Pamela Anderson ohne mich – Meine Polizeigeschichte – Bountyturnier und der Extrapreis

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Damit es gleich mal keine Missverständnisse gibt. Selbstverständlich bin ich absolut brav und unschuldig. Seit mittlerweile zehn Jahren lebe ich ein vorbildliches Leben, nehme meinen Hund an die Leine, bezahle am Sonntag meine Zeitung und tue konsequent nichts Verbotenes. Trotzdem bin ich gestern an Pamela Anderson gescheitert und schuld war die Polizei. Irgendwie zumindest. Ganz vielleicht trifft mich eine gewisse Teilschuld, aber wäre ich ohne Fehler und Macken, wäre ich ja wahrscheinlich Bundespräsident von Deutschland, und die wunderbare Beate Klarsfeld meine Vizepräsidentin. Bei meinem erwähnten aktuellen Lebenswandel kein Problem. Keinerlei Syltreisen, und bedroht habe ich auch niemanden (zumindest hat das niemand auf der Mailbox). – Aber zurück zur gescheiterten Reportage vom Event im CCC Lugner City. Obwohl Massenveranstaltungen mir so gar nicht liegen, bin ich selbstverständlich gestellt, wenn Johann Lorenz einlädt: Pamela Anderson entsprach zwar zu keiner Zeit meinem Frauentyp, aber am Pokertisch darf man nicht wählerisch sein. Beinahe wäre auch noch alles gut gegangen, bis mir dann die beiden Polizisten im Stiegenhaus entgegen stürmten. Nicht schon wieder! Warum immer ich? Der geneigte Leser meiner Kolumne erinnert sich vielleicht, erst Anfang Dezember hatten mich Kriminalpolizisten unschuldig aus dem Bett geholt und letzten Sommer hatten sie mich von der Straße aus mitgenommen – beide Male ohne Konsequenzen selbstverständlich. Die beiden Polizisten im Stiegenhaus der Lugner City liefen glücklicherweise an mir vorbei. Aber man weiß ja nie. – Ich habe mich mal mit Nasr el Nasr unterhalten. Der hat es auch nicht immer leicht mit Behörden. Nur Nasr sieht aus wie Nasr, so stellen sich dümmliche Menschen wohl Terroristen vor. Ich hingegen sehe auch wie ein feinsinniger, ja fast aristokratischer Intellektueller. Das hat man mir kürzlich die bulgarische Türkin in dem sonderbaren Lokal bestätigt. – Die sah übrigens verdammt aus wie Pamela Anderson im Badeanzug. Aber das wäre dann wieder eine andere Geschichte. 

 Wenn mir privat Pamela Anderson so gar nicht liegt, auf welchen Typ reflektiere ich denn wohl, wird sich jetzt wohl neugierige Leser (und hoffentlich die eine oder andere neugierige Leserin) fragen? Leicht zu beantworten, mit bosnisch-serbischen und bosnisch-kroatischen Wurzeln trifft man bei mir ziemlich exakt in Schwarze meiner persönlichen Begierde. Wenn man mal eben davon absieht, dass ich stolz und glücklich verheiratet bin und frauentechnisch quasi nur noch von der Ferne kommentiere, und mitunter schwärme. Ivana Thaller und Julijana Jovanovic zum Beispiel gefallen mir absolut. Wie sie sich anziehen, wie sie die Haare nach hinten werfen, wenn sie lachen und wie sie mir das Gefühl geben, witzig, gefährlich und bedeutend zu sein, ohne sich dabei auch nur ein wenig anzustrengen. So habe ich dann auch sofort zugesagt, als mich die Wiener Pokerworld einlud für ein gemeinsames Bounty-Turnier zur Verfügung zu stehen. Am 10. März um 20.00 Uhr startet das Event und mehr will ich jetzt auch gar nicht schreiben dazu. Sonst wirkt das noch wie peinliche Eigenwerbung. Abgesehen sind die Herren Yusuf Kurt und Harry Pfingstl von der Pokerworld  so tüchtige Jungs. Die würden das Lokal auch voll bekommen, setzten sie eine Bounty auf halbes Vollkornbrot aus. Nur mit Ivana, Julijana und mir wird es zweifelsfrei lustiger, und vor allen Dingen habe ich mir für die treuen Leser meiner Kolumne noch einen Extrapreis ausgedacht. Quasi eine Addon-Bountyprämie zusätzlich zum ausgelobten Montesino-Ticket. Ich habe eine kleine Wundertüte gepackt mit lauter fantastischen Kleinigkeiten. Eine Flasche Lagavulin – Single Malt Whisky 16y old, eine feine kubanische Zigarre, ein serbisch-deutsch Sprachführer, meinen Roman (unsigniert und deswegen besonders wertvoll) plus diverse Kleinigkeiten.  – Einfach beim Handshake den Code sagen: „Gib mich die Kirsche“ und die exklusive Bounty-Tüte gehört Dir. Ich habe absichtlich dieses Lothar Emmerich-Zitat gewählt. Eine vernünftige Alternative wäre ein möglicher Code: „Hochgepokert.com – die wohl beste deutsche Pokernewsseite im Netz.“ gewesen, aber das wäre zwar wahr, aber doch zu einfach. „Gib mich die Kirsche“ passt schon und wer die einmalige Bounty-Tüte gewinnen möchte, soll sich ruhig ein wenig anstrengen. 

