Im Rahmen der CardCoaches.com Vorstellung letzte Woche, konnten wir mit Markus Golser ein Interview führen. Der österreichische Highroller hat sich in einer freien Minute Zeit für einen Plausch genommen.
In Wien plaudert der CardCoaches-Mitgründer über Highstakes-Omaha, den Einfluss von Onlinepoker sowie seine Arbeit bei CardCoaches.com.
Hallo Markus, zunächst einmal danke, dass du dir die Zeit genommen hast. Beginnen wir mit einer klassischen Einstiegsfrage: Wann und wie bist du zum ersten Mal mit Poker in Kontakt gekommen?
Das erste Mal habe ich im Alter von 17 Jahren gepokert, als ich mit Freunden in einem Pokerclub war. Damals wurde nur 5 Card Draw gespielt. Zunächst habe ich nur zugeschaut, aber dann war ich von dem Spiel sofort in den Bann gezogen. Die Einsätze waren damals umgerechnet 70 Cent, wobei das Schlaglimit –vergleichbar mit einem Cap heute– gerade mal bei 7 Euro lag.
Was macht für dich die Faszination Poker aus?
Ich liebe den Wettkampf am Tisch genauso wie die vielen verschiedenen Persönlichkeiten, mit denen man in Kontakt kommt. Der Reiz ist ebenfalls, immer die richtige Entscheidung zu treffen, seine Gegner zu lesen und zu bluffen. Die größte Challenge beim Poker ist für mich, zur richtigen Zeit einen gut durchdachten Bluff anzusetzen. Außerdem sind es die besonderen Orte der Welt und die Faszination, sich selbst einzuteilen, wann du wohin fliegst.
Du bist einer der erfolgreichsten europäischen Cash Game und PLO-Spieler. Warum bevorzugst du Cash Game gegenüber Turnieren und PLO gegenüber No-Limit Hold’em?
Beim Cash Game hast du immer die Möglichkeit zum Reload. Es ist auch so, dass sich hier längerfristig der stärkere Spieler durchsetzt. Bei einem Turnier hat man auch nie die Möglichkeit dazu, die Stärken und Schwächen seiner Gegner so genau zu studieren und diese auszunutzen. Beim Cashgame gibt es nicht viele Highroller, deswegen lernt man sich hier gut kennen. Es ist dann vielmehr die Herausforderung, die Person spielen, woraus sich ein viel intensiveres Level Thinking ergibt.
Mit Poker habe ich 1994 begonnen. Damals haben wir zunächst 7 Card Stud gespielt, später auch Limit hold’em, dann No Limit und schlussendlich erst PLO. Omaha ist einfach das größere Actionspiel. Es ist von der Denke her umfangreicher. Bei PLO gibt es viel mehr Faktoren, die zum Erfolg führen als bei NLH.
Wie hat sich das Spiel deiner Meinung nach in den letzten Jahren und durch Onlinepoker verändert?
Bisher haben sich nur wenige Spieler der Livepokersezene mit der Mathematik beschäftigt. Auch Skypechannels und Pokergemeinschaften gab es bisher fast nicht. Gerade dadurch wurde das Spiel aggressiver, moderner, schneller und ausgereifter. In der Folge sind die Games natürlich auch schwieriger zu schlagen. Mittlerweile herrscht eine hohe Dichte auf den hohen Stakes. Insgesamt muss man jetzt einfach viel härter an seinem Spiel arbeiten, um bestehen zu können.
Was machst du, um dein Spiel zu verbessern und um mit dieser Entwicklung Schritt zu halten?
Vor meiner Zeit bei CardCoaches habe ich regelmäßig Hände analysiert. Dies habe ich auch während des Spiels am Tisch selbst getan. Sogar ich habe ein paar Coachingstunden bei einem sehr bekannten Spieler genommen, um selbst mein Wissen in einer angemessenen Form als Coach weitergeben zu können.
Du bist ja auch Mitbegründer von CardCoaches.com. Was hat es mit CardCoaches.com auf sich und was ist das Ziel dieses Projekts?
Wir wollen mit CardCoaches.com Spieler, die Poker lernen möchten, an die Hand nehmen. Jeder lernwillige Spieler kann von CardCoaches.com profitieren. Unser Ziel ist dabei ganz klar definiert: Wir möchten eine Community aufbauen, welche das Zuhause für Pokerspieler ist und wo sich Gleichgesinnte austauschen können. Bei CardCoaches.com hat jedes Mitglied die Möglichkeit, mit den Pros zu kommunizieren. Dies macht uns als Community sehr persönlich.
Zudem bist du der PLO-HeadCoach bei CardCoaches.com. Kannst du kurz beschreiben, was die CardCoaches-Mitglieder in diesem Bereich in Zukunft erwartet?
Die Mitglieder sollte dazu am besten einfach mal reinschauen. Man erfährt schon innerhalb weniger Klicks, was CardCoaches.com innerhalb der Omaha-Sektion von anderen Schulen unterscheidet.
In letzter Zeit hast du weniger Turniere gespielt als sonst. Was ist der Grund dafür? Werden wir dich dennoch bei der WSOP sehen und welche großen Turniere wirst du in diesem Jahr spielen?
CardCoaches.com hat bisher viel Zeit in Anspruch genommen. Dann kommt noch hinzu, dass ich alleinerziehender Vater bin. Zusätzlich kommt noch dazu, dass ich derzeit noch an einem zweiten Projekt arbeite, das sehr zeitintensiv ist. Die WPT in Wien und die EPT in Berlin werde ich aber auf jeden Fall spielen.
Wie wichtig ist für dich ein gutes Benehmen am Tisch und die Wahrung der Pokeretikette?
Das ist für mich sehr wichtig, denn die Etikette gehört für mich zum Spiel einfach dazu. Früher war das noch viel schlimmer. Ich gebe dir ein Beispiel: Es war 1997 in Salzburg. Ein erfolgreicher Geschäftsmann kam ca. 3 bis 4 Mal pro Monat ins Casino. Trotz der Tatsache, dass er regelmäßig verlor, war er immer gut gelaunt und machte seine Witze am Tisch. Er hatte sich also nie etwas anmerken lassen. Dann kam der Tag X: Der Geschäftsmann hatte wieder kräftig verloren und schmiss vor lauter Wut den kompletten Tisch um, sodass alle Chips auf dem Boden verstreut waren. Danach verließ er ohne ein Wort das Casino und kam nie wieder zurück.
Kommt es bei einem Mann mit deiner Erfahrung noch vor, dass du selbst tiltest?
So einen kompletten Tilt gibt es bei mir nicht. Aber manchmal tilte ich positiv: Wenn ich „heiß laufe“, spiele ich schon eher die Stacksizes und auch Hände, die sich sonst nie spielen würde. Das heisst, Preflop habe ich schon den Plan, die Hand wie Aces zu spielen. Bei Tilt ist es so: Je unerfahrener man ist, desto weniger bekommt man mit, dass man tiltet.
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Gab es eine Zeit, in der du in Poker keinen Sinn mehr gesehen hast?
Ja, das gab es. Das war ca. 2003. Obwohl ich sehr erfolgreich war, hatte ich keine Lust mehr auf Poker. Zu diesem Zeitpunkt bin ich viel gereist, war schon Anfang 30 und hatte schon daran gedacht, mit einer Familie sesshaft zu werden. Konsequenterweise habe ich dann auch für 9 Monate kein Casino mehr betreten, da ich einfach nichts von Karten hören wollte. Bis zu dem Tag, als ich mit Peppi Klinger telefoniert habe: Er hat ca. 15 Minuten mit mir gesprochen und mich einfach davon überzeugt, dass es Sinn macht, mit nach Tunica Mississippi zu einem Pokerturnier zu kommen. Im Nachhinein hat es sich als richtig herausgestellt, denn ich kam mit einem satten Plus von diesem Trip wieder nach Hause.
Was ist für dich das Wichtigste im Leben?
Mein Sohn!
Was ist in Bezug auf Poker dein größtes Ziel?
Mein größtes Ziel ist es, mich als Unternehmer im Pokerbusiness zu behaupten.
Wie lange willst du eigentlich noch Poker spielen?
Ich werde mein ganzes Leben lang Poker spielen. Derzeit steht das Business eben im Vordergrund und lässt es auch nicht zu, selbst als Spieler aktiv zu sein. Wie bereits erwähnt, habe ich aber die WPT Vienna und EPT Berlin fest in meinem Terminkalender eingetragen.
Vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg mit Cardcoaches.com.
Immer wieder gerne. Ich wünsche dir eine gute Zeit!
Fotos: fabfotos