Erik Seidel mein Retter – Jens Knossalla das Tier – WPT Montesino und mein Scheitern

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Erik Seidel und ich zusammen auf einem Bild. Zwei Brüder im Geiste sind endlich vereint. Marginale Schönheit auf acht Megabyte und nur die Nacht war Zeuge. Ein illuminierter Daniel „Jungleman12“ Cates stand zwar auch noch in der Nähe, aber da schien es mir doch sicherer, die Kamera mit durchgestrecktem Arm selber zu halten. Was einem im Casino nicht gelingt, muss man auf der Straße nachholen. Mein erster Tag als langsam rasender Gesellschaftsreporter bei der WPT Montesino Wien war ein Desaster. Gelungen ist mir original absolut überhaupt nichts. Wie ein österreichischer Innenverteidiger bei einem WM-Qualifikationsspiel war ich immer genau im falschen Moment am falschen Ort. Dort wo ich war, war nichts und dort, wo was war, waren die anderen. Deswegen schreibe ich eine weitere Kolumne über praktisch nichts. Alles was mir halt so passiert ist bei der WPT Wien. Beziehungsweise, was mir eher nicht passiert ist. Wenn man davon absieht, dass ich einen Kaffeelöffel gestohlen habe, durch einen Raumtrenner marschiert bin, und von Jens Knossalla gedemütigt wurde. Würde ich meine eigene Leistung beschreiben wollen, wäre das so wie das Buch von Gus Hansen „Hand für Hand“ nach dem Sieg bei der Aussie Millions. Nur wäre ich halt in der ersten Hand ausgeschieden oder so. Egal. Vielleicht schließe ich einfach die Kommentarfunktion und bemühe mich, ein paar Beistriche an die richten Stellen zu setzen. Der gute Wille zählt, hoffe ich. 

Jens Knossalla ist so ein Tier. Der hat genau das, was mir fehlt. Noch viel schlimmer, der hat nicht nur das, der hat gleich überhaupt alles, wo ich nichts habe. Während ich mir in der Regel zwei Stunden überlegen muss, ob ich jemand anspreche, um es dann garantiert doch sein zu lassen, stürmt Jens seinen Worten und Gedanken voraus. Einfach rein in die Story bevor sich Zweifel einstellen können. Zum Beispiel die Sache mit meinem Equipement. Schon am Vortag hatte ich so eine Art Begehung mit Harald Pfingstl vom Montesino. Mein ganzes Zeug durfte ich in der Werkstatt der Hausarbeiter unterstellen.  Sicher versperrt und doppelt sicher bewacht von einem freundlichen Security-Mann. Einen Tag später wollte ich jetzt wieder ins besagte Reich der Hausarbeiter und war gerade dabei mich zu erklären, da hörte ich von der Ferne einen enthusiastische Stimme: 

„Der Götz Schrage. Schauen wir einmal, was er da macht“ und schon war er da, der Knossalla mit seinem Kameramann Niki und Club7Poker Marketingoberboss Paul Preis als temporären Kabelträger (dazu später mehr). Ein kurzes Interview mit dem Mann von der Security, der herbeieilende Floorman wird ebenfalls zu einer Wortspende gebeten. Und während ich langsam an Boden gewinne und meine Metallkoffer bereits durch die halbgeöffnete Tür sehen kann, hält mir Jens noch mal das Mikrophon vor die Nase: „Götz du hast da öffentlich noch nichts dazu gesagt. Was hast du eigentlich für ein Problem mit Werthan?“ – Ich sage praktisch nichts bis wenig. Das heißt ich spreche im Sicherheitsmodus irgendwelches dünnes Zeug und hoffe auf einen Stromausfall oder so. Der Security-Mann lässt mich passieren. Jens und sein Kameramann Niki ziehen ab. Paul Preis gibt mir die Hand und ich bin alleine mit meinen Equipement und werde es auch den ganzen Abend bleiben. Jens Knossalla hat seine Sequenz und ich habe den Platz unter der Rolltreppe ganz hinten in Ebene Drei. An und für sich kein schlechtes Plätzchen, wären da nicht die hastigen Raucher auf dem Weg zu Terrasse. Immer wenn sie die Tür aufreißen umhüllt mich eiskalte Luft. Egal, ich baue das Hochgepokert.com Fotostudio auf und ich werde es fünf Stunden später abbauen, ohne eine einziges Foto gemacht zu haben.  – Keine Glanzleistung zugegeben. 

