Texte umzuschreiben liegt mir so gar nicht. Meist klopfe ich in die Tasten was Sache ist und dann gehe ich mit meinem Hund spazieren oder in nächste Casino. Je nach dem was gerade ansteht. Besonders das eigene emotionale Zeugs mag ich. Manchmal beim Korrektur lesen entkommt mir ein satanisches Grinsen über einen besonders bösen Satz und ich klopfe mir dann selbst auf die Schulter (vielleicht eine Erklärung für so manchen übersehenen Fehler.) – Heute Vormittag hatte ich etwas besonders böses und gehässiges im Manuskript. Nach der Steilvorlage von Robert Werthan auf Pokerfirma quasi auf schreiberischem Autopilot, und ohne mich groß anzustrengen. Der Seitenhieb in seinem Artikel zur Club7 Poker Montesino VIP Lounge war einfach zu billig und abstrus, um unwidersprochen zu bleiben (dachte ich zumindest vor dem Mittagessen). Big Boss Ben Kang hatte auch sein OK gegeben, schließlich muss mich ja jemand beim Rechtsanwalt stacken für den Fall, und dann ab zum gemeinsamen Lunch mit einem guten Freund. – Um es kurz zu machen. Ich schreibe jetzt alles um. Der böse, gehässige Text wird so nicht erscheinen. Beschweren Sie sich nicht bei mir. Ich kann nichts dafür. – So wie immer halt.
Freund: „Götz, lass dich nicht anzünden auf Zuruf. Immer wieder auf dieses Werthan-Thema eingehen ist ohne Noblesse.“
Ich: „Auf Noblesse scheiße ich aber wirklich fix.“ –
Freund: „Deine persönliche Vendetta langweilt den Leser. Einmal war es ja lustig, aber geh nicht auf sein Niveau.“
Ich: „Vendetta ist das Stichwort. Werthan ist mein Fredo und Fredo wird nicht vergeben.Niemals!“
Freund: „Der Pate ist nur ein Film Götz und Fredo ist nur ein Schauspieler und nebenbei bemerkt, der wurde auch nicht wirklich im See versenkt.“
Ich: „Der Pate ist nur ein Film und Fredo lebt? – Dann hat das alles ja gar keinen Sinn.“
Freund: „Jetzt hast du es verstanden.“
Allerdings so ein aus dem Gedächtnis notierter Dialog ist nicht abendfüllend und reicht schon gar nicht für eine ganze Kolumne. Probiere ich also einmal etwas Neues. Statt den Mitbewerber zu beschimpfen, bedanke ich mich lieber bei all den Pokerspielern da draußen vor den Internetgeräten. Ihr habt Hochgepokert.com im deutschen Sprachraum zur absoluten Nummer Eins gemacht. Unsere redaktionelle Linie wird scheinbar genug geschätzt, und unsere Artikel mehr als oft genug geklickt. Gestartet hatten wir einst von ganz unten mit viel Einsatz, viel Herzblut und immer wieder dem notwendigen Mut. Wir haben keinen Skandal verschlafen, wir haben uns nicht nach jedem Werbebanner verbogen und wir haben auch riskiert, wenn wir glaubten im Sinne der journalistischen Sorgfalt riskieren zu müssen. Das haben die vielen Leser da draußen scheinbar gemerkt, manche früher und manche später, aber es wird tatsächlich belohnt, wenn man sich wirklich anstrengt und bemüht. Pure Lobby-Arbeit ohne Substanz und langweiliges Hinterherschreiben wurde abgewählt und auf eine fast tragische Art und Weise verstoßen. Als ehemaliger und erfolgreicher Chefredakteur der Pokerfirma war das für mich nicht einfach dem dumpfen Treiben da drüben emotionslos zuzusehen. Viele Freunde und gute Kollegen arbeiten noch dort und hätten sich auf Grund ihrer unbestreitbaren Qualitäten eine bessere Führung verdient, aber das ist jetzt nicht mehr mein Problem. Ich arbeite bei Hochgepokert.com und das tue ich jeden Tag mit neuem Stolz. Den alten Zeiten wurde genug nachgetrauert, Gegenwart und Zukunft gehört zweifelsfrei uns, aber man darf nicht locker lassen im Tagesgeschäft. – Unsere junge und hungrige Redaktion hat die Schlacht um die wichtigsten und spannendsten Pokernews schon längst gewonnen und bestätigt ihre qualitativ hochwertige Arbeit jeden Tag aufs Neue. Alle zusammen werden wir uns weiterhin anstrengen. Schon alleine, weil wir es unseren treuen Lesern schuldig sind. – Danke dafür, dass Ihr uns zur Nummer Eins gemacht habt.
Im Namen der Redaktion – Götz Schrage