Doch zurück zur Polizei und meinem persönlichen Missverhältnis. Zweimal im Leben hätte ich sie wirklich gebraucht in recht spektakulären Situationen. Die eine Geschichte ist von so unglaublicher Unglaublichkeit. Die erzähle ich mal Guy Ritchie, oder besser noch Quentin Tarantino – die verstehen mich und glauben mir. Die andere gar nicht so harmlose, aber doch deutlich harmlosere hat einen großen Vorteil. Mit Thomas Kremser habe ich da einen erstklassigen Zeugen (und Betroffenen). Es muss so in den späten Neunzigern des letzten Jahrhunderts gewesen sein. Aus dem Gefolge des damaligen Königs des Wiener Rotlichtes hatten ein paar ziemlich breite Jungs den großen Stud-Tisch geentert. Einen von denen kannte ich seit Jahren, so gesehen gute Karten, aber leider war der Wortführer ein anderer und plötzlich galten eigene Gesetze. Aufstehen und aufhören war nicht erlaubt, ein Spieler der nicht rechtzeitig Platz machte wurde in hohem Bogen vom Sessel geworfen. Die generelle Stimmung war auch für mich ziemlich unberechenbar. Zwischen freundlich, jovial  und urplötzlich aggressiv und bedrohlich. Nach endlos langen zwanzig Minuten sah ich dann zwei Polizisten beim Eingang. Normale Uniformen, aber mit Waffe im Gürtel und allen drum und dran. Selten hatte ich mich so gefreut. In meinem Pech hatte ich nämlich genau gegen den einen der empfindlichen Jungs so richtig Glück und nichts wäre mir mehr gelegen gekommen, als jetzt unbeschadet abzubrechen. Unverhohlen strahlte ich also die beiden Gesetzeshüter an, die forschen Schrittes immer näher kamen. Danke liebe Polizei, dass es euch gibt. Danke, danke, danke. – So ähnlich müssen meine Gedanken gewesen sein, doch dann passierte folgendes. Mit zunehmender Nähe und spätestens als die beiden Polizisten erkannten mit wem sie es da zu tun hatten wurden die Schritte weniger forsch und deutlich langsamer. Zu mehr als einem: „Meine Herren, wollen sie jetzt nicht bitte nach Hause gehen“ reichte der Polizistenmut dann nicht. Der kleinste der schweren Jungs machte nur eine Geste wie man ein lästiges Insekt vertreibt und die beiden zogen ab. Bis dahin hätte ich niemals gedacht, dass so etwas geht.  – Mehr als vierzig anstrengende Minuten später kam dann mehr als ein Dutzend von so einem Sondereinsatzkommando. Mit Barrets und Falschirmspringerhosen, wenn ich mich richtig erinnere, und dann war Friede, und die bösen Jungs gingen brav und unbeschadet zu ihren Autos.  – Soviel zu meinem Glauben an die Polizei. Aus Sicht der Dealer war das übrigens ein spektakulärer Tisch. Die Pots war im Schnitt so im 2000.-E Bereich (umgerechnet). Als der Erste der unfreiwillig anwesenden Pros 1.-E Trinkgeld geben wollte, erwachte in dem gröbsten der drei Knechte der Gerechtigkeitssinn. „Einen Euro bei dem Pot  – du Wixer?!“ und dann griff er in die Jetons und warf dem Dealer weitere zwanzig Euro ins Chiptray. So ging das dann weiter. Ich glaube alleine meinem Freund Christian G. musste ich 80.-Euro Trinkgeld geben, um keinen Ärger zu bekommen. Wenn ich so darüber nachdenke, quasi eine unrechtmäßig und unfreiwillige Abgabe. Ich werde ihn gleich einmal anrufen. Vielleicht gibt er mir ja sechzig Euro zurück – Unwahrscheinlich, aber einen Versuch wäre es wert. 

Götz Schrage

 

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