Er ist der wohl erfahrenste WSOP Main Event Final Table-Teilnehmer seit Phil Ivey 2009. Er hat weit über sieben Millionen Hände online gespielt, besitzt ein Bracelet und hat nun von seiner jahrelangen Drogensucht berichtet. Greg Merson ist allerdings seit zehn Monaten clean und wird sich wohl selbst im Falle eines Sieges nicht mal einen Drink genehmigen.
Der 24-jährige Greg Merson kommt aus Maryland und hat in der dortigen Homegame-Szene eine einzigartige Poker-Sozialisation erfahren. Die Online-Könige Scott Palmer und Daniel Cates sind ihm dort ebenso begegnet, wie der momentan heißeste Live-Spieler der Welt, Dan Smith.
Und Greg Merson hat in den vergangenen fünf Jahren alles dafür getan, um in diesem Haifisch-Becken mitzuhalten. Sieben Millionen Hände soll er mittlerweile online gespielt haben. Sein Freund und Kollege Christian Harder sagte dazu: „Ich bin mir ziemlich sicher, dass Greg unter den Top 25 der „fleißigsten“ Online-Spieler aller Zeiten ist.“ Merson selber sieht das ähnlich. „Ich habe ehrlich gesagt nie wirklich darüber nachgedacht. Mein Pensum waren 20-24 Tische, also 1.500 bis 2.000 Hände pro Stunde. Und das über fünf Jahre. Ich glaube, es gibt nicht so viele Spieler, die dasselbe von sich behaupten können.“
Viele würden – nach den Maßstäben der heutigen Zeit gemessen – sogar behaupten, dass Merson ein ähnlich erfahrener Finalist ist, wie 1997 Stu Ungar, 2004 Dan Harrington oder 2009 Phil Ivey.
Weniger bekannt ist, was Greg Merson kürzlich dem Cardplayer-Magazin verriet und was ihn auf einer ganz anderen Ebene in die Nähe des großen Stu Ungar rückt: seine jahrelange Drogensucht. Ungar starb 1998 (nur ein Jahr nach seinem dritten Weltmeistertitel) völlig verarmt und körperlich kaputt, nachdem er über Jahre hinweg kokainsüchtig gewesen war. Ein Schicksal, dem Merson in jedem Fall entgehen möchte.
„Als ich nur wenige Tage vor Start des Main Events im $10.000 No Limit Holdem 6max das Bracelet und etwas mehr als eine Millionen Dollar gewann, hab ich danach geheult, wie ein Schlosshund. Ich war so froh am Leben zu sein und eine zweite Chance bekommen zu haben.“
Erst sechs Monate davor hatte Merson nach eigener Aussage seine schwere Drogensucht besiegt Schon im Alter von 18 Jahren sei er mehr oder weniger abhängig von synthetischem Heroin, Kokain, Adderall, Marihuana und Alkohol gewesen. Nach einer fast dreijährigen Abstinenz sei er 2010 wieder rückfällig geworden.
Verheerend sei diese Phase nicht nur für seine physische und psychische Gesundheit, sondern vor allem auch für seine Poker-Bankroll gewesen. „Anfang 2011 habe ich in drei Sessions jeweils 100.000 Dollar verloren.“ Im Drogenrausch spielte er auch live. An $200-$500-Tischen im Bellagio und verlor dort ebenfalls erhebliche Summen.
Im Dezember 2011 erreichte ihn dann der lang erwartete Breakdown. In einem Hotelzimmer im Aria in Las Vegas konfrontierte ihn ein Freund mit der Realität. Merson erinnert sich daran nur noch vage: „Ich weiß nur noch, dass ich völlig abgefuckt war. Ich hatte schwerste Depressionen und irgendwann machte es einfach „klick“. Ich hatte noch 15 Pillen, die ich während der Entgiftung unbedingt neben mir in der Schublade liegen haben wollte. Nach drei brutalen Tagen war ich clean. Seit diesem Tag im Dezember 2011 habe ich noch nicht mal ein Bier getrunken.“
Für Merson hat seitdem ein neues Leben begonnen. Zum Final Table im Oktober sagt er: „Wenn ich tatsächlich Weltmeister werde und 8 Millionen Dollar gewinne, werde ich auf einen Drink trotzdem verzichten. Wichtiger als alles Andere ist es für mich clean zu bleiben.“
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