Anfang der neunziger Jahre sorgte ein japanischer Geschäftsmann für Aufregung in der Casinowelt. Akio Kashiwagi kam aus dem Nichts in die internationale Gamblingszene und gewann im Januar 1990 um die 22 Millionen Dollar in Australien.
Akio Kashiwagi war ein eher undurchsichtiger Geschäftsmann, es wird vermutet, dass er den Großteil seines Vermögens mit Immobilien und Kreditgeschäften verdient hat. In Japan werden ihm außerdem enge Kontakte zur lokalen Mafia, den Yakuza, nachgesagt. Er wuchs unter ärmlichen Bedingungen am Mt. Fuji auf und arbeitete ohne Schulabschluss als Führer und Gepäckträger. Mit einem kleinen Kapital soll er Millionen mit den explodierenden Grundstückspreisen rund um den Mt. Fuji verdient haben, als die Gegend logistisch mit neuen Straßen und Brücken erschlossen wurde. Später erweiterte er seine Aktivitäten in die Hauptstadt und eröffnete ein Büro in Tokio. Dort machte er unter anderem mit dem Abriss eines Kindergartens zugunsten eines Apartmentkomplexes von sich reden.
Gerüchteweise soll Kashiwagi mehrere Geschäftsleute mit faulen Kreditgeschäften betrogen haben – so soll er sich deren Besitz angeeignet haben, obwohl die Kreditnehmer eigentlich fähig und Willens waren ihre Schuld zu begleichen. Mit gesundheitlichen Problemen jedoch, so Bekannte und Freunde des japanischen Millionärs, kam ein gewisser Wandel in seinem Geschäftsgebaren.
Nach dem Gewinn in Australien wurde Kashiwagi von Donald Trump in sein Trump Plaza nach Atlantic City eingeladen. Der Japaner folgte der Einladung gleich im Februar und gewann innerhalb von zehn Stunden unglaubliche 6 Millionen Dollar. Dennis Gomes berichtet, dass er als Angestellter des Dunes Casino in Las Vegas beobachtet habe, wie Kashiwagi für 100.000 Dollar pro Hand 80 Stunden lang Baccarat gespielt habe. Er habe zwei Tage durchgespielt, habe kurz geschlafen und dann direkt weitergespielt.
Im Mai 1990 forderte Trump Kashiwagi zu einem Rematch im Trump Plaza auf. Angeblich soll Trump sogar einen Mathematiker konsultiert haben, um sich das beste Angebot zu seinen Gunsten errechnen zu lassen. Es wurde ein 12 Millionen Dollar Baccarat Freezeout vereinbart. Der japanische Geschäftsmann lag schon bei 10 Millionen Dollar im Plus als sein Glück ihn verließ. Als er knapp 9.4 Millionen Dollar in den Miesen war, verließ er das Trump Plaza Casino. Hier allerdings gibt es zwei verschiedene Versionen, ein Freund Kashiwagis behauptet, man habe den Highroller gezwungen das Spiel zu beenden. Vertreter des Trump Plaza jedoch behaupten, Kashiwagi sei einfach abgereist ohne seine kompletten Ausstände zu begleichen.
Der Gamblingtrip war für den Japaner jedoch noch nicht beendet – er flog weiter nach Europa. Dort soll er insgesamt 15.4 Millionen Dollar verloren haben. Laut japanischen Presseberichten zahlte er seinen Gläubigern davon 5.3 Millionen und erklärte, dass er nicht mehr zahlen könne. Insgesamt sollen sich seine Spielschulden zu diesem Zeitpunkt auf knappe 20 Millionen Dollar belaufen haben.
Aber auch in Japan lief es schlecht für Kashiwagi, die Immobilienlage hatte sich seit Ende der 80er Jahre verschlechtert und er konnte einen 131 Millionen Dollar Bankkredit nicht bedienen. Der japanische Highroller wurde nach seinem Europaausflug nicht mehr in internationalen Casinos gesichtet. Er verbrachte die meiste Zeit in seinem 38 Millionen Dollar Anwesen in Fujiyoshida. Dort wurde er am 3.Januar 1992 tot von seiner Familie aufgefunden. Laut Presseberichten wurde er mit über 150 Schwerthieben hingerichtet.
Aufgrund des zeitlichen Zusammenhangs mit seinen Schulden in Europa und den USA wurde in Japan vermutet, dass ein Killer auf Kashiwagi angesetzt wurde um ein Exempel zu statuieren. Im Februar 1992 wurde ein lokaler Gangster von der japanischen Polizei verhaftet. Kodo Saiki, damals 44 Jahre alt, hatte hohe Schulden und war mit Kashiwagis ältestem Sohn bekannt. Kurioserweise entwendete der vermeintliche Mörder keine Wertsachen oder zumindest die 770.000 Dollar in cash, die Kashiwagi in seinem Hause hatte.
In Baccaratkreisen ist Akio Kashiwagi eine Legende – er hat die höchsten jemals vermeldeten Gewinne und Verluste in diesem Spiel verbucht.
Quellen: Los Angeles Times – Associated Press