Die October Nine – Part 7 – Greg Merson: Favorit mit Drogenbeichte

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Er ist der wohl erfahrenste October Niner und deshalb bei den Wettanbietern auch Top-Favorit auf den Titel. Er hat weit über sieben Millionen Hände online gespielt, besitzt ein Bracelet und hat kürzlich von seiner jahrelangen Drogensucht berichtet. Greg Merson ist seit zehn Monaten clean und will nun den Titel holen. Dabei hing sein Turnierleben an Tag 5 nur noch an einem seidenen Faden.

Noch 150 Spieler waren im Main Event, als das letzte Stündchen für Greg Merson geschlagen zu haben schien. Gegen den Italiener Fabrizio Gonzalez hatte er einen Monsterpot verloren und blieb geschlagen mit nur noch wenigen Big Blinds zurück. Doch so leicht wollte der 24-Jährige sein Turnierleben nicht hergeben. Er verdoppelte, einmal, zweimal, dreimal und war irgendwann wieder zurück im Bereich der Fold-Equity.

Und die kostete Merson in der Folge kräftig aus: „Ich bin von 950.000 Chips hoch auf 4,4 Millionen ohne nur einen Showdown erlebt zu haben. Lediglich bei der Eliminierung von Vanessa Selbst musste ich die Karten zeigen. Ich habe all diese Bluffs durchgezogen und bin stolz, dass man davon einige im TV sehen wird.“

Für Greg Merson scheint 2012 das Jahr seines Lebens zu werden. Nur wenige Tage vor dem Main Event gewann er das WSOP-Bracelet im $10.000 6max. Championship-Turnier und sackte über eine Million Dollar ein. Nun sitzt er als Dritter im Chipcount am Main Event Final Table und wenn er dort gewinnt, überholt er auch noch Phil Hellmuth in der WSOP-Player of the Year-Wertung.

Seinen Anfang hat das Alles vor etwa acht Jahren in der Homegame-Szene von Maryland genommen. Bei seiner einzigartige Poker-Sozialisation traf Merson dort auch auf die Online-Könige Scott Palmer und Daniel Cates, sowie auf einen der momentan besten Live-Turnierspieler der Welt, Dan Smith.

Und Greg Merson hat danach alles dafür getan, um in diesem Haifisch-Becken mitzuhalten. Sieben Millionen Hände soll er mittlerweile online gespielt haben. Sein Freund und Kollege Christian Harder sagte dazu: „Ich bin mir ziemlich sicher, dass Greg unter den Top 25 der „fleißigsten“ Online-Spieler aller Zeiten ist.“ Merson selber sieht das ähnlich. „Ich habe ehrlich gesagt nie wirklich darüber nachgedacht. Mein Pensum waren 20-24 Tische, also 1.500 bis 2.000 Hände pro Stunde. Und das über fünf Jahre. Ich glaube, es gibt nicht so viele Spieler, die dasselbe von sich behaupten können.“

Viele würden – nach den Maßstäben der heutigen Zeit gemessen – sogar behaupten, dass Merson ein ähnlich erfahrener Finalist ist, wie 1997 Stu Ungar, 2004 Dan Harrington oder 2009 Phil Ivey.

Weniger bekannt ist, was Greg Merson kürzlich dem Cardplayer-Magazin verriet und was ihn auf einer ganz anderen Ebene in die Nähe des großen Stu Ungar rückt: seine jahrelange Drogensucht. Ungar starb 1998 (nur ein Jahr nach seinem dritten Weltmeistertitel) völlig verarmt und körperlich kaputt, nachdem er über Jahre hinweg kokainsüchtig gewesen war. Ein Schicksal, dem Merson in jedem Fall entgehen möchte.

„Als ich das Bracelet im 6max geholt hatte, hab ich danach geheult, wie ein Schlosshund. Ich war so froh am Leben zu sein und eine zweite Chance bekommen zu haben.“

Erst sechs Monate davor hatte Merson nach eigener Aussage seine schwere Drogensucht besiegt Schon im Alter von 18 Jahren sei er mehr oder weniger abhängig von synthetischem Kokain, Adderall, Marihuana, Alkohol und vor allem einem Opioid namens Oxycodon gewesen. Nach einer fast dreijährigen Abstinenz sei er 2010 wieder rückfällig geworden.

Verheerend sei diese Phase nicht nur für seine physische und psychische Gesundheit, sondern vor allem auch für seine Poker-Bankroll gewesen. „Anfang 2011 habe ich in drei Sessions jeweils 100.000 Dollar verloren.“ Im Drogenrausch spielte er auch live. An $200-$500-Tischen im Bellagio und verlor dort ebenfalls erhebliche Summen.

Im Dezember 2011 erreichte ihn dann der lang erwartete Breakdown. In einem Hotelzimmer im Aria in Las Vegas konfrontierte ihn ein Freund mit der Realität. Merson erinnert sich daran nur noch vage: „Ich weiß nur noch, dass ich völlig abgefuckt war. Ich hatte schwerste Depressionen und irgendwann machte es einfach „klick“. Ich hatte noch 15 Pillen, die ich während der Entgiftung unbedingt neben mir in der Schublade liegen haben wollte. Nach drei brutalen Tagen war ich clean. Seit diesem Tag im Dezember 2011 habe ich noch nicht mal ein Bier getrunken.“

Für Merson hat seitdem ein neues Leben begonnen. Zum Final Table im Oktober sagt er: „Wenn ich tatsächlich Weltmeister werde und 8 Millionen Dollar gewinne, werde ich auf einen Drink trotzdem verzichten. Wichtiger als alles Andere ist es für mich clean zu bleiben.“

GREG MERSON (USA)

Alter: 24

Heimatstadt: Toronto (Kanada)

Online Nick: gregy20723

Beruf: Berufsspieler

Stand vor dem Final Table: 3. Platz, 28.725.000 Chips

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