Phil Ivey und Chris Ferguson – Eine versuchte Verteidigung – Mein Freund der Junkie

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„Die Wilden fressen einander, die Zahmen betrügen einander“Arthur Schopenhauer

Und wieder Full Tilt Poker auf dem Arbeitszettel. Als Kolumnist hat man es auch nicht leicht. Einerseits will der Leser unterhalten werden, andererseits muss sie irgendwo hin, diese über 51 Jahre angesammelte Klugheit. Statt mit den dummen Wölfen unter den Kommentatoren zu heulen, hebe ich lieber mal den warnenden virtuellen Zeigefinger. Die letzte News zu Full Tilt als Tummelplatz der imaginären Gewalttäter. Von einer lebenslang gültigen „to-do list“ wird schwadroniert. Für den Umgang mit Chris „Jesus“ Ferguson gibt es die wenig originelle Empfehlung: „nagelt Jesus an Kreuz“, oder die unverhohlene Drohung: „besser mal eine Auszahlung verkünden bevor Ferguson gelyncht wird.“ Zu Phil Ivey gibt es aus der selben Schublade verbalen Dreck und Schwachsinn. Für beide hofft man, dass sie in den Knast kommen und weiters fantasiert man hoffnungsvoll:  „ sie ….werden dort ausgezogen, vergewaltigt und gefoltert.“ – Immerhin vorher „ausgezogen“. Ordnung muss sein und Schopenhauer scheint unrecht zu haben, immerhin insinuiert das Zitat ja einen gewissen gesellschaftlichen Schritt nach vorne. Die Wilden fressen das arme Opfer und dann ist es tot und man kann ihm nichts mehr wegnehmen. Die Zahmen – wenn man Schopenhauer glauben mag – betrügen einander, weil es ja auch schlauer ist und weniger verboten. Außerdem betrügen kann man mehrmals und noch dazu das selbe Klientel. Und wenn ich mir überlege, mit welcher Dummheit sich die „Wilden“ bei uns in der Kommentarfunktion gebärden, könnte der Plan aufgehen.

Nach soviel Leserschelte gibt es an dieser Stelle gleich mal ein wenig Lob. Wer sich so weit durch den zugegeben sperrigen ersten Absatz gekämpft hat, verdient schon ein wenig Würdigung, Respekt und klare Worte. Selbstverständlich ist mir dieser Chris „Jesus“ Ferguson brechend unsympathisch und war es auch schon während meines seinerzeitigen exklusiven Interviews. Phil Ivey durfte ich auch schon mal oberflächlich kennenlernen und empfand ihn bereits damals als langweiligen und letztendlich uninteressanten Steifling. Allerdings würde ich eher vier Wochen mein schmales Bett mit Chris und Phil teilen, bevor ich auch nur einen Drink nehme mit den fantasierenden Gewaltidioten hinter der Kommentarfunktion. Und um auf Phil Ivey ein wenig konkreter einzugehen, der Mann ist doch sicher eher Opfer seiner selbst und keineswegs Täter im eigentlichen Sinne. Ein spielverseuchter Hund, dem eine eigene Gelddruckmaschine nicht reichen würde, seinen Hang zu Craps und Sportwetten zu finanzieren. Ein Getriebener seiner Sucht, dessen Maßlosigkeit  – wenn überhaupt – unter dem Aspekt der Beschaffungskriminalität zu sehen wäre (sollte es denn im Fall von Phil Ivey überhaupt etwas anzuklagen geben)  – Chris „Jesus“ Ferguson ist schlimmstenfalls ein Wirtschaftsverbrecher. Noch dazu für den Fall, ein ziemlich dämlicher und plumper, aber was will man von jemandem, der als Hobby „Gesellschaftstänze“ angibt, schon an Intellekt erwarten. Groß gemacht haben die beiden genau diese kritiklosen Fanboys, die sich jetzt am Institut der Trolle zum „hater“ haben umschulen lassen.

Betrogen zu werden macht keinen Spaß. Keiner will gerne das Opfer geben. Nur es gehört dazu. Als Spieler zahlt man tatsächlich Lehrgeld. Das war schon immer so und wird auch immer so bleiben. Das keimfreie und hundertprozentig hygienische Pokerspiel ist bisher noch nicht erfunden worden. Wer jahrelang pupsend am Klo sitzen kann und dabei gegen die versammelte Pokerdummheit der Welt „grinden“ durfte, musste erkennen, dass die Schecks keineswegs auf Lebenszeit garantiert sind. Man reiche mir ein Taschentuch vor Mitleid und sofort plaudere ich wieder unaufgefordert aus meiner längst verflossenen Jugend. Selbstverständlich waren auch damals nicht alle Gewinne am Zettel am Ende Geld in der Tasche. Das hat man dann weggesteckt, beziehungsweise den Zettel dann irgendwann weggeworfen. Meist von einem wehmütigen Seufzen begleitet zugegeben. Einmal war es mir zu bunt – mehr als dreißig Jahre ist das jetzt her – ich hatte in einer Partie regelmäßig verloren. Warum auch immer und dann hatte ich diesen großen Sieg und es gab kein Bares. Am nächsten Tag auch nicht, die nächste Woche nicht und keinerlei Perspektive von Relevanz. Ich wandte mich dann an den härtesten Hund, den ich vom wegschauen kannte. Ein alkoholkranker Junkie, oder war er doch ein heroinsüchtiger Alkoholiker? Egal, jedenfalls die Hände waren tätowiert und das war damals echt hart in den späten 70ern des letzten Jahrtausends. Meine Bitte war, das Geld zu holen gegen entsprechende Beteiligung, was selbstverständlich niemals funktioniert hat und niemals hätte funktionieren können. Stattdessen rief er mich noch wochenlang spät in der Nacht am Festnetz an. Meist mit der simplen Bitte, rasch zu kommen und seine nicht unerhebliche Zeche zu bezahlen. Manchmal weinte er auch am Telefon und ich bin dann immer schnell hin, weil ich die doch recht absurde Angst hätte, er würde sonst wegen Zechprellerei verhaftet werden und von meinem kindischen Auftrag erzählen. Quasi im Sinne von Lebensbeichte und dann holen sie mich ab oder so. – Mein Geld habe ich niemals bekommen, dafür einen Junkie als Freund bis sie ihn dann irgendwann später eingesperrt haben, wegen Einbruchs in einem Blumengeschäft – wenn ich mich richtig erinnere.

Wo war ich stehen geblieben? Ach ja, bei Phil Ivey und Chris „Jesus“ Ferguson, beziehungsweise bei den kleinen Idioten mit den Gewaltfantasien und den schnellen Fingern über der Tastatur. Sucht euch ein anderes Hobby. Pokerspieler ist nichts für euch und das mit dem „Geld eintreiben“ und der „to do list“ ist geschätzte achtundvierzig Nummern zu groß und, nebenbei bemerkt, auch ziemlich verboten. Wenn ihr kassierende Gangster sein wollt, schaut auch „Scarface“ auf DVD an und geht euch selbst zur Hand. Die Taschentücher liegen immer noch dort, wo sie die besorgte Mutter diskret verschämt hingelegt hat. – Viel Vergnügen.

Götz Schrage

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