Dann passiert fünf Stunden – richtig geraten – nichts. Aber neues Nichts. Ich stehe bei meiner Blitzanlage, meinen Stativen und meinen Kameras und niemand kommt. Also nicht wirklich niemand, nur keiner der zu Fotografierenden. Dafür lerne ich Dagmar kennen. Dagmar arbeitet für die VIP-Betreuung im Montesino. Sie hat wirklich lange Beine, ist wirklich groß und wirklich hübsch. Dagmar sieht so aus, wie eine Frau aussehen würde, wenn man sie sich aus den besten Einzelteilen zusammenbaut. Zum ersten Mal bereue ich, kein VIP zu sein und wahrscheinlich auch keiner zu werden, den man jemals von großen Casinos betreuen lässt. Ich muss ehrlich gesagt schon froh sein, dass man mich aus dem „Restaurant Burgenland“ den Kaffee samt Tasse, Tablett und Löffel mitnehmen lässt, weil ich das Zeug einfach nicht aus Papierbechern trinken will. Und nicht einmal dieses Vertrauen rechtfertige ich und stecke mir aus unerfindlichen Gründen den Löffel ins Sakko wie ein Scheißjunkie – obwohl Junkies selten Sakkos tragen.  – Lange nach Mitternacht baue ich mein Equipment wieder ab. Die Tür zur Werkstatt der Hausarbeiter ist geschlossen und der einzige Weg führt durch den Turniersaal. Die letzten Spieler kämpfen um Tag Zwei des €200 000.- Garantiert WSOP Open Events. Der Floorman runzelt (zu Recht) die Stirn und deutet an das andere Ende des Raums. Ein schicker Raumtrenner ähnlich einer Jalousie – nur quer statt hoch – trennt den Turniersaal vom Reich der Hausarbeiter. Ich will  unauffällig und schnell da rein. Mit so neumodischen Dingen kenne ich mich nicht aus. Raumtrenner gibt es bei uns im Heim nicht und so marschieren hundert Kilo Mann mit fünfundzwanzig Kilo Gepäck durch diese sonderbar quergestellte Jalousie. Mehr Schaden kann man gar nicht anrichten in so kurzer Zeit. Ich wusste nicht, dass die unten befestigt, ich dachte eher an die Bambusvorhänge von sonderbaren Etablissement, die ich manchmal des Nachts besuche. Deshalb bin ich da durch wie ein grenzverblödeter Hulk und der Raumtrenner lag in Fetzen auf meinen Schultern. Extrem peinlich und absolut auffällig das Gegenteil von unauffällig. – Draußen vor Montesino kann man fast die Donau riechen und wo ein Fluss ist, da ist auch eine Brücke. Ich bin zum dumm fürs fotografieren und zu alt, um Spieler anzuquatschen. Ich wollte meinen Fotoapparat von der höchsten Brücke schmeißen und mich gleich dazu. Doch dann sah ich unten auf der Straße Erik Seidel und alles war wieder gut: „Shalom Mr. Seidel. I am Götz Schrage. The most important Pokerjournalist in the world. May we make a picture together?“. „Sure“ sagte Mr. Seidel und ich hatte mein Selbstbewusstsein wieder. – So wie es sich gehört. 

Götz Schrage

PS: Und jetzt zur Frage, warum Club7Poker Marketing Oberboss Paul Preis als Kabelträger von Jens Knossalla arbeitet Mögliche Antworten: a) Er hat eine Wette verloren, b) Er tut nur so, als er Kabel trüge, um ein wenig auf Jens Knossalla aufzupassen, c) Er hat mit Patrick Antonius Heads up gespielt und musste noch einen Zweitjob annehmen. – Meine tüchtigen Kollegen von der Hochgepokert.com News-Redaktion bleiben an der Story dran.

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