Wien hat sich schon lange als Pokerzentrum in Europa etabliert, aber wenn hier im Montesino die WPT läuft, ist die Action so groß wie in keinem anderen europäischen Casino. Viele Weltklassepokerspieler erschienen, sodass der fleißige Fotograf Götz Schräge es kaum schaffte, von allen ein Foto zu schießen. Wie geplant reiste ich einige Tage vor der WPT an, um mich aufzuwärmen und zwei kleine Turniere zu spielen. Beim Ersten, 340€ Buy- in und €200.000 garantiert, habe ich bis Level 11 überlebt, und schlussendlich hat mich Fabio Breitfuß vom Tisch genommen, der meine Chips dann auch erfolgreich verwaltete und am Ende das Turnier sogar gewonnen hat!
Beim zweiten Turnier mit 550€ Buy-in (12.000 Start Chips und 40 min. Level) bekam ich zu Beginn einen interessanten Tisch, mit vielen unbekannten jungen Spielern, die aber sehr viel Action machten. An so einen heißen Tisch musste ich meine Spielweise anpassen und etwas zurückhaltend spielen. Auf Platz drei saß aber ein besonderer Vogel, ein bekannter Schweizer, Sam El Sayed (ursprünglich aus dem Libanon).Er hat im Jahr 2010 die WPT Amneville in Frankreich gewonnen und ist sehr schwer zu lesen oder besser gesagt: absolut unberechenbar! Hier eine sehr interessante Hand von Level 2 (50-100). UTG ein Shortstack pusht All-in für 350, ich bin der Nächste, und finde Pocket 9. Ich will im Heads-up mit ihm bleiben. Mein Preis, 950, hat alle bis zum Small Blind Sam El Sayed in die Flucht getrieben. Sam callte lässig, und der Big Blind foldete brav. An diesem Punkt muss ich mehr über Sam erzählen. Weil ich regelmäßig viele große Turniere in Europa spiele, treffe ich oft die gleichen Gegner, und ich finde es nützlich, wenn man mehr über diese Stammgegner weiss. Mein Kopf ist wie ein Computer mit einer großen Datenbank, ich speichere viele Hände, viele Tells, und alles was am Tisch passiert. Ich finde es auch gut, viel über die Gewohnheiten meiner Gegner zu wissen, auch über solche, die nicht nur am Tisch passieren.
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Sam ist ein Spielliebhaber, der super Turnier Ergebnisse hat, aber trotzdem ein chronischer Gambler ist! Ich sah ihn sehr oft wild Omaha Pot Limit spielen, sowie Roulette, Black Jack, und andere verführerische Casinospiele. Er hat also das Gamblen im Blut.
Jetzt zurück zu der Hand. Also ich spiele mit Sam in Position, und wir sehen zu dritt den Flop .
Zu bemerken ist noch, der dritte Spieler war All-in, und es gab momentan einen 1150 Main Pot und 1200 Side Pot. Sam checkt, und ich feuere eine Contibet 1350 mit meinem Overpaar. Er callt. Jetzt gab es einen 3.900 Side Pot. Der Turn brachte , und Sam feuert plötzlich 3000. Das hat mich etwas beunruhigt, aber ich calle mit dem Gefühl, immer noch vorne zu liegen. Der River . Sam schießt wie aus einer Pistole für 9000 All-in. Wow. Was nun?
Was gegen einen Call spricht:
a)Ein Spieler war All-in, und falls Sam bluffte, könnten alle seine Hand sehen, weil der Showdown unvermeidlich war.
b)Es war sehr früh für so einen verrückten Bluff, erst Anfang des Turniers – Level 2
c)Ich habe mit großer Mühe meinen Stack fast verdoppelt, und wenn ich jetzt calle, würde ich etwa die Hälfte meines Stacks riskieren!
d)Es gibt viele Hände die mein Paar 9 schlagen…
Was für einen Call spricht:
a)Das Image von Sam war extrem loose, und es wäre gut möglich, dass er so einen verrückten Bluff durchzieht.
b)Ich hatte in diesem Moment ein Overpair, was gegen einen loosen Gegner positive Erwartung hat.
Nach lange hin und her kam ich zur Schlussfolgerung, dass es eher wahrscheinlich ist, dass Sam ein großes Paar slow gespielt oder den Flop gut getroffen hat, und foldete ungern meine Hand. Sam sprang vom Stuhl und schlug seine zwei Karten offen auf den Tisch: „“!!!
Also ein totaler Bluff! Er sammelte stolz den Side Pot ein. Für den Haupt Pot hat sein König hoch nicht gereicht, denn der All-in Spieler konnte Pocket 4 vorweisen!
Nach dem Spiel machte ich mir lange Gedanken darüber, warum Sam schon in Level 2 so risikoreich sein ganzes Turnierleben riskiert. Schlussendlich hat er ja diesen Pot gewonnen und die Situation also richtig eingeschätzt! Das alte Sprichwort: Die Gewinner haben meistens Recht! Was meinen Sie, liebe Leser, dazu?
Und so stand Sam circa bei 20.000 in Level 3(100/200). Einige Hände später passierte folgendes: ein Spieler ging in früherer Position für etwa 1.900 All-in. Ein solider Spieler nach ihm, in diesem Moment der Chipleader am Tisch (mit über 30.000) callte, es folgte reraise All-in 9000 vom Cut-off und jetzt war Sam am Button an der Reihe. Ohne mit der Wimper zu zucken, ging Sam für 20.000 All-in und der Chipleader callte, nach sage und schreibe 2 Min. Bedenkzeit mit Pocket Kings!
Showdown: Der UTG Spieler zeigte AQ, der Spieler am Cutoff ein Paar 9 und Sam drehte … um. Stellen sie sich vor, wenn Sam diesen Monsterpot gewonnen und dann wohl den Tisch terrorisiert hätte … Sam bekam aber keine Hilfe vom Board und war somit ausgeschieden. Der Tisch wurde auch sofort ruhiger!
Trotz dieser positiven Tischveränderung habe ich nur bis zu den letzten 3 Tischen überlebt, was leider nicht genug war um ins Preisgeld zu kommen (es gab nur 13 Preise). An meinem Misserfolg war nur ich alleine schuld, weil ich im Kampf Cut-off (ich) gegen Button (ein russische Spieler) mein Paar 77 gegen JJ schlecht gespielt habe.
Nach meinem Ausscheiden ging ich in Richtung Hotel. Auf dem Weg dorthin traf ich meinen alten Pokerkollegen Tony G mit seinem unverwechselbaren Auto.
WPT-Das Mein Event
Wie auch im letzten Jahr war im Montesino-Wien das Turnier wunderbar organisiert und auch super besucht! Eine Stunde Level 30k Starting Chips, also eine gute Voraussetzung, dass die WPT in Europa zur EPT etwas konkurrenzfähiger werden kann.
Ich ging optimistisch an Tag 1A zum Turnier. Meine Tischkonstellation: Ich sitze auf Platz 9, rechts auf Platz 8 ein alter Bekannter, der 770 Pro Julian Herold, links auf Platz 2 Stefan Jedlicka, vis a vis auf Platz 4 Marc Gork – der Chips Architekt: , der etwas später gelandet ist, aber schon von Level 1 Gas gegeben hat! Die anderen Spieler kannte ich nicht. Bald konnte ich auch von ihnen notwendige Infos sammeln. Auf Platz 1 ein Tscheche, der geradlinig und solid-passiv Poker spielte. Es war sehr gut, dass er links von mir saß! Platz 3 ein junger Franzose, der oft beim Wetten zitterte, was mich auf den Gedanken brachte, dass er Onlinequalifikant ist und wenig Liveturniererfahrung hat. Auf Platz 5 war ein anderer junger Onlinequalifikant aus Ungarn. Er machte oft komische Spielzüge und zeigte stolz seine Bluffs. Solche Gratisinfos sind in meiner Datenbank herzlich willkommen. Auf Platz 6 ein alter Kanadier, der solide und gebildet Poker spielte. Auf Platz 7 ein Italiener, der in der Schweiz lebt, und schon lange Turnierpoker ohne großen Erfolg spielt.
Mein erste Begegnung mit Marc Gork:
Wir spielen im Level 2 (75-150) und Mark raiste standardmäßig in früherer Position auf 300. Alle foldeten zu mir am Button…Fortsetzung folgt:
Also bis Bald, gute Karten und viel Glück am Filz wünscht euch:
Euer Ivo ,,The Chessmaster“