Die Engländerin Victoria Coren gewann als erste Frau einen Main Event der European Poker Tour, sie hat ihre eigene Poker-Kolumne auf der Website des „Guardian“ und ist für PokerStars eine präsente und meinungsstarke Repräsentantin. In einem Interview hat sie sich nun zu aktuellen Entwicklungen des Poker geäußert.
Es ist nun über 20 Jahre her, dass Victoria Coren über ein Homegame ihres älteren Bruders Giles mit dem Poker in Verbindung kam. Seitdem ist sie nicht nur EPT-Champion geworden, sondern hat auch den rasanten Wechsel des Poker live miterlebt.
„Alles ist viel heller, offizieller und alltäglicher geworden. Heutzutage hat doch kein 19-Jähriger mehr Angst seinen Eltern offiziell mitzuteilen, dass er Poker Profi werden wolle. In Kaffees sitzen viele junge Leute in gemütlichen Ecken und spielen auf ihrem iPad oder Smartphone Online-Poker. Das Ganze ist mehr und mehr aus dem Schatten ins Tageslicht getreten.“
Die Gefahren der Illegalität seien fast Geschichte, so Coren. Dafür seien neue Risiken hinzugekommen. So sei es für viele Spieler, vor allem die verlierenden, dass sie ihre Niederlage nicht mehr vor den Augen anderer hinnehmen müssten. Da weiterzumachen, weiter zu verlieren sei online wesentlich leichter, so die Britin. „Außerdem wird das virtuelle, echte Geld eben immer noch nicht so stark mit seinem materiellen Wert assoziiert, wie das bei echten Banknoten der Fall ist.“
Trotzdem habe die Welt des Online-Poker dem alten Spiel seine Sexiness zurückgegeben. „Die vielen jungen Spieler, die mit gewaltigen Geldsummen hantieren, rund um die Welt jetten um sich mit bekannten TV-Größen oder schwerreichen Geschäftsmännern zu duellieren – dieses Bild hat am Ende den Boom erst möglich gemacht.“
Allerdings ist Victoria Coren selber ziemlich oldschool und konservativ geblieben. „Viele meiner Kollegen konnten es nicht fassen, dass ich meine 500.000 Pfund vom EPT-Sieg nahm, um mir eine eigene Pension zu kaufen. Die dachten alle, dass ich jetzt losziehe nach Las Vegas, um den Betrag wieder zu riskieren.“