Seine Aussagen machten den Black Friday erst möglich. Daniel Tvetkoff hatte mit seiner Firma Intabill Transaktionen zwischen US-Spielern und Online Pokerseiten in Höhe von einer Milliarde Dollar realisiert, bevor ihn seine eigene Verschwendungssucht zum Verhängnis wurde. Nun tritt der seit dem Januar 2011 im Zeugenschutzprogramm verschwundene Finanzjongleur am 9. April erstmals vor einem Gericht in New York wieder an die Öffentlichkeit.
An seinem 25. Geburtstag war der Australier Daniel Tzvetkoff endlich im Olymp angekommen. In Brisbane war er als einer der jüngsten australischen Multimillionäre berühmt. In seiner drei Millionen Dollar teuren Luxusbar „Zuri“ trat er im Miami Vice Stil auf, weißer Anzug, schwarzes Hemd. 80 Millionen Dollar hatte Tvetkoff innerhalb von wenigen Jahren mit seiner Firma „Intabill“ verdient. Er besaß eine Garage voller Luxusautos, eine eigenes Racing Team, ein Strandhaus an der Gold Coast im Wert von 14 Millionen Dollar und eine Super-Yacht der Marke „Maximus“.
Doch dann verschluckte sich nicht nur Tzvetkoff selber, sondern an ihm auch eine ganze Branche. Mit der Firma „Intabill“ hatte der Australier ein Unternehmen aufgebaut, das im Prinzip alle Zahlungen für die großen Online Anbieter – allen voran PokerStars, Full Tilt und Absolute Poker – abwickelte. Der kindgesichtige Nerd, der schon mit 13 seine erste Firma gegründet haben soll, hatte 2007 den zwölf Jahre älteren Anwalt Sam Sciacca getroffen. Und dessen Fähigkeiten mit den seinen vereint, um einen der größten Online-Zahlungsabwickler der Welt aufzubauen. 2008 erschien der damals 25-jährige dann in der Liste der reichsten jungen Australier. In diesem Zusammenhang gab er erstmals Einblicke in die Bilanzen von „Intabill“. So sei das Unternehmen seit seiner Gründung jeden Monat um 10 bis 12 Prozent gewachsen. 5.000 Klienten aus 70 Ländern, viele von ihnen Anbieter für Online-Poker würden die Technologie „Intabills“ nutzen, um diverse Geldtransfers zwischen Spielern und Anbietern zu realisieren.Doch die Sonne schien für Tvetkoff nur kurz. Ab Anfang 2009 hielt er sich immer öfter in las Vegas auf, wo er neben endlosen Partys vor allem die Deals mit den wichtigsten Online-Poker Anbietern einfädelte. Doch schon wenige Monate später häuften sich die Ungereimtheiten.
FullTilt und auch PokerStars stellten fest, dass via Inatbill immer öfter größere Geldbeträge fehlten. FullTilt entschied sich daraufhin zur Klage. Und löste damit den eigenen Untergang aus.
Eine Untersuchung seines Partners Sciacca ergab wenig später, dass Tvetkoff mehrere Millionen Dollar unterschlagen hatte, um seinen aufwendigen Vegas-Lifestyle zu finanzieren. Im Juli 2009 kollabierte Intabill ohne noch einen einzigen Penny auf dem Konto zu haben. Die Konkursverwalter fanden heraus, dass Tzvetkoff 50 Millionen Dollar auf seine Privatkonten transferiert und als Darlehen deklariert hatte.
Etwa sechs Monate später, also circa 100 Tage vor dem Black Friday war Tvetkoff dann auch als Privatmann offiziell bankrott. All seine teuren Spielzeuge hatte er verloren. Er zog zurück ins Haus seiner Eltern, aber in den USA hatte der Ärger gerade erst begonnen.
Seine Partner waren verärgert von einem vergleichsweise kleinen Mitspieler um Millionen von Dollar geprellt worden zu sein und zeigten ihn wegen Geldwäsche im großen Stil bei den zuständigen Behörden an. Tzvetkoff hätte ein komplexes System aus Fake-Websites und internationalen Bankkonten geschaffen, um zu verschleiern, dass FullTilt, PokerStars und Absolute Poker Geld mit US-Spielern verdienten, was nach dem UIGEA von 2006 illegal war.
Als Tzvetkoff dreist genug war im April 2011 bei einer Konferenz in Las Vegas aufzutauchen, wurde er sofort verhaftet und angeklagt betrügerische Geschäfte in Höhe von 540 Millionen Dollar durchgeführt zu haben. 75 Jahre Gefängnis drohten dafür. Tvetkoff fiel um und wurde zum Verräter. Dank seines Insider-Wissen wurden nach dem Black Friday die elf wichtigsten Personen der drei größten Poker-Websites vom FBI festgenommen. Doch während Tvetkoff es verhindert hat ins Gefängnis zu gehen, hat er seine Freiheit wohl für immer eingebüsst. Nicht wirklich wahrscheinlich beispielsweise ist es, dass der 28-Jährige jemals wieder australischen Mutteerboden unter den Füssen haben wird. Die staatlichen Behörden sind hinter ihm her, wegen Betrugs, Gläubiger wollen 150 Millionen Dollar und Ex-Partner Sciacca jagt ihn ebenfalls für 100 Millionen Dollar.
Mittlerweile lebt Tzvetkoff, den Freunde den IQ eines Genies und die emotionale Reife eines Kindes attestieren mit seiner Verlobten und zwei kleinen Kindern im FBI-Zeugenschutzprogramm in New York. Ein ehemaliger Partner fasste seine Lage so zusammen: „He is finished.“
Doch schon am 9. April wird der von bulgarischen Einwanderern abstammende Daniel Tzvetkoff aus seiner Deckung kommen müssen. Dann nämlich beginnt der Prozess gegen den einstigen Geschäftspartner Chad Elie und dem Utah-Banker John Campos. Bei einer Verurteilung drohen 85 beziehungsweise 35 Jahre Haft.
90.000 belastende Dokumente, darunter der vollständige e-Mail Verkehr hätte Tzvetkoff dem Gericht ausgehändigt. Doch die Anwälte von Elie und Campos beklagen schon jetzt, dass das bereits eine tendenziöse Auswahl der wirklich vorliegenden Materialien ist. Sie forderten das Gericht auf den vollen Umfang der Dokumente zur Einsicht vorzulegen. Am 9. April können sie dazu allerdings auch Daniel Tzvetkoff höchstpersönlich befragen. Bevor der bis zum nächsten Gerichtstermin wieder im Zeugenschutzprogramm verschwinden wird.