Michael Esposito ist unter den October Ninern ein echter Exot. Der Konsumwarenmakler aus Seaford bei New York spielt nur ein Handvoll Turniere pro Jahr und nie länger als zwei, drei Tage. Doch auf den WSOP-Main Event hat sich der 44-Jährige ein Jahr lang akribisch vorbereitet. Mit dem Ziel: zu gewinnen.
Wenn am 31. Oktober der neue Poker-Weltmeister aufs Podest gehoben wird, dann wird der Titel und das Preisgeld keinen so wenig verändern, wie Michael Esposito. Der 44-jährige Konsumwaren-Makler sagt über sich selber: „Ich habe tolle Kinder, ein schönes Haus und ein relativ einförmiges Berufsleben. Ich brauche überhaupt keinen Luxus und mag mein kleines, sicheres Leben, genau so wie es ist.“
Seinen Tagesablauf beschreibt Esposito so: „Ich steh 4:50 Uhr auf. Dann geh ich zuerst entweder laufen oder ich fahr eine Runde mit dem Rad. Dann nehme ich den 7:04 Uhr Zug nach New York ins Büro und bin um 17 Uhr wieder Zuhause. An drei Tagen der Woche geh ich abends schwimmen. Mittwochs treffe ich meine Tochter und am Wochenende fahre ich so, um die 100 Kilometer Rad und Laufe und schwimme ein wenig. Das ist alles.“
Klar ist, dass bei solch einer Routine Poker nur eine Nebenrolle einnehmen kann. Michael Esposito spielt selten online und live auch nur eine Handvoll Turniere im Jahr. Das WSOP Main Event scheint dennoch eine besondere Rolle im Leben des New Yorkers einzunehmen. Auf seinen diesjährigen Auftritt hat sich Esposito akribisch über ein Jahr vorbereitet.
Noch 2011 hatte er nach einem enttäuschenden Turnier 2010 verzichtet: „ Das Jahr Pause hat mir gut getan. Es hatten sich ein paar sehr wichtige Dinge geändert in meinem Leben. Ich war übergewichtig, rauchte und fühlte mich wie ein alter Mann. Doch dann fing ich mit dem Triathlon an. Und genau zum WSOP Main Event hatte ich die Chance mit meinem Sohn nach Irland zu fahren. Und das hab ich dann auch gemacht.“
2012 wollte Michael Esposito dann mal alles ganz anders machen: „Ich fuhr tatsächlich nach Vegas, mit dem festen Fokus das Main Event zu gewinnen. In den Jahren zuvor war ich immer viel zu ungeduldig und wollte meine Gegner regelrecht überrollen. Doch diesmal ging ich geduldig und sehr konzentriert zu Werke. Eine ganz neue Erfahrung.“ Die Erfahrungen im Triathlon scheinen Esposito dabei wichtige Erfahrungen vermittelt zu haben. Wie bei den Wettkämpfen geht man auch beim Poker während der langen Turniertage durch ein Wechselbad der Gefühle. „Du bist verzweifelt, gehst auf Tilt, verlierst die Hoffnung und kommst zurück in die Euphoriezone“, so der October Niner. „Es ist ein langer Grind, und dafür braucht man vor allem eins: Disziplin.“
Aber natürlich auch ein bisschen Können. Und Esposito ist weit davon entfernt ein Frischling zu sein. Er spielt Poker seit 2002. Anfänglich war es nur Seven Card Stud, doch mit der Globalisierung durch die Online-Revolution wurde auch für Michael No Limit Holdem immer wichtiger. Mittlerweile hat er 170.000 Dollar an Turniergeldern gesammelt. Seinen größten Cash schaffte er bereits 2005, als er bei „seinem“ Turnier, dem $9.500 WSOP Circuit -Championship Event in Atlantic City Neunter wurde und dafür 47.310 Dollar kassierte.
Den WSOP Main Event Final Table betritt er nun mit etwas mehr, als 16 Millionen Chips, was in etwa 54 Big Blinds entspricht. Bezüglich einer entscheidenden Hand fällt Michael Esposito nur eine Situation an Tag 1 ein: „Ich hatte [Ax][Kx] und es gab schon preflop eine Menge Raises. Ich hatte irgendwie kein gutes Gefühl, aber mein dann noch einziger Konkurrent spielte die ganz Zeit extrem aggressiv und so entschied ich mich zu einem Wagnis. Der Flop brachte [9x][9x][3x] und mein Gegner feuerte danach, und auch nach empty cards auf Turn und River drei Salven ab. Ich fühlte mich nicht wirklich wohl, doch irgendwas sagte mir, dass er [Ax][Qx] hielt. Ich hatte Recht und danach einen schon beachtlichen Stack.“
Ganz relaxt will Michael Esposito auch an den Final Table gehen. Intensives Coaching und das tagelange Studieren von Hand Histories seiner Gegner hält er dabei für Hokuspokus. „Ich kann überhaupt nicht voraussehen, was am Final Table passieren wird. Ich versuche mich mental fit zu halten und dann auf den Punkt konzentriert zu sein.“
Immerhin winkt, neben dem Geld (das Esposito eindeutig wichtiger ist, als das Bracelet oder der Ruhm) auch noch ein anderer Lohn: der October Niner aus Seaford bei New York will unbedingt zum Iron Man Race nach Hawaii. Den teuren Trip konnte er sich bisher nicht leisten.
MICHAEL ESPOSITO (USA)
Alter: 44
Heimatstadt: Seaford (New York)
Online Nick: –
Beruf: Konsumwaren-Makler
Stand vor dem Final Table: 6. Platz, 16.260.000
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