Die Sendung „Sportlounge“ des Schweizer Fernsehens interviewte den Schweizer Topskifahrer Beat Feuz, anlässlich zum Beginn der neuen Saison in zwei Wochen auf dem Gletscher in Sölden (A). Feuz ist in der letzten Saison mit dem Sieg des Abfahrtsrennens am Lauberhorn in Wengen (CH) so richtig durchgestartet und sein lädiertes Knie birgt momentan fast immer für eine tägliche Schlagzeile in den Schweizer Medien.
Nein von aussen sieht ein Beat Feuz nicht wie ein Pokerspieler aus. Eher wie der liebe Muttersohn welcher bodenständig und lieb auf dem Bauernhof lebt und ehrliche Milch verkauft. Und genau dort gibt er dem Schweizer Fernsehen ein Interview über die kommende Saison und über seine Pokerleidenschaft, abseits der Piste.
Und er hatte es nicht einfach, denn Lukas Studer vom Schweizer Fernsehen warf ihm gleich mit der ersten Frage über Poker so ziemlich die blödeste Frage für Pokerspieler an den Latz: „Was sind sie für ein Pokerspieler, berechenbar risikoreich?“
Was für eine schrecklich generelle Frage: Mir als Pokerspieler käme es so schräg rein, als würde mich der Reporter gerade fragen ob ich gut im Bett sei. „Ja klar bin ich eine Sexmaschine“, wäre hier meine impulsive und verärgerte Antwort gewesen.
Doch Beat Feuz senkt darauf ganz kurz nach links seinen Kopf und gibt sofort die medial gekonnte Antwort für jede bodenständige Mutter:
„Sicher beides muss man irgendwie haben. Das eine nützt sicher nichts“
Doch dann hackt der Journalist nach:
„Wie muss man sich eine Pokerrunde mit Beat Feuz vorstellen? Ist dies eine gemütliche Sache, oder werden sie da auch manchmal laut (der Moderator verwirft dabei kurz die Arme)?
Lieber Herr Journalist Lukas Studer, ein Pokerturnier ist keine laute Sache! Man hockt leicht philosophisch gesehen mit unterschiedlichen Charakteren und Typen aus jeder Sozialschicht an einem Tisch und muss sich mit diesen Menschen und deren Spiel befassen. Dazu beobachtet man in erster Linie den Gegner und spricht ab und zu mit ihm, um seinen eigenen Eindruck über ihn zu verstärken, und um ihn einzuschätzen beziehungsweise ihn dann auszuspielen. Darum wird es auch ab und zu „The King of Games“ genannt und am lautesten sind die Chipgeräusche der Spieler.
Aber da wäre doch noch Beat Feuz, welcher wieder abgebrüht und Schweiz weit verständlich antwortet:
„Nein laut eigentlich nicht. Poker hat nichts mit „laut“ zu tun, und wenn man sich aufregt, dann eher innerlich, und wenn es der Gegner sehen würde, wäre es schon wieder schlecht für mich und darum lasse ich dies lieber in mir drin“
Der Reporter weiter:
„Ich habe einmal gelesen, sie würden sehr gerne nach Las Vegas, so richtig zocken gehen. Was ist die Faszination daran?“
Ein Profisportler hat es wirklich nicht leicht. Gerade dann nicht wenn solche Fragen auf einem reinquasseln. Viele Pokerspieler sehen sich nicht unbedingt als Zocker. Für regelmässige Pokerspieler sind dies eher die Automaten- und Roulettespieler, welche zuerst den Einsatz ohne einen Anhaltspunkt tätigen und dann beten. Beim Pokerspiel bekommt man vor jeder Runde Karten als Entscheidungshilfe und kann dann entscheiden ob man bereit ist, mit zu spielen. Pokerspieler Herr Studer sehen sich eher als Strategen, nicht als Zocker.
Beat Feuz kneift kurz seine Lippen zusammen und erzeugt für das geübte Auge ganz kurz einen Microtell, überlegt kurz und antwortet dann wieder gekonnt:
„Es ist das Adrenalin, welches das Pokerspiel erzeugt. Und was man alles gewinnen kann, mit dem Spielen, der Spielintelligenz, und was man damit alles machen kann und darum würde es mich schon mal faszinieren, einfach mal dorthin (Las Vegas) zu gehen, und dort ein Turnier mit zu spielen.
Der Journalist des Schweizer Fernsehens sitzt nun lässig strahlend in seinem Sessel auf Beat Feuz Bauernhof und fragt blöd weiter. Dabei wirft er seine linke Hand gleichgültig nach oben:
„Was wäre ihr Limit? Finanziell gesehen?“
Was für eine persönliche Frage Herr Studer! Einen Pokerspieler nach seiner Bankroll zu fragen, wird niemals eine Zahl herausbringen. Nicht weil sich die Spieler schämen, sondern weil sie sich nicht in den Situationen vor anderen Pokerspielern verraten wollen, wann sie hoch spielen und dann ein Gegner diese zusätzliche Anspannung und Nervosität ausnützen könnte.
