Martin Finger ballt die Faust – Niveau ist keine Hautcreme – Nostalgische Gedanken

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Dank an Martin Finger. Es tut sich was abseits der Spieltische und endlich mal wieder ein Thema von dem ich wirklich etwas verstehe. Schlägereien und Randale gehören ja zu meiner Kernkompetenz. – Eines vorweg, jetzt bin ich alt, milde und langsam. Meine letzte ernsthafte Auseinandersetzung hat nur wenige Sekunden gedauert und dann lag ich zappelnd am Rücken wie eine Sprotte am Hafen. „Der Türke hat früher geboxt. Da hat man nichts machen können“ haben meine Freunde gesagt, weil sie eben meine Freunde waren. Wahrscheinlich hätte ein türkischer Waldorf-Kindergärtner auch gereicht – aber das ist ein anderes Thema. In meinem Alter wechselt man entweder den Job und wird Starjournalist (so wie ich), oder besorgt sich Artillerie für den Hosensack (so wie ich nicht nach reiflicher Überlegung). – Apropos „Starjournalist“, bin eben in gefühlten achtzehn Versuchen daran gescheitert das Wort „Artillerie“ fehlerfrei in die Tastatur zu klopfen. Mein Korrekturprogramm war gerade dabei mich für immer zu verlassen und „Google“ musste helfend einspringen.

Aber zurück zum Thema. Martin Finger prügelt sich mit Jonathan Duhamel und meine Kollegen von der immer so tüchtigen News-Redaktion berichten darüber in der gebotenen Ausführlichkeit. Selbstverständlich hatten wir als ernstzunehmendes Pokermedium die Story zuerst, weil alles was spannend und wichtig ist, liest man logischerweise am liebsten  auf Hochgepokert.com. Aber genug des Lobes für meine Freunde von der News-Abteilung. Bei allem Respekt interessierten mich vor allen Dingen die Reaktionen und Kommentare unserer Leser. Etwa wenn User: „Knallfrosch“ anmerkt: „Hervorragendes Aushängeschild für den Poker-Sport. So klappt es bestimmt mit dem nächsten Sponsoring-Vertrag und der guten Presse. – Niveau ist keine Hautcreme“. – Nun, ich fürchte „Knallfrosch“ frönt ein wenig dem Sarkasmus mit seinen einleitenden und lobenden Worten. Ich persönlich glaube Poker braucht tatsächlich wieder mehr an Testosteron und Brutalität. Genau wegen dem Image und so. Marketingexperten und andere Kreaturen würden wahrscheinlich von einem „Alleinstellungsmerkmal“ fabulieren. Der Pokersport hat nun mal spannende historische Wurzeln. Das können die Freunde von Beach-Volleyball und Damen-Curling nicht behaupten und wenn sich nach einem Turnier nicht mehr geprügelt werden darf, was bitte ist denn dann als nächstes verboten? Bald darf man dann auch nicht mehr den Dealer böse anschauen und wer Karten zu fest im Chip-Tray entsorgt muss sie bezahlen oder was? Unvorstellbar. – Wo ich „Knallfrosch“ recht gebe ist der Teil mit der „guten Presse“ (wenn das nicht auch sarkastisch gemeint war?). Martin Finger hat bei mir jetzt lebenslang „gute Presse“, außer er entschuldigt sich bei John Duhamel. Ein Pokerspieler entschuldigt sich nicht wegen so etwas. Wenn Martin das tut, ist er bei meinen lobenden Worten für lange Zeit gesperrt.

Wenn ich mal aus den alten Tagen plaudern darf – und wer sollte mich davon abhalten? Nur Martin Finger und Chuck Norris könnten das und die beiden sind weit weg. Jedenfalls in meinem Job musste man ja in der Regel schlichten und das war spannend genug. Kaum eines meiner teuren Boss-Sakkos ohne ausgerissene Knopflöcher und dann noch das extrateure Versace-Hemd mit der maximalen Beschädigung. Der kurdische Schneider in der Mondscheingasse hat meist nur milde gelächelt und prompt und günstig repariert was zu reparieren war. Gerne erinnere ich mich auch noch an eine Schlägerei die ich schlichten durfte zwischen zwei Wiener Pokerurgesteinen. Der eine spielt immer noch im Wiener CCC, der andere arbeitet im Montesino, so als ob sie sich noch immer aus dem Weg gehen würden. Wie auch immer, ich sprinte an den Tatort, klemme meine hundert Kilo zwischen die beiden Kampfhähne (zwei Knöpfe und ein halber Kragen mussten ihr Leben lassen). Das Ganze war im ersten Stock eines Black Jack Casinos, knapp neben der Balustrade und irgendwann war es dann auch vorbei (Unentschieden wegen Abbruch). Interessant nur, dass sich am nächsten Tag beide fast wortgleich bedankten: „Gut, dass du so schnell da warst, sonst hätte ich den XXXXXX mit dem Kopf voran übers Gelände geschmissen. Zerrissen hätte ich den Arsch. Der wäre nicht mehr aufgestanden.“ – Wie gesagt, beide Kontrahenten war sich ihrer bösen Sache so was von sicher. Vielleicht ein wenig lehrreich, wenn es einen der Leser doch mal jucken sollte sich zu versuchen immer daran denken, sich selbst sicher zu sein ist nur die halbe Wahrheit und Respekt sollte man immer haben. Und einen billigen kurdischen Schneider sowieso.

Sehr viel Zustimmung und eine Menge an nach oben zeigenden Daumen gab es für „Cashie7777“, der uns vorwarf, dass wir über so ein Ereignis bereit seien zu berichten. Seine durchaus verständliche Kritik beendete er mit der unverständlichen Bemerkung: „Der Verfasser dieses Artikels sollte geteert und gefedert werden… (bitte nicht wörtlich nehmen)“ – Also was jetzt? Doch teern und dann hängen als Variante, oder nur federn und befördern zum Chefredakteur oder so wegen Verdienste um den Pokerjournalismus? Wie auch immer, man kann es dem Leser nicht wirklich recht machen. Schreibt man über ein Omaha-Turnier in Atlantic City bei dem Annie Duke den umkämpften vierten Platz macht, gibt es Spott und Hohn in den drei Kommentaren. Vom „Sack Reis“ der in China umfallen soll, oder der arme John-Wayne-Interessierst-es muss wieder aktiviert werden. – Die Story von Martin Finger und John Duhamel muss definitiv interessiert haben. Die Fülle an Kommentaren und Reaktionen beweist das zweifelsfrei. – Mein liebster Kommentar zum zitierten Artikel stammt nebenbei bemerkt von User: „Buddy“. Sein erdachter Dialog zwischen „MF“ und „JD“ ist wirklich komisch. Hoffentlich findet Martin Finger den „Buddy“ nicht, weil sonst gibt es eine aufs Maul – Wir von Hochgepokert.com werden gegebenfalls darüber berichten. Versprochen!

Götz Schrage

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