Der Cashgamebereich war doch sehr gut besucht in Ihrer Verantwortung. Jetzt ist es deutlich abgeflaut. Das bestätigt Sie zwar in Ihrer damaligen Arbeit, aber als Generalverantwortlicher für Poker kann Sie das doch nicht freuen.“
Stefan Gollubits: „Da kann ich offen und ehrlich antworten. Es ist weniger geworden und ich würde mich sehr freuen diesen Trend wieder umzukehren. Wir sind jetzt schon dabei durch neue Ideen – etwa neue Jackpots – zur guten alten Zeit zurückzukehren und den Pokerbereich im Cercle Wien zu stärken. Ob das wirklich mit meinem Weggang zu tun hat glaube ich eher nicht. Weltweit ist das Cashgame im Live-Bereich leider rückläufig. Der Zenit ist erreicht, der Kuchen ist aufgeteilt und besonders in Wien gibt es doch sehr viele Anbieter.“
G.S.: „War eigentlich Hermann Pascha schon einmal bei Ihnen im Pokerbereich?“.
Stefan Gollubits: „Nicht das ich wüsste?“
G.S.: „Damit würde ich auch nicht rechnen, solange ausgerechnet im Cashgame-Bereich das Rauchverbot bestehen bleibt. Ich meine Geldschein, Chips und Zigaretten. Das gehört doch zusammen.“
Stefan Gollubits: „Turnierspieler sind doch gewohnt im Nichtraucherbereich zu agieren. Da funktioniert das seit Jahren, jetzt wollten wir schauen, ob dieser Schritt auch im Cashgame-Bereich angenommen wird.“
G.S.: „Und wenn Sie mir noch so einen exzellenten Single Malt ausgeben, verrate ich Ihnen die Ergebnisse meiner weiteren Recherchen.“
Stefan Gollubits: (lacht und gibt der Kellnerin ein Zeichen) „Nur zu, ich bin da von Berufswegen neugierig.“
G.S.: „Das leidige Thema Geschwindigkeit. Der Spieler in Wien ist ja sehr verwöhnt und ein Dealer, der keinen direkten persönlichen Vorteil aus der Anzahl der gegebenen Partien hat, wird niemals das Tempo der privaten Cardroom-Champions erreichen.“
Stefan Gollubits: „Ich möchte das gar nicht abstreiten, es kann tatsächlich sein, dass wir ein bis zwei Hände weniger geben in der Stunde. Die Möglichkeit besteht. Anderseits ist das schöne und einzigartige bei uns, dass eben keine Hektik entsteht am Pokertisch. Dazu muss man auch sagen, wir haben keine reinen Pokerdealer. Bei uns macht man die Ausbildung an allen Spielen, aber auch unsere Leute werden immer besser und damit auch sicher schneller.“
G.S: „Respekt. Ihre Antworten sind immer so diplomatisch und druckreif. Könnte ich schreiben, wie Sie sprechen, hätte ich einen zehn Minuten Arbeitstag. Allerdings manchmal vermisse ich auch ein wenig die Klarheit. Zum Beispiel haben Sie meinem Pokernews-Kollegen Georg Steiner, der für seine schonungslos und brutalen Interviews bekannt ist, auf die Frage nach den Plänen für die Casino Austria Poker Tour folgendermaßen geantwortet: „Die Casino Poker Tour ist bereits jetzt sehr gut etabliert und auch über die Grenzen Österreichs bekannt. Mein Ziel ist es, diese Serie noch attraktiver für den Turnierspieler zu gestalten…..“ – Das sind schon irgendwie Antworten wie von einem Politiker.“
Stefan Gollubits: „Herr Schrage, bitte nicht so ungeduldig (lacht). – Ich bin während der Tour eingestiegen nach dem Weggang von Edgar Stuchly und jetzt werden wir die Pause bis Seefeld nutzen, um uns über so manche kleine Neuerung Gedanken zu machen.“
G.S: „Das klingt einleuchtend. Dann zügle ich meine Ungeduld bis auf weiteres. Zwei abschließende Fragen hätte ich noch. – Haben Sie eigentlich Geschwister? Und wenn ja, sind Sie der Älteste?“.
Stefan Gollubits: (ein klein wenig irritiert): „Wir sind tatsächlich zu dritt, also ich habe zwei Geschwister und bin der Älteste. – Wieso interessiert Sie das wenn ich fragen darf?“.
G.S.: „Na ja, man hat mir erzählt, Ihrem Vater gehört das Casino in Baden. Das war mehr so ein erbrechtliche Frage – und vielleicht melde ich mich dann doch zumindest wegen dem Tellerwäscher-Job in der Betriebskantine.“
Stefan Gollubits: (lacht) „Da wurden Sie aber schlecht informiert. Mein Vater ist Direktor in Baden, aber damit gehört ihm das Casino nicht.“
G.S.: „Ok und auch die zweite Frage ist etwas persönliches. Ich habe ja einen Ruf zu verteidigen. In jedem großen Wiener Casino war ich zumindest einmal gesperrt samt Hausverbot usw. – Nur hier, rein gar nicht. Irgendwie ist das Palais Esterhazy einfach so schön, da benimmt man sich automatisch gut. Also was muss ich tun? Mir schwebt da zumindest eine 24 Stunde Sperre vor und bitte auch schön im Computer eintragen, weil wenn ich wo einchecke und die Security runzelt nicht die Stirn, fehlt mir etwas.“
Stefan Gollubits (lacht): „Herr Schrage ich muss Sie schon wieder enttäuschen. In den zehn Jahren Cercle ist mir nur eine Sperre aus dem Pokerbereich erinnerlich. Und die Minimalsperre wäre soweit ich weiß drei Monate. Da kann ich Ihnen nicht weiterhelfen.“
G.S.: „Und wenn ich Sie jetzt an der Krawatte zupfe, oder der wirklich attraktiven Kellnerin auf den attraktiven Popo klopfe, habe ich dann eine Chance auf einen Computereintrag?“.
Stefan Gollubits: „Keine Chance – Möchten Sie noch etwas trinken von unserer ausgezeichneten Whisky-Karte?“
Götz Schrage: „Ja zum Trost gerne. Vielen Dank und auch vielen Dank für das Interview.“
Stefan Gollubits: „Es war mir ein Vergnügen, ich bedanke mich ebenfalls.“.