Aber da wäre ja noch der Profi Beat Feuz, welcher einfach richtig gut antwortet:
„Hmm das weiss ich nicht. Ich würde sicher gerne ein Turnier spielen, bei welchem es um etwas geht. Und eben ich würde sicher nicht alleine nach Las Vegas gehen und sicher mit irgendwelchen Kollegen oder so.“
Doch dann hakt der Reporter nach:
„Wie muss ich mir das jetzt vorstellen? Setzen sie eher fünfzig Franken, tausend Franken oder ist ihr oberes Limit bei fünfzigtausend Franken? Wie gross ist die Leidenschaft, wie hoch würden sie gehen?“
Herr Studer, mit solchen Fragen kratzen sie am persönlichen Bild unserer skandalfreien Hoffnung Beat Feuz. Gerade Schlagzeilen wie „Zu viele Nächte gezockt? – Beat Feuz kommt nicht auf Touren“, kann sich unser Spitzensportler und der „Turnierpokersport“ welcher in der Schweiz ab 2015 legalisiert sein wird, wirklich sparen.
Beat Feuz antwortet mit einem Lächeln auf die schwierige Frage:
„Es geht bei mir sicher nicht um tausende von Franken. Ich bin sicher der, welcher einmal um zehn Franken, einmal um 50 Franken spielt, aber sicher nicht um viel grössere Beträge.
Lieber Herr Feuz. Die Weltmeisterschaft, die „World Series of Poker“ kostet 10’000 USD. Sie wollen mir doch nicht weiss machen, dass dies kein Ziel von ihnen ist. Andere berühmte Sportgrössen wie Peter Northug (Langlauf) und Michael Phelps (Schwimmen), sind regelmässige Besucher dieser Veranstaltungen. Aber irgendwie verstehe ich ja ihre Haltung, den Ball klein und bodenständig zu halten. Das tut der Pokernation Schweiz auch gut.
Lukas Studer vom Schweizer Fernsehen weiter:
„Sie Pokern ja im Team auch mit anderen Skifahrern. Zum Beispiel mit Carlo Janka. Wer ist der Beste von euch?
Wiederum eine Frage die zu wünschen übrig lässt. Aber so dumm wie die Frage tönt, sie zielt immerhin in die richtige Richtung, nämlich Richtung Geschicklichkeit. Wäre Beat Feuz ein leidenschaftlicher Roulettespieler, gäbe es für ihn nur eine Antwort: „Der Glücklichere“.
Doch Beat Feuz antwortet locker:
„Ja da würde glaube jeder von sich behaupten, dass er selber der Beste ist. Aber es ist immer etwas schwierig zwischen uns, also bei Berthod, Janka und mir, da ist sicher die meiste Erfahrung vorhanden.
Lukas Studer weiter:
„Und wie ist es bei ihnen, – the winner takes it all – oder laden sie dann die Truppe auf ein Nachtessen ein?
Hallo Herr Studer! Poker geht um Geld. Für Poker um Naturalien, dafür wurde Strippoker erfunden.
Beat Feuz antwortet wiederum entspannt:
„Es kommt darauf an wo wir gerade sind. In einem Trainingslager ladet der Sieger die Verlierer nachher auf ein Bier ein, aber im Winter bei den Rennen, da sackt man den Gewinn ein und geht“
Herr Studer vom Schweizer Fernsehen weiter:
„Sehen sie Parallelen zwischen Poker und dem Skifahren, mit der Art wie sie Pokern und wie sie Skifahren“.
Herr Reporter Studer. Was soll man da vergleichen? Auch ich fahre Ski und spiele im Winter die Skichallenge online gegen andere Pokerspieler. Natürlich tüfteln wir an den besten Einstellungen um schnellstens in Tal zu kommen. Aber mit Poker spielen, dem Gegner Fallen stellen und ihn auszuspielen, hat dies wenig zu tun.
Doch Beat Feuz gibt gekonnt zur Antwort:
„Schon ein wenig, doch kann man es nicht direkt miteinander vergleichen. Doch einige Parallelen sind schon zu finden, zum Beispiel habe ich in den Trainings nicht immer meine Karten aufgedeckt und das ist beim Poker ähnlich, wo man vielmals die Karten auch nicht zeigt. Und da ist ein gewisses Pokerface auch beim Skifahren auch möglich und das versuche ich auch so gut wie mögliche durch die Saison hindurch zu bringen.“
Lukas Studer vom Schweizer Fernsehen doppelt nach mit der Frage:
„Wer ist eigentlich der Mensch, welcher sie durchschauen kann in dieser Sache?“
Herr Studer hallo! Sie fragen da Sachen nach, welche in das Nationalgeheimnis der Schweiz zielen. Beat Feuz ist unsere grösste Waffe gegen die Österreicher in diesem Winter und sie wollen den Ösis gleich die Karten offenlegen…
Natürlich antwortet hier Beat Feuz:
„Meine Freundin, sie merkt sofort, wenn ich sage das Training sei heute gut gelaufen, wann es nicht so war…
Das gesamte Interview gibt es hier (auf Schweizerdeutsch):
http://www.videoportal.sf.tv/video?id=56ca274c-6233-4e13-8243-f01e1219f9cf
Ab 2015 sind in der Schweiz Pokerturniere ausserhalb von Casinos erlaubt. Bis dahin wünscht man sich von Journalisten definitiv andere Fragen oder mindestens andere Fragestellungen. Denn es kann sehr gut sein, dass mit der Legalisierung von Poker, ein Pokerturnier Thema in der Fernsehsendung Sportlounge zum Thema wird.
Links:
Homepage Beat Feuz: http://www.beat-feuz.ch/
Infos über die Skichallenge: http://de.wikipedia.org/wiki/Skichallenge
Screenshots aus: http://www.sf.tv
Cheers
Martin Bertschi
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