Meine Eherkrise – Pokerklub: „Under the Gun“ – Marc Gork und das wichtige PS

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Ein Mann, kein Wort. Nie wieder Wiener Kellerlokale hatte ich damals geschworen, wie man halt so schwört wenn man jung ist und glaubt noch Mitspracherecht zu haben bei den Irrungen und Wirrungen des Schicksals. Gefühlte tausend Stunden harte Probearbeit in diversen Bands der Neuen Deutschen Welle und man hat dieses Kellergefühl auf Lebzeiten in den Knochen. Da hilft kein Schaumbad und kein Single Malt. Obwohl? Genau so haben sie mich bekommen meine zwei Freunde Thomas Marschalek und Emanuel Kristian. Eröffnung des Pokerklubs „Under the Gun“ mit einem Freezeout Middle Stack und – quasi extra für mich – einer Flasche Glenmorangie Extremly Rare. Ein Whisky, der so mild und zart in seinen Aromen sein soll, dass ihn eigentlich nur schwangere Frauen ab dem neunten Monat und Transsexuelle (vor der Operation) trinken sollten. – Ich hatte mich geirrt. Der Glenmorangie hat definitiv meine Empfehlung. Der Pokerklub „Under the Gun“ ebenfalls. Trotzdem ist mein Leben nach dem gestrigen Abend nicht mehr so gut wie vorher. Der Ausflug war ein schwerer Fehler und dass ich meine Frau mitgenommen habe war überhaupt die dümmste Idee. Doch davon später mehr.

Ich habe es nicht leicht. Absolut nicht leicht! Meine treuen Leser haben sie sicher schon bemerkt, diese unendlich vielen dunklen Punkte meines Lebens, die sich zum großen schwarzen Loch meiner Existenz kumulieren. Ich weiß nicht viel, ich habe nicht viel und ich kann nicht viel. Solange die Taliban kein eigenes Bankhaus eröffnen werde ich niemals mehr eine eigene Kreditkarte haben. Selbstverständlich besitze ich keinen Führerschein und ebenso selbstverständlich hatte ich in meinem Leben schon einige Autos und ein wunderbares Motorrad Baujahr 1957. Ein unschlaues Arrangement nebenbei bemerkt so ganz ohne offizielle Fahrgenehmigung. – Für eine respektable Existenz mit allem drum und dran könnte mir eigentlich nur noch Konsul Weyer helfen, oder irgendein aristokratisches Haus adoptiert mich und macht mich zum Prinzen (Bewerbungen bitte an die Redaktion). Meine Prinzessin hätte ich allerdings bereits gefunden. Meine Frau hat so ein wunderbar geordnetes Leben mit allem was man so braucht. Man grüßt sie sogar auf der Bank und holt nicht sofort den Sicherheitsdienst oder so. Alles was ich familienintern zu bieten habe ist die Pokerkompetenz. Die liegt ganz zweifelsfrei bei mir, oder lag zumindest bis gestern ganz eindeutig bei mir. Jetzt hat meine Frau dieses Eröffnungsturnier gewonnen samt Preisgeld, Pokal und Gratulation der Chefs und ich bin daneben gestanden wie Herr Thater bei der WSOP vor vier Jahren. Jetzt weiß ich, wie sich Jan von Halle damals gefühlt haben muss. Nochmals brauche ich das nicht. Dabei war ich sogar selbst am Finaltisch. Ohne Chips und ohne Chance. Wenigstens hatte sich jemand anderer erbarmt und mich vom Tisch genommen. Hätte mich meine Frau aus dem Turnier geworfen, hätte ich das getan, was man als guter Japaner tun muss und mich ins nächste Messer geworfen. Mit Anlauf und ohne lokale Betäubung.

Genug gejammert und geweint, kommen wir zum informativen Teil der Kolumne. Im paradiesischen Wien gibt es neben den zahlreichen Card Casinos und Cardrooms noch eine Menge kleinerer Pokervereine. Manche von denen verfügen sogar über ein eigenes Vereinslokal. Bier wird in der Dose gereicht, zu Essen gibt es die berühmten tiefgekühlten Baguettes in mindestens drei Geschmacksrichtungen. Beim Pokerverein „Under the Gun“ steht noch ein Darts-Automat. Ein echtes Darts mit echten spitzen Pfeilen hängt strategisch gut positioniert knapp neben dem Tisch der Turnierleitung. Wahrscheinlich gibt es auch einen Verbandskasten in der Nähe. Ich will es jedenfalls hoffen. Die Luft war verblüffend schlecht, dafür war die Leistung der Dealer verblüffend gut. Umgekehrt wäre es mir als Nichtraucher zeitweise lieber gewesen. Wobei kein schlechtes Wort gegen die Raucher. Spätestens seit gestern Abend bin ich da komplett auf der „Pascha-Linie“. Der blaue Dunst gehört einfach zum Pokerspielen dazu und sollte wieder weltweit als kartenmäßige Selbstverständlichkeit erlaubt sein. Hingegen haben Frauen am Pokertisch aber wirklich rein gar nichts verloren. Da hat der Herr Hermann ebenfalls ganz sicher recht und ich hab es jetzt auch verstanden. – Das habe ich absichtlich in den unteren Teil meiner Kolumne geschrieben, weil meine Frau liest meist nur den ersten Absatz. Verständlich wo sie mich ohnedies die ganze Zeit plaudern hört. Und ich schreibe nicht nur gut, ich spreche auch druckreif. Hoffe ich zumindest.

Zum Publikum. Bunt gemischt. Spieler und Dealer aus allen guten Häusern Wiens. Feierwütige Delegationen anderer Vereine. Etwa ein Toni Dobrowsky, Präsident des Pokerklubs Pokus. Mit dem hatte ich einmal eine politische Diskussion und danach hätten wir uns beinahe geprügelt. Altersgemäß haben wir das Duell aber dann doch am Omaha-Tisch ausgetragen. Wie jemand mehr Jägermeister trinken kann, als ich am ganzen Abend Outs hatte und trotzdem halbwegs klar-birnig durch die Pots ziehen kann wird mir immer ein Rätsel bleiben. – Wie auch immer, es war ein durchaus gelungener Abend und ich werde die „Under the Gun“ Lokalität ganz sicher bald wieder besuchen. Jeden Donnerstag gibt es um 19.30 Uhr ein 30.-E NHL Freezeout, jeden Sonntag um 17.00 Uhr PLO Second Chance. Ebenfalls mit 30.-E Buy in. – Ich werde dabei sein, nur meine Frau lasse ich zuhause. Sicher ist sicher.

Pokerklub „Under the Gun“ – Embelgasse 27, 1050 Wien Tel: +43 699 1028852

PS: Und jetzt eine kleine „Werbeeinschaltung“ in eigener Sache. Diesen Sonntag den 15. Januar, 20.00 Uhr gibt es als Homegame bei Pokerstars die weltweit erste „Bochum Open“. Das Buy-in für dieses Einladungsturnier beträgt $5. Mein Bochumer Kollege Ralf Schweer und ich sind die virtuellen Veranstalter. Marc Gork macht den Ehrenschutz und hat dafür extra auf eine Einladung ins Dschungelcamp verzichtet. Nach dem Motto: Bochum hat die schönsten Menschen, aber die  hässlichsten Pokale, habe ich ein kleines Ungetüm von erlesener Geschmacklosigkeit gespendet. Ralf Schweer hat einen echten VFL Bochum Schal beigesteuert und den bekommt der Spieler, der Freund Gork aus dem Turnier nimmt. — Wenn du in Bochum geboren bist, länger dort gelebt hast, oder weißt wie Herbert Grönemeyer mit Vornamen heißt, darfst du dabei sein. Schick mir eine PM bei Facebook oder ein Mail an schrage@hochgepokert.de und wir schicken dir den Zugangscode. – Viel Glück!

Götz Schrage

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