Was wurde nicht schon alles über das Debakel bei Full Tilt Poker geschrieben, was wurde nicht schon alles über die Verantwortlichen bei FTP gesagt. Nun meldet sich auch Doyle Brunson zu Wort. The Godfather of Poker prangert jedoch keine Personen an, noch will er irgendjemanden verteidigen. Das Poker-Urgestein reagiert einfach nur mit einer Gelassenheit, die er sich bei über 50 Jahre am Pokerfilz angeeignet hat und analysiert die Fakten.
Doyle Brunson hat mehr erlebt, als irgendwer sonst, zumindest was die Poker-Welt betrifft. Lange Zeit wollte er sich nicht zum Skandal bei Full Tilt Poker äußern, doch nach den jüngsten verbalen Attacken, wie beispielsweise von Daniel Negreanu, hat sich der ‚Poker Pate‘ auf seinem Blog zu Wort gemeldet. Wie man es von dem 78-Jährigen gewohnt ist, spricht Texas Dolly Tacheles:
„Jeder kennt die meisten Fakten und ist mit dem ganzen Verfahren vertraut. […] Ich will darauf hinweisen, dass was ich sage, keinesfalls in Stein gemeißelt ist und nur meine Meinung ist. Das ist Amerika und jeder kann glauben, was er möchte.
War Full Tilt schuld, grob fahrlässig gehandelt und schreckliches Missmanagement betrieben zu haben? Ja natürlich, aber was und warum ist es passiert? Meines Wissens war ein der Poker-Welt unbekannter Ray Bitar ein sehr guter Freund von Full Tilts größtem Aktieninhaber, Chris Ferguson. Durch Fergusons Empfehlung wurde Bitar zum Geschäftsführer und setzte seinen Namen auf alle Dokumente, Bankkonten, verschiedene Konzerne und so weiter.
Full Tilt hat unter der Leitung von Bitar und Howard Lederer eine erstaunliche Arbeit an Werbung und Marketing geleistet. Lederer hielt die Position des Präsidenten von Full Tilt inne und war maßgeblich am Erfolg beteiligt. Aber bedenkt, dass er 2008 aus Altersgründen die Geschäftsleitung nach einem Jahr abtrat. Bitar blieb an der Macht und wusste alles über das Innenleben von Full Tilt.
Es gab einen Vorstand, ich bin mir nicht sicher, wer genau das war, aber es waren Aktionäre von Full Tilt. Unter dem Strich waren sie Poker-Spieler, keine Führungskräfte. Ich kann euch versichern, dass Poker-Spieler, mich eingeschlossen, schreckliche Geschäftsleute sind. Warum haben sie also nicht eingegriffen und einen Profi beauftragt das Unternehmen zu leiten und zu beaufsichtigen? Das ist etwas, was mir bisher keiner beantworten konnte.
Als das Geschäft wuchs, schüttete man bei Full Tilt Poker unter Bitars Leitung den Aktionären riesige Dividenden aus. Die Antwort auf die letzte Frage ist folgende. Würdet ihr das Management eines Unternehmens, welches euch jeden Monat Hunderttausende von Dollar gibt, hinterfragen? Ich bezweifle es, von mir weiß ich, dass ich es nicht täte und einfach denken würde, das Leben ist gut!“
[cbanner#2]
Doyle Brunson vermutet, dass sogar alles gutgegangen wäre, wenn es nicht den Black Friday gegeben hätte. Der Altmeister will auch niemanden in Schutz nehmen, sagt jedoch ganz deutlich, dass er Howard Lederer, der ihm gesagt hat er wüsste von nichts, glaubt:
„Wenn jemand, den ich seit Jahren kenne, vertraue und respektiere, mir in die Augen blickt und sagt, dass er nichts über die finanziellen Probleme wusste, nennt mich ruhig einen alten Trottel aus Texas, aber dann glaube ich ihm. Ich habe nicht mit Ferguson gesprochen, aber […] Lederer hat mir gesagt, dass sie nichts wussten. Es gibt mindestens vier Aktionäre, die mehr als Lederer besitzen. Wo waren sie?“
Über das Schweigen der Verantwortlichen hat Brunson Senior auch eine Meinung: „Wenn ihr noch nicht in einer Ermittlung auf Bundesebene beteiligt wart, werdet ihr es wahrscheinlich nicht verstehen. Aber wenn ihr die Aussicht habt, ins Gefängnis zu gehen und deine Anwälte raten dir, zu schweigen, würdest du dann was sagen?
Wenn die Regierung sagt, „alles, was Sie sagen, kann und wird gegen Sie verwendet werden“, dann ist das ernst gemeint. Alle Bundesstellen haben es bewiesen, immer und immer wieder. [….] Ich bin mir sicher, dass die Wahrheit ans Licht kommen wird, sobald das US-Justizministerium den Fall abgeschlossen hat.“
Quelle: DoyleBrunson.com