Einen „unverbesserlichen Hochstapler und Betrüger“ nannte Richter Lewis Kaplan den Delinquenten Ira Rubin und verurteilte ihn am Donnerstag zu drei Jahren Haft und fünf Millionen Dollar Geldstrafe. Damit blieb Kaplan deutlich über dem Antrag der Staatsanwaltschaft. Warum? Rubin ist alles andere als ein naiver Ersttäter, sondern hat seit den 1970er Jahren eine beispiellose kriminelle Karriere hingelegt.
Der Ausstieg aus der bürgerlichen Gesellschaft begann bei dem heute 54-jährigen Rubin bereits in der Schule. Seine Zensuren seien auch deshalb so schlecht gewesen, weil der junge Ira kaum die, von seinem älteren Bruder gesetzten Standards erfüllen konnte. Im permanenten Twist mit seiner Familie, entschieden Vater und Mutter Rubin die Verlegung des 16-Jährigen in ein Internat. Dort begann Ira mit Marihuana zu handeln, wurde erwischt, verweigerte ein Besserungsversprechen und war weg, bevor ihn seine Eltern abholen konnten.
Es begann eine Odyssey durch die halbe USA. Rubin lebte als Obdachloser, aß aus Mülltonnen und saß wegen Ladendiebstahl und anderen kleinen Delikten immer wieder kürzere Haftstrafen ab. Er versuchte es in New York, Connecticut und schließlich San Francisco. Er arbeitete in Strip-Clubs als Türsteher und Barkeeper und baute schließlich ein kleines Geschäft mit T-Shirts diverser Rockbands auf. Doch auch auf diesem Terrain scheiterte Rubin schließlich. Trotz vorheriger Heirat ging der 22-Jährige wegen betrügerischer Machenschaften für ein Jahr ins Gefängnis, während in der Zwischenzeit sein Sohn geboren wurde.
Kaum in Freiheit versuchte sich der stetig zahlungsunfähige Ira in einer neuen Sparte: Scheckbetrug. Dafür gab es wenig später die nächste Haftstrafe in Höhe von drei Jahren und die Scheidung von seiner ersten Frau. Doch die Trauer war kurz: Rubin lernte im Gefängnis seine nächste Kumpanin kennen, ging mit ihr nach New York und stieg ins Wettgeschäft ein. Offiziell arbeitete er für einen Sport-Informationsdienst, doch in Wahrheit verwendete er die oft brisanten und exklusiven Informationen, um sie bei groß angelegten Wettdeals zum Einsatz zu bringen.
Aber auch hier waren die Einkünfte am Ende mehr als schmal, was Ira Rubin dazu verführte mit Autos zu handeln. Ein ehemaliger Mithäftling hatte ihm die Abwicklung eines Autodeals angeboten. Rubin sollte fünf wertvolle Oldtimer in den USA finden, um sie an Kunden in Großbritannien zu verkaufen. Rubin kassierte die Anzahlung, machte sich aus dem Staub und probierte es in Oklahoma die folgenden zwei Jahre ausnahmsweise mal mit ehrlicher Arbeit, bei einem TV-Satelliten-Unternehmen. Doch bekanntlich ruht die Vergangenheit nie und so erreichte Rubin die Strafe zwei Jahre später. Drei Jahre Gefängnis und 60.000 Dollar Geldstrafe wurden fällig.
Und wieder begann Ira Rubin von vorn. Doch diesmal eher Big Style. Er hatte Beschäftigung bei einem Kreditkartenunternehmen gefunden und dieses schon ein Jahr später mit fünf anderen Beschäftigten verlassen, um eine eigene Firma aufzubauen. Was folgte waren ein paar Jahre der Ruhe und des – legalen – Erfolges. Doch Rubin konnte seinem Schicksal offenbar nicht entgehen. Im Jahr 2006 meldete die Federal Trade Commission Anklage gegen Rubins „Globale Systeme for Telemarketing“ an und fror alle Vermögenswerte, sowohl die geschäftlichen als auch die persönlichen ein. Ein kurze Zeit setzte sich Rubin noch gerichtlich zur Wehr, floh dann allerdings nach Costa Rica, um sich den Strafverfolgungsbehörden zu entziehen. Seine Frau starb in seiner Abwesenheit und die Strafe für Global/ Rubin wurde auf acht Millionen Dollar festgelegt.
Doch Rubin blieb in Costa Rica und bekam langsam Kontakt zu jenem Geschäft, dass ihn nun drei Jahre Haft und fünf Millionen Dollar Strafe eingebracht hat. Mit der Firma E-Triton fing er an falsche e-commerce-Firmen zu gründen, deren einziger Zweck darin bestand illegale Transaktionen auf und von den Online Poker-Seiten PokerStars, FullTilt und AbsolutePoker zu verschleiern.
Nach dem Erlass der Haftbefehle im Zuge des Black Fridays hatte Rubin versucht nach Thailand zu fliehen und wurde in Guatemala verhaftet. Allerdings hat Ira für die Zeit nach der Haft vorgesorgt. Nach Informationen der amerikanischen Ermittler hat Rubin zwei Millionen Dollar in Zypern versteckt und einem Freund Goldbarren in einem ähnlichen Wert übergeben.
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