Eddy Scharf gegen den Staat – Kampf dem Finanzamt! – Ein Musterprozess?

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Es könnte der große Prozess werden. Schneidet der Staat sich in sein eigenes Fleisch? Spricht Eddy Scharf für alle Pokerspieler und wird zum neuen Helden? Fakt ist – es wird eine Entscheidung geben. 

Was war passiert? Bracelet Gewinner Eddy Scharf wurde, wie auch so viele bekannte Pokerspieler, Ende 2009 zur Kasse gebeten. Das Finanzamt geht bei Profi-Pokerspielern bekannterweise von einer gewerblichen Tätigkeit aus und verlangt so Steuern auf ihre Gewinne, die sie unter anderem durch Portale wie Hendonmob.com einsehen können. Generell sind Glücksspiel-Gewinne steuerfrei, doch die Steuerfahndungsstelle urteilte folgendermaßen: „Das Pokerspiel mag für den Zufallsspieler als Glücksspiel zu werten sein, weil seine Chancen, gegen einen Profipokerspieler zu gewinnen, gegen null tendieren.“ Der Profispieler hingegen nutzte „persönliche Fertigkeiten und ein tieferes Spielverständnis“ und verlasse sich nicht auf sein Glück. (siehe aktuelle Spiegel-Ausgabe 34/2012, „Game Over“).

Aufgrund dieser Aussage wurden hunderte Pokerspieler in Deutschland angeschrieben und Zahlungsaufforderungen erhalten. Bei manchen wurden sogar aufgrund der Steuerschulden direkt das Konto gesperrt. Der Fiskus blufft hier nicht. Eddy Scharf allerdings will keinen Cent zahlen. „Wenn ich deren Forderungen nachkomme, bin ich pleite, game over„, sagte er dem Spiegel. Seine Klage ist bereits vor Gericht. 

Das Verfahren „Scharf ./. Finanzamt Köln Mitte“ ist ein Novum. Es könnte der große Musterprozess werden, der Ende des Jahres stattfinden soll. Sein Anwalt, Robert Kazemi, der in der Pokerszene bekannt ist, hat bereits eine 27-seitige Stellungnahme an das Gericht gesendet. Dort werden unter anderem wissenschaftliche Studien genannt, die belegen, dass Poker doch nur ein Glücksspiel ist. Auch Weltmeister Pius Heinz wird genannt, der im Vorjahr die WSOP gewann, allerdings „bei einem Feld-Wald-und-Wiesen-Turnier früh ausschied. Das wäre, wie wenn Roger Federer in der ersten Runde bei Blau-Rot Bonn rausfliegen würde“, so Kazemi. 

Das Finanzamt lies das alles kalt. Als Antwort auf die 27 Seiten kam eine knappe Seite zurück. Dort wurde kurz und bündig erläutert, dass Eddy Scharf vor Gericht keinen Erfolg hätte. Sie halten sich an das Bild, was die Branche selbst seit vielen Jahren vermittelt: ein spannder Sport, gepaart mit Psychologie und Geschick. So wird Poker vermarktet. Sollte Scharf vor Gericht recht bekommen, ist dieses Bild vorerst zerstört. 

Allerdings ist der Prozess auch für den Staat nicht ohne Risiko. Denn sollten die Finanzbeamten recht bekommen, und die Gewinne eines Spielers müssten versteuert werden, dann MÜSSEN ebenfalls die Verluste geltend gemacht werden, die dann auch mit anderen Einkommensarten verrechnet werden können. Das bedeutet: Wer bei einer Teilnahme an einer EPT verliert, zahlt weniger Steuern auf das Einkommen, dass man im Beruf erzielt. „Da nach Schätzungen 95% der Spieler Verluste einfahren, könnte dies sich zu einem neuen Steuersparmodell entwickeln“, so Anwalt Kazemi.

Des Weiteren könnten die Folgen noch weiter reichen. Bislang ist Pokern im Netz in Deutschland verboten. Der neue Glücksspielstaatsvertrag, der von der EU-Kommission scharf kritisiert wird, nimmt Online-Poker noch nicht mal auf. Deshalb darf Poker momentan nur in den Spielbanken angeboten werden. Sollten die Finanzgerichte feststellen, das Poker ein Geschicklichkeitsspiel ist, dann werden hier sicher die Betreiber der Internetportale den nächsten Schritt unternehmen, um Onlinepoker zu legalisieren. Der Staat sitzt in der Zwickmühle.

Der Fall Eddy Scharf ist spannend. Jeder wartet gespannt auf den Prozess und den folgenden Ausgang. Eddy Scharf kann die Pokerwelt in Deutschland verändern. Wir sollten ihn alle unterstützen. Hochgepokert.com wird sich der Sache annehmen und ausführlich am Fall dran bleiben. 

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quelle: spiegel.